Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
in eins der Zimmer. In die Amethyst-Tafel, vor der Fox nun stand, hatte man bereits das Datum, M für männlich und E für Erwachsener eingraviert. Ein Lotussymbol in der Form eines Auges bezeugte seinen Status als Indigo. Er fragte sich, ob sein Name wohl schon in dem schwarzen Buch stand. Als er sich in dem schwach erleuchteten Raum umsah, spürte er, wie Wut in ihm aufstieg. Was für ein deprimierender Ort zum Sterben, bloß damit ein Psychopath seinen Wahnsinn weitertreiben konnte. Wie sinnlos und erbärmlich.
Einer der Wächter gab Kaidan eine seidene Garotte. » Sollen wir ihn festhalten?«
Kaidan schüttelte den Kopf. » Ist schon okay. Dr. Fox ist so gut wie tot. Geht rauf und sagt dem Seher, dass es vollbracht ist, und dann wartet im Erdgeschoss. Der Seher wird etwas Privatsphäre wünschen. Ich komme runter, wenn ich hier fertig bin.« Kaidan starrte Fox an, während er darauf wartete, dass die Wächter den Raum verließen. » Sie wollen Sorcha doch bloß retten, damit Sie sie für sich allein haben.«
Fox sah dem Mörder in die Augen und musste plötzlich an seine Eltern und an seine Schwester denken, die ebenso sinnlos gestorben waren, wie er es nun wohl tun würde. Der Gedanke an seine Familie verstärkte seine Wut und half ihm, sich zu konzentrieren. In einem solchen Moment war Wut so viel nützlicher als lähmende Angst. » Ich gebe zu, dass ich etwas für Sorcha empfinde«, sagte er. » Warum können Sie das nicht zugeben? Es ist noch nicht zu spät, Kaidan. Ich weiß, welche Qualen Sie leiden, und ich verstehe Ihren Konflikt, aber noch können Sie einen anderen Weg wählen. Sie und die anderen Mitglieder der sogenannten Indigo-Familie sind ihm völlig egal. Er interessiert sich bloß für sich selbst. Sie bedeuten ihm nichts, Kaidan, und das war niemals anders. Er braucht Sie bloß, um für ihn zu töten. Sie werden niemals sein Nachfolger werden, denn er plant, sich selbst zu beerben. Seine Besessenheit mit den Nephilim und den Grigori hat nichts mit Spiritualität zu tun oder damit, dass er den Menschen den Weg zu einem besseren Ort zeigen möchte. Bei all seinem Gerede über Führung und Opfer ist er von nichts anderem getrieben als vom ältesten und selbstsüchtigsten Instinkt, den es gibt – den Tod zu überwinden und unsterblich zu werden.«
Mit einer Geschicklichkeit, die bewies, dass er es schon viele Male getan hatte, wickelte Kaidan sich die Garotte um die Handgelenke und zog sie stramm. » Drehen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand.«
Fox bewegte sich nicht. » Sie wissen, dass ich recht habe.« Er hörte, wie Sorcha über ihnen aufschrie, und sah Kaidan fest in die Augen, suchte nach einem letzten Rest von Gewissen in seinem Gegenüber. » Sie können den Engel immer noch retten, Kaidan. In diesem Moment spielt es keine Rolle, was Sie in der Vergangenheit getan haben. Alles, was wichtig ist, was Sie zu der Person macht, die Sie sind, ist die Entscheidung, die Sie jetzt treffen. Sie haben die Wahl: Sie können ein Opfer Ihrer Vergangenheit sein oder der Held Ihrer Zukunft. Sie entscheiden, was jetzt passiert – niemand sonst. Machen Sie mit mir, was Sie wollen, aber retten Sie Ihre Schwester. Nicht für mich, sondern für Sie. Wenn Sie mich umbringen, wird Ihnen das keine schlaflosen Nächte bereiten, aber wenn Sie zulassen, dass Ihr Vater Sorcha zerstört – den Engel, den Sie lieben, das einzig wirklich Reine in Ihrem Leben –, werden Sie es für den Rest Ihres Lebens bereuen. Glauben Sie mir, nur dieses eine Mal.«
Plötzlich begann Kaidan zu lächeln, ein reumütiges, sanftes Lächeln, das sein gesamtes Gesicht veränderte. Zum ersten Mal sah Fox die Ähnlichkeit mit Sorcha und bekam eine Idee davon, wer dieser Mann hätte sein können. Doch in diesem kurzen Aufflackern von Menschlichkeit erkannte Fox auch, dass es für ihn oder für Sorcha keine Gnade geben würde. » Ich bin schon zu weit gegangen. Ich habe zu viel Blut vergossen, um den Engel jetzt noch zu retten«, sagte Kaidan.
» Es ist niemals zu spät«, entgegnete Fox.
» Für mich schon. Und auch für Sie«, antwortete Kaidan. » Ich habe keine andere Wahl, als dem Dämon zu dienen, denn ich bin selbst einer geworden.« Als er auf Fox zutrat und die Garotte hob, verschwand das Lächeln auf seinem Gesicht und alles Menschliche aus seinen Augen. » Wie auch immer, es tut mir leid.« Als Kaidan die Arme spreizte und die Garotte straff zog, versuchte auch Fox seine Hände auseinanderzuziehen. Aber er hatte nicht tief
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