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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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Augen scheinen ihn geradewegs zu durchbohren.
    „Guten Morgen“, sagt sie und verzieht ihren Mund zu einem spöttisch anmutenden Lächeln. Ihrem Gesichtsaudruck kann man ansehen, dass sie mit ihren Weckkünsten allem Anschein nach äußerst zufrieden ist.
    „Wo sind wir?“, bringt Tom verwirrt heraus. Er spürt nämlich keinen harten Asphalt an seinem Rücken, sondern weiche Polster.
    Evelyns Gesicht entfernt sich wieder. „In einem Taxi, Tom. Keine Sorge.“
    Mit einem Mal ist seine Benommenheit wie verschwunden. Und jetzt erst merkt er auch, dass er nicht auf der kalten Straße, wie es der Fall war, als er die Augen geschlossen hat, sonder auf der Rückbank eines Taxis liegt, mit Evelyns Oberschenkeln als Kopfkissen. Ihm ist es etwas peinlich, dass
er
das Bewusstsein verloren hat und nicht etwa Evelyn. Er richtet sich unter Schmerzen auf. „Wie lange war ich weg?“
    „Nicht länger als zehn Minuten. Aber ich konnte Sie nicht eher wecken, weil Sie so weggetreten waren.“
    „Oh Mann“, sagt er.
    „Ich habe mir Ihr Handy ausgeborgt“, redet sie putzmunter drauflos. „Es hat innen in Ihrer Jackentasche gesteckt. Ich habe sofort meine Karten und alles sperren lassen. Das sollten Sie auch tun.“
    Tom ist platt. Wenn sie auch sonst total verplant und chaotisch ist und alles mögliche vergisst, so denkt sie nach einem Überfall sofort ans Kreditkartensperren. Erstaunlich.
    Er muss wohl ziemlich irritiert dreingeschaut haben, denn sie sieht ihn besorgt an. „Wie geht es Ihnen?“
    „Mir ging’s schon mal bedeutend besser.“
    „Das wird es auch bald wieder. Wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus.“
    Er sieht sie geradezu entsetzt an. „Was? Nein, auf keinen Fall!“
    Evelyn versucht ihn zu beruhigen. „Aber Tom, Sie haben eine Schnittwunde mit der nicht zu spaßen ist und überhaupt, wer so schnell in Ohnmacht fällt …“
    „Nein!“, sagt Tom bestimmt. „Wir fahren jetzt
sofort
ins Hotel.“
    Evelyn macht ein beleidigtes Gesicht, dann brüllt sie den Taxifahrer an: „Drehen Sie um! Fahren Sie in dieses verdammte Hotel.“
    ***
    Tom nimmt die elektronischen Zimmerkarten, dreht sich um und geht auf einen der Aufzüge zu. Evelyn folgt ihm. Der Aufzug öffnet sich und Tom und Evelyn betreten ihn. Nach ihnen besteigt noch ein älteres Ehepaar den Aufzug, mustert sie argwöhnisch und bleibt vor ihnen stehen. Evelyn sagt nichts und hält merklich Abstand zu Tom.
    „Sind Sie immer noch böse auf mich?“, fragt er.
    „Ja.“
    „Das ist aber schade.“
    „Ja, wirklich bedauerlich“, meint sie sarkastisch. „Aber ich bin mir sicher, Sie werden es sich wohl mit Freude auf dem Sofa bequem machen.“
    Tom grinst. „Ich glaube, das ist gar nicht nötig.“
    Evelyn kommt zu keiner Erwiderung mehr, da der Aufzug anhält und das Ehepaar aussteigt. Die Tür schließt sich wieder und der Aufzug fährt wieder an. Da meint Evelyn unvermittelt: „Ich bin der Meinung, wir sollten die Polizei nicht einschalten.“
    Tom wirft ihr einen Blick zu. „Ja. Das ist wohl besser so.“
    „Es werden schließlich zig Leute am Tag überfallen. Wir bilden da keine Ausnahme“, sagt sie. „Aber ich dachte, vielleicht könnte sich Frank Greyson ein wenig erkundigen. Was meinen Sie?“
    Tom schüttelt fast unmerklich den Kopf. „Irgendwie traue ich ihm nicht.“
    Sie wendet das erste Mal den Kopf und sieht ihn direkt an. „Wieso nicht? Ich dachte, Sie kommen ganz gut mit ihm aus.“
    „Ich bin lieber vorsichtig.“
    Der Aufzug brummt leise weiter und bleibt dann mit einem Ruck stehen. Die Tür geht auf und Evelyn und Tom verlassen den Aufzug und betreten den mit Lampen erleuchteten Flur. Tom sieht sich kurz um, dann wendet er sich nach rechts und steuert auf ihre Suite zu. Er bleibt vor der 702 stehen, steckt eine der Karten in einen kleinen Apparat neben der Tür und drückt sie auf. Dann betreten sie beide einen großzügigen und prunkvoll ausgestatteten Raum. Luxus auf zweiundsechzig Quadratmetern.
    Evelyn sieht sich um. Tom bleibt vor der geschlossenen Tür stehen und sieht ihr zu. Sie geht zu den beiden bequem aussehenden Sofas, die sich gegenüberstehen und streicht mit ihren schlanken Fingern über den edlen Stoff. Dann betrachtet sie die Kommode mit dem Telefon und einem Spiegel darüber und geht zum Fenster und wirft einen kurzen Blick hinaus. Unter ihr führt die Straße entlang. Aber durch die geschlossenen Fenster ist kein Verkehrslärm zu vernehmen.
    Sie zerrt sich ihre Schuhe von den Füßen und wirft sie in

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