Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
eine Handfessel erkannte, und das rechte Handgelenk seines Gefangenen an die Amethyst-Plinthe band. Seine Stimme schien aus weiter Ferne zu ihm zu dringen. » Sie hätten niemals herkommen sollen.« Wenn Fox hätte sprechen können, hätte er Delaney dieses eine Mal sogar zugestimmt. Der Seher trat zur Treppe. » Komm, Kaidan, wir haben für morgen noch einiges vorzubereiten.«
» Und was ist mit ihm?«
» Er bleibt, wo er ist. So kann er schon mal die anderen Geister kennenlernen.« Die violette Tür fiel ins Schloss, aber Fox konnte immer noch hören, wie Sorcha nach ihm rief. » Hilf ihnen und sorg dafür, dass sie still ist«, befahl Delaney und schickte Kaidan voraus. Unfähig, sich zu bewegen, lag Fox da und betrachtete die Wandtafeln um ihn herum. Sie waren leer. Delaney hatte noch keine violetten Todesechos in seiner Sammlung. War das der Grund, warum Sorcha für das Große Werk so wichtig war? Würde man sie beide an Esbat opfern, damit sie Delaneys Chor der Sterbenden ergänzen konnten?
Plötzlich gingen die Lichter aus und er lag erstarrt und in völliger Dunkelheit. Nur ein schwaches Licht aus dem Stockwerk unter ihm schien noch durch die Löcher im Boden. Fox hatte keinerlei Gefühl mehr in seinem Körper und fragte sich, wie viel Ketamin Delaney ihm wohl verabreicht hatte. Eine hohe Dosierung konnte den Betroffenen gänzlich von seiner Umgebung und sich selbst abtrennen. Drogenkonsumenten nannten es das K-hole, es verhinderte nicht nur, dass man sich bewegen oder sprechen konnte, sondern erschwerte unter Umständen auch das Schlucken und Atmen.
Fox dachte an die anderen verlorenen Seelen, die hier im Turm gefangen waren, und fühlte sich auf einmal sehr allein. Es würde Tage dauern, bis seine Tante Jordache darüber informierte, dass er nicht zurückgekommen war, und selbst dann hatte der Detective keinen Grund, gleich mit dem Schlimmsten zu rechnen. Es konnte eine ganze Woche dauern, bis er sich auf die Suche nach ihm machte, wenn überhaupt. Bis dahin war Fox womöglich kaum mehr als eine konservierte Erinnerung, der Augenblick seines Todes für immer gespeichert in den Mauern des Turms. Um die Echos in der Dunkelheit von sich fernzuhalten, blickte er durch die Löcher im Fußboden und konzentrierte sich auf das schwache Licht unter ihm.
Plötzlich sah er zwei Gestalten. Einen Moment lang befürchtete er fast, es wären Geister, doch dann erkannte er Delaney und die hochschwangere Maria. Aus irgendeinem Grund waren sie noch nicht mit den anderen nach unten gegangen. Erleichtert und von einer kranken Dankbarkeit über ihre menschliche Anwesenheit erfüllt, lauschte er den leisen Stimmen.
Als er jedoch sah, was sie da taten, wünschte er sich, er könnte sich umdrehen und von dem Anblick abwenden.
52
Regan Delaney stand im Stockwerk der Indigos und sah zu, wie Kaidan den anderen dabei half, Sorcha die Treppe runterzubringen. Er schmeckte das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe. Für wen zum Teufel hielt dieser Fox sich eigentlich? Wie konnte er es wagen, hierher in Regans Gebiet zu kommen und die Genialität dessen, was er geschaffen hatte, zu kritisieren? Fehlte ihm etwa die Vorstellungskraft, um anzuerkennen, dass er sich an der Schwelle zu etwas wahrhaft Wunderbarem befand?
» Entspann dich«, sagte Maria, die neben ihm stand, mit sanfter Stimme. » Er ist deinen Zorn nicht wert. Er kann nicht verstehen, wonach du strebst. Er weiß gar nichts.«
Fox hatte Delaneys Vorhaben abgelehnt, noch bevor dieser ihm die letzten Schritte und das ultimative Ziel des Großen Werks hatte erklären können. Der Seher konnte sich nicht erinnern, wann ihn zum letzten Mal jemand so provoziert hatte – ganz zu schweigen von Fox’ Kritik am Großen Werk, dem Delaney sein Leben gewidmet hatte. Wie konnte der Kerl es wagen zu behaupten, die astralen Eindrücke seien bloß Echos? Was wusste er schon von diesen Dingen? Er war nichts als ein Quacksalber. Maria hatte recht: Der Mann hatte keine Ahnung. Aber er würde ihn schon bald eines Besseren belehren.
Doch Fox war nicht der einzige Grund für Delaneys Anspannung. Es war auch die Aussicht auf den morgigen Abend. Maria strich ihm über den Arm. Sie spürte seine Unruhe. » Es ist alles vorbereitet«, sagte sie. » Nach Esbat morgen Nacht wird dein Werk seiner Vollendung einen weiteren Schritt nähergekommen sein.« Sie ließ ihre Hand nach unten in seinen Schritt gleiten und begann, ihn durch den Stoff seiner Hose hindurch zu massieren. » Es wird alles genau
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