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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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Erinnerungen an schreckliche Ereignisse handelte. Wenn ihr Vater glaubte, es wären die empfindsamen Seelen der Opfer, dazu verdammt, ihren eigenen Tod wieder und wieder zu durchleben, dann lag das daran, dass er mit den Sterbenden in Verbindung treten und ihrem Pfad auf die andere Seite folgen wollte. Um einen klaren Kopf zu behalten, musste sie sich immer wieder an das erinnern – und darauf vertrauen –, was Fox’ Tante ihr gesagt hatte: Todesechos waren wie das Licht von toten Sternen, die Kondensspur längst verstorbener Seelen, harmlos und nicht länger leidend.
    Sie hatte gehofft, dass der Besuch im Turm ihr dabei helfen würde, ihre Erinnerung wiederzuerlangen, aber er hatte bloß einzelne quälende Einblicke in ihre Vergangenheit hervorgerufen. Sie spürte, dass sich in dem Raum, in dem ihre Mutter gestorben war, noch etwas anderes ereignet hatte, etwas zwischen Kaidan und ihr, aber sie konnte es nicht greifen, und Erinnerungsfetzen aus ihrer gemeinsamen Kindheit verwirrten ihre ohnehin schon verschwommenen Erinnerungen zusätzlich. Sie erinnerte sich daran, mit ihm gekämpft zu haben, als ginge es um ihr Leben, und an das Gefühl von Panik und abgrundtiefer Abscheu, als sie die Treppe hinuntergeflohen war. Aber sie erinnerte sich auch an die Zeit, als sie beide noch Kinder gewesen waren; die Farbe ihrer Auren hatte sie zusammengeschweißt, und alle hatten sie nur die violetten Zwillinge genannt. Sie sah, wie er ihr übers Haar strich und wie sie die Wunden an seinen Schultern versorgte, wenn ihr Vater ihn geschlagen hatte. Diese bruchstückhaften Erinnerungen, die wie Bilder in den Scherben eines kaputten Spiegels ohne Muster oder Ordnung vor ihrem inneren Auge erschienen, verunsicherten Sorcha weit mehr als ihre Amnesie.
    Während sie versuchte, die einzelnen Fragmente zu ordnen, überlegte sie, was ihr Vater wohl mit ihr vorhatte. Wollte er sie opfern und auch ihr Todesecho im Turm einsperren, weil er glaubte, dass ihre violette Aura den Pfad zur anderen Seite noch besser erleuchten würde? Oder hatte er ganz andere Pläne mit ihr? Sie konnte einfach nicht glauben, dass der Sinn seines Großen Werks in der Sammlung von Todesechos bestand. Das schien ihr zu wenig, wie ein grausames Kind, das tote Käfer sammelte. Sie war davon überzeugt, dass ihr Vater ein ehrgeizigeres Ziel anstrebte.
    Sorcha hörte, wie die Zimmertür geöffnet wurde, und setzte sich im Bett auf. Zara und Deva kamen mit einer Schüssel dampfender Suppe herein. Irgendwie schien es ihr beinahe unwirklich, dass man sie hier gefangen hielt und für wer weiß welche schrecklichen Dinge vorbereitete, die auf sie warteten – und ihr gleichzeitig heiße Suppe brachte. Es roch nach Hühnchen. » Wo ist Dr. Fox? Geht es ihm gut?«
    » Er schläft im Turm. Du wirst ihn morgen sehen«, sagte Deva. » Und jetzt trink das. Es wird dich ein wenig beruhigen.«
    » Ich will keine Suppe. Nach dem, was eben geschehen ist, krieg ich keinen Bissen runter.«
    » Du musst es aber trinken. Wir haben ein Beruhigungsmittel hineingetan, damit du schlafen kannst. Wenn du die Suppe nicht trinkst, müssen wir dir eine Spritze geben. Glaub mir, so ist es angenehmer.«
    » Zara, wie kannst du nach all dem, was mein Vater getan hat, bei ihm bleiben und ihm dienen?«
    Die blonde Frau lächelte. » Er ist ein Gott. Es steht uns nicht zu, seine Handlungen zu hinterfragen. Alles, was er tut, dient dem Großen Werk, von dem wir alle profitieren. Jeder von uns muss seinen Teil dazu beitragen.«
    Deva nickte. » An Esbat in den Turm beordert zu werden, ist eine große Ehre und eine besondere Auszeichnung.«
    » Aber ich will diese Ehre nicht.«
    » Aber natürlich willst du«, entgegnete Deva. » Jeder möchte auserwählt werden. Morgen wirst du anders darüber denken.«
    » Hab keine Angst«, sagte Zara. » Wir wissen, was es bedeutet. Es ist etwas Besonderes. Du hast Glück. Nicht nur der Seher wird anwesend sein, wenn es passiert, wir alle werden da sein.« Sie verzog den Mund zu ihrem nervtötenden, überheblichen Lächeln. » Wir werden dir helfen. Und jetzt trink deine Suppe.«
    Sorcha nahm die dampfende Schlüssel und warf sie gegen die Wand. » Ich werde da auf keinen Fall mitmachen. Was auch immer es ist.« Sie trat ganz nah an Zara heran. » Hör mir gut zu: Ich will das nicht. Es ist weder eine besondere Ehre noch eine Auszeichnung. Es ist falsch. Und es geschieht gegen meinen Willen. Hast du das verstanden?«
    » Wir verstehen sehr gut«, sagte Deva direkt

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