Der Kugelfaenger
einem russischen Model durchgebrannt. Das muss für ihn vielleicht eine Schmach gewesen sein. Allerdings sagt man, dass das nur eine Frage der Zeit war. Es soll schon länger nicht mehr so gut gelaufen sein. Na ja, auf jeden Fall hat sie sich seitdem nicht mehr bei ihm gemeldet.“
Tom zieht die Augenbrauen hoch. „Sie ist mit einer Frau abgehauen?“
Evelyn verdreht die Augen. „Nein, mit einem Mann. Es gibt auch männliche Models.“
Als hätte Tom das nicht selbst gewusst. „Und sie hat seitdem nichts mehr von sich hören lassen?“
„Nein. Jean hat seinen Sohn praktisch alleine großgezogen.“ Scheiße, fährt es ihr durch den Kopf, kaum dass sie ihren Satz beendet hat. Jeans Sohn ist das letzte, worüber sie jetzt sprechen möchte.
„Er hat einen Sohn?“, kommt auch schon prompt Toms nächste Frage.
Evelyn verzieht ihr Gesicht. „Ja. Jack Dupont.“
„Das ist ihr Ex“, wirft Catherine fachkundig ein.
Evelyn sieht ihre Tante stinksauer an. „Kannst du dir nicht wenigstens
einmal
deine Kommentare sparen? Bitte?“ Dann wendet sie sich wieder an Tom und meint: „Ich will jetzt nicht darüber sprechen.“
***
Evelyn, drehst du jetzt komplett durch?! Du kannst doch nicht einfach einen Fototermin bei B. B. schmeißen!!! T.B.
Liebe Tilda, du hast doch gesehen, wie einfach es ist, d. zu tun. Liebe Grüße, Evelyn.
Auf deine lieben Grüße kann ich verzichten! 2 Buchungen wurden heute zurückgenommen! Du ruinierst mich!!
Liebe Tilda, ich wusste gar nicht, dass du so schnell SMS tippen kannst. Aber d. ist mir immer noch lieber, als d. d. mich anrufst. Gruß, Evelyn.
Haha! Du gehst doch sowieso nicht an dein Handy. Also ist d. d. einzige Weg d. bleibt, um mit dir zu kommunizieren. Ich hoffe, Berlin steht noch in deinem Terminkalender. Wenn du deinen knochigen Arsch nicht dorthin bewegst, kannst d. d. eine neue Agentur suchen. Tilda.
Du kannst deinen fetten Hintern darauf verwetten, Tilda, dass ich in Berlin laufe. Hörst du? Ich werde laufen!! Evy
***
„Endlich ist sie weg“, sagt Evelyn und macht die Haustür zu, nachdem Catherine und George mit dem Wagen die Einfahrt hinausgefahren sind.
„Sie ist nicht gerade begeistert von ihm“, meint Tom und folgt ihr in die Küche.
„Nein. Aber er ist der einzige, der auf sie aufpassen kann. Und
will
.“ Sie lehnt sich an die Küchenzeile.
„Und wie haben Sie es diesmal geschafft, dass sie mit ihm mitfährt?“
Evelyn lächelt. „Ich habe George schon vor einer Weile Karten mit ihrer Lieblingstheateraufführung besorgt. Da konnte sie wohl schlecht ablehnen.“ Sie wirft einen flüchtigen Blick in den fast leeren Kühlschrank. „Haben Sie Hunger, Tom?“
Er zuckt mit den Schultern. „Ein wenig.“
„Ich könnte uns etwas kochen“, überlegt sie laut.
„Das ist nicht nötig“, lehnt Tom ab, „Ich kann mir auch schnell ein Brot schmieren.“
„Trauen Sie mir das etwa nicht zu?“, fragt sie herausfordernd.
„Doch. Natürlich. Ich dachte nur …“ Er sucht nach Worten. „Ich will Ihnen keine zusätzliche Arbeit machen.“
Sie sieht ihn mit großen Augen an. „Das ist doch keine Arbeit. Kochen macht mir Spaß. Außerdem können Sie mir ja hinterher beim Abspülen helfen.“
„Na gut, wenn Sie unbedingt wollen …“ Er zuckt resigniert mit den Schultern.
Evelyn hat sich schon ein Kochbuch gekrallt und blättert darin herum. „So. Also, ich denke, ich mache heute mal …“, sie überlegt angestrengt, „… vielleicht Spaghetti. Ja, Spaghetti klingen gut. Die kann man immer essen.“ Sie knallt das aufgeschlagene Buch auf die Küchenzeile und öffnet eine Schublade unter der Arbeitsfläche und kramt darin herum. Nebenbei sagt sie: „Sie mögen doch Spaghetti, oder Tom?“
„Von mir aus.“ Er setzt sich am Tisch auf einen Stuhl, stützt sich mit den Ellenbogen vom Tisch ab und verhakt die Finger ineinander, so als wolle er beten. „Wenn ich Ihnen zur Hand gehen soll, dann müssen Sie es mir nur sagen.“ Er hat kein gutes Gefühl in der Magengrube. Wenn sie sogar für die Zubereitung von Spaghetti ein Kochbuch benötigt, was macht sie dann, wenn sie ein Vier-Gänge-Menü vor sich hat? Gar nichts, lautet Toms Antwort. Er ist sich zu hundert Prozent sicher, dass sie noch niemals zuvor in ihrem Leben auch nur einen Kochlöffel in der Hand gehabt hat.
Evelyn wischt seinen Einwand mit der Hand beiseite. „Das passt schon“, sagt sie und holt eine Packung Nudeln aus dem Küchenschrank. Dann sucht sie
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