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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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neben ihm stehen und raunt an seinem Ohr: „Wenn das so ist, dann kannst du gerne jetzt schon eine Million haben. Schließlich habe ich deinen Vertrag schon gebrochen, indem ich nicht auf der Modenschau erschienen bin.“ Sie lächelt ein kleines Lächeln an seinem Ohr. „Und jetzt werde ich unseren Vertrag ein weiteres mal brechen. Ich werde dir das Geld bei Gelegenheit überweisen.“ Dann lässt sie ihn stehen.
    ***
    Evelyn verlässt das Fotostudio stinksauer, ihre verwirrte Tante und den irritierten Bodyguard im Schlepptau. Dann schlendern sie gemeinsam im Londoner Nieselregen ein wenig an den Geschäften vorbei – Catherine in der Mitte, Evelyn bei ihr untergehakt (mit ihrer idiotischen Sonnenbrille auf der Nase, mit der sie bei diesem Wetter doch noch besser auffällt, als ohne), Tom auf Catherines anderer Seite, mit einem unauffälligen Blick auf Evelyn und ihre Umgebung. Um halb zwölf essen sie in einem kleinen indischen Restaurant zu Mittag. Nach einer Weile möchte Tom von Evelyn wissen, was zwischen ihr und Jean vorhin vorgefallen ist, weil das Fotoshooting nun doch nicht stattgefunden hat.
    „Wir sind nicht immer einer Meinung“, antwortet sie knapp.
    Da Tom einsieht, dass sie nicht vorhat, mehr zu diesem Thema zu sagen, wechselt er es kurzerhand. „Was macht er eigentlich so?“
    „Er arbeitet ziemlich viel“, sagt sie. „Er lebt zwar eigentlich in London, ist aber nicht oft hier, sondern meistens im Ausland.“
    „Und was macht er, wenn er mal nicht arbeitet?“
    „Dann spielt er Golf, geht auf Pferderennen oder hängt mit irgendwelchen jungen Dingern rum“, antwortet Catherine an Evelyns Stelle.
    „Und sonst?“
    „Ansonsten geht er auf irgendwelche Charity-Events oder trifft sich mit anderen Prominenten auf seiner Yacht und grinst blöd in die Kameras.“ Catherines Ausführungen ist deutlich anzuhören, was sie von Mr. Jean Dupont im Allgemeinen hält.
    „Also, so schlimm ist er jetzt auch wieder nicht“, meint Evelyn. „Schließlich engagiert er sich auch für junge Straftäter.“
    Tom stochert in seinem Curry herum. „Und was macht er da so?“
    „Er besorgt ihnen Arbeit, wenn sie aus dem Gefängnis entlassen werden“, sagt Evelyn.
    „Und wie stellt er es an, dass die Kerle irgendwer nimmt? Schließlich sind sie straffällig geworden.“
    „Na, er nutzt seine Berühmtheit. Und seine guten Taten machen ihn bei der Presse natürlich sehr beliebt“, ereifert sich Catherine. Dann beugt sie sich ein wenig weiter zu Tom hinüber und raunt: „Das macht Mr. Dupont wirklich sehr geschickt. Denn eigentlich ist es ihm scheißegal, ob diese jungen Leute nach dem Knast nun wieder einen Laden überfallen oder nicht. Er benutzt sie nur für seine eigenen Zwecke. Sie sind sein Aushängeschild. Das bringt ihm und seiner Firma die nötige Aufmerksamkeit ein.“
    „Sei doch mal still!“ Evelyn verdreht die Augen und schüttelt den Kopf.
    „Ist doch so!“, verteidigt sich ihre Tante.
    Tom denkt eine Weile nach. Dann meint er an Evelyn gewandt: „Woher kennt er meinen Vater?“
    „Ihren Vater?“
    „Ja. Ich arbeite für meinen Dad“, gibt er etwas unwillig zu.
    Auf Evelyns Gesicht erscheint ein überraschter Ausdruck.
    „Woher kennen sie sich?“, wiederholt Tom.
    Evelyn runzelt die Stirn und zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung“, sagt sie. „Ich denke sie waren mal gute Freunde oder sind es vielleicht sogar immer noch. Wie sie sich kennen gelernt haben weiß ich nicht. Da müssten Sie schon einen der beiden fragen.“
    Tom wendet sich wieder seinem Essen zu. Na klar, einen der beiden fragen. Aber er hat überhaupt keine Lust, mit seinem Vater auch nur in irgendeiner Weise zu kommunizieren.
    Plötzlich fällt ihm eine Frage ein, die ihn brennend interessiert. „Hat Jean Dupont sein Modeimperium eigentlich alleine aufgebaut oder gibt es da Partner?“
    Evelyns Gesicht nimmt einen etwas nachdenklichen Ausdruck an. „Nein, natürlich nicht.“ Sie senkt ihre Stimme etwas und sieht sich nach allen Seiten im Restaurant um, so als würde sie fürchten, jeden Moment von hinten angegriffen zu werden. „Er hat es mit seiner Frau Claire gegründet“, fügt sie dann erklärend hinzu.
    „Mit seiner Frau? Ich wusste gar nicht, dass er verheiratet ist.“ Tom sieht sie erstaunt an.
    „Ja“, flüstert Evelyn weiter. „Jean hat sein ganzes Modeimperium BÄNNY B. zusammen mit ihr aufgebaut. Und dann ist sie vor einigen Jahren, als die Geschäfte erst richtig anzulaufen begannen, mit

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