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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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verschwindet anschließend blubbernd in der Dunkelheit.
    ***
    Während Tom im Badezimmer verschwunden ist, gießt sich Evelyn noch einen Drink ein und lässt sich auf dem bequemen Sofa nieder.
    Oh, shit,
denkt sie, als sie ihre Füße von sich streckt,
mir tut alles weh. Meine Beine sind aufgeschürft, meine Arme auch und mein Gesicht erst …
    Alles ist weg. Ich habe nichts mehr. Nicht einmal eine Zahnbürste. Zahnpasta auch nicht. Ganz zu schweigen von sauberen Klamotten.
    Oh, lieber Gott. Was soll ich nur machen?
    Sie befühlt gedankenverloren ihr geschundenes Gesicht.
    Wo ist meine Handtasche? Ach, scheiße. Die ist auch weg. Jetzt habe ich nicht mal mehr mein Make-up. Soll ich morgen so auf die Straße gehen? Mit einer fetten Schramme im Gesicht?!
    Himmel noch mal!
    Sie nippt an ihrem Glas.
    Morgen trete ich bei der Modenschau auf. Eigentlich habe ich gar keine Lust …
    Ich habe nur noch das Zeug, das ich anhabe. Und das hat definitiv schon bessere Zeiten gesehen! Genau genommen die Zeit vor diesem verdammten Überfall.
    Ich laufe für einen Unterwäschehersteller. Da sieht man doch … alles! Da sieht man meine Beine, die Arme und vor allem auch mein Gesicht!
    Es kann keiner von mir verlangen, dass ich morgen so auf der Modenschau auftauche. Ich werde einfach da anrufen und sagen, dass ich nicht kommen kann, weil mir kotzübel ist. Oder ich sage, dass ich nicht aus dem Haus kann, weil mein Bodyguard unter akuten Panikattacken leidet, wenn er unter vielen Menschen ist und dann wer weiß was alles anrichten könnte. Perfekt! Das ist die Ausrede des Jahres!
    Die Schuhe sind total zerkratzt.
    Oder nein – ich sage, ich habe mir den Fuß gebrochen. Ha! Das ist es! Mit einem Gipsbein wird mich niemand über den Laufsteg jagen!!
    Sie wickelt eine Locke um ihren Finger.
    Mist. Mist. Mist. Verdammter Mist. Die Nummer ist in meinem Handy eingespeichert. Und das Handy ist in meiner Handtasche. Und meine Handtasche ist …
    Shit.
    Sie knallt ihr Glas auf das Tischchen und vergräbt sich tief in der Couch. Sie ist total erledigt. Sie braucht jemanden zum reden. Irgendjemanden. Jetzt würde sie sich sogar mit Tom zufrieden geben. Stattdessen holt sie das schnurlose Telefon von der Kommode und wählt die Nummer von Zuhause. Erst im allerletzten Moment fällt ihr ein, dass sie ihrer Tante lieber nicht vorjammern sollte. Das könnte böse Nachwirkungen mit sich ziehen. Sie drückt Catherines hoffnungsvolles Stimmchen einfach weg, als diese sich meldet.
    Oh, Mann. Jetzt habe ich sie umsonst an den Apparat gehetzt. Schalt doch wenigstens ein einziges Mal dein Hirn ein, schimpft sich Evelyn selbst.
    Neunzehn Minuten und dreiundzwanzig Sekunden, nachdem er im Bad verschwunden ist, verlässt Tom es in einen dicken weißen Bademantel gewickelt und mit feucht glänzenden Haaren wieder.
    „Die haben hier anscheinend keinen Föhn“, sagt er lässig an den Türstock gelehnt und rubbelt sich seine Haare. „Haben Sie einen gesehen?“
    Evelyn schüttelt den Kopf. „Aber wenn mir einer über den Weg läuft, werden Sie der erste sein, der es erfährt.“
    Vor kurzem noch total am Arsch und jetzt schon wieder frech.
    „Ach, wie nett.“ Tom löst sich vom Türrahmen und verschwindet wieder im Badezimmer.
    „Äh, Moment“, sagt Evelyn. „Ich dachte, Sie sind fertig … ich meine … Wie lange brauchen Sie denn noch?“
    Ihr antwortet ein hohl klingendes Lachen und Tom sagt: „Wenn Sie mir bitte noch gestatten, dass ich mir meine Unterhose anziehe, währe ich Ihnen sehr dankbar.“
    „Natürlich“, murmelt Evelyn und betrachtet wieder das Telefon in ihrer Hand.
    Victoria, schießt es ihr durch den Kopf. Ich sollte Vicky anrufen.
    Aber niemand hebt am anderen Ende ab. Auch nicht, als Tom das Feld räumt und Evelyn sich im Badezimmer auf den geschlossenen Klodeckel hockt.
    Sie flucht stumm und stellt das Telefon am Waschbecken ab. Dann sieht sie sich selbst etwas genauer im Spiegel.
    Oh, Gott.
    Das ist doch unmöglich.
    Das was sie da erblickt, sieht ja noch schlimmer aus, als sie sich vorgestellt hat.
    Die Haare sehen aus, als hätte sie eine Stange Dynamit zur Explosion gebracht. Das Gesicht ist dreckig und die Abschürfungen auf der Stirn und am Kinn sind nicht zu übersehen. Genauso wie der feuerrote Abdruck auf ihrer Wange.
    Warum muss ich unbedingt
Model
sein, fragt sie sich frustriert. Ein Beruf, bei dem man sein Gesicht nicht unbedingt braucht, wäre um einiges besser.
    Aber weiter. Denn nicht nur das Gesicht sieht ziemlich

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