Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
Vom Netzwerk:
ihnen ein Zeichen, zurückzubleiben. » Sind Sie Arzt?«, fragte Jane Doe.
    » Psychiater, ja.« Er reichte ihr die Hand. » Ich heiße Nathan Fox.«
    Sie hielt seine Hand ganz fest, als hätte sie Angst, er könnte wieder verschwinden. » Ich weiß nicht, wie ich heiße, Dr. Fox, aber vielleicht können Sie mir helfen, mich daran zu erinnern.« Sie wandte sich zu Professor Fullelove, und ihre Augen leuchteten vor Erleichterung. » Er kann mir helfen herauszufinden, wer ich bin.«
    » Wieso er?«, erkundigte sich Fullelove. » Hat Dr. Fox die richtige Farbe?«
    » Ja«, gab sie zur Antwort.
    » Welche ist das?«, fragte Fox interessiert.
    » Der schwache Schein um Sie herum ist ein dunkles Blaulila – Indigo. Alle anderen sind rot, grün oder orange.«
    » Wieso ist meine Farbe von so großer Bedeutung?«
    » Ich weiß es nicht.« Sie schüttelte frustriert den Kopf. » Ich weiß nur, es bedeutet, dass Sie mich besser verstehen werden als die anderen.« Jane Doe schaute Fox flehend an, ihr gehetzter Blick zeugte von blanker Not, so dass sein über die Jahre aufgebauter Schutzmechanismus ihn nun alarmierte, er solle sich von ihr fernhalten, Distanz wahren und sich nicht auf sie einlassen. Sein Missbehagen musste sich in seinen Gesichtszügen widergespiegelt haben, denn sie gab seine Hand frei, ließ die Schultern hängen und starrte auf den dunklen Teppich. Sie schien erschöpft, ohne Hoffnung, hilflos und schrecklich allein, eine Fremde, sogar für sich selbst.
    Entgegen aller inneren Warnschreie nahm er ihre Hand. » Erzählen Sie mir, was Sie in dem Zimmer so erschreckt hat«, bat er. Sie erstarrte, wachsam wie ein gejagtes Reh. Er lächelte. » Halluzinationen können genauso plastisch und angsteinflößend sein wie Träume, aber sie sind auch ebenso harmlos. Anders als Träume treten sie im Wachzustand auf. Klinisch betrachtet sind Halluzinationen Wahrnehmungen von Dingen ohne entsprechende Außenreize. Also von Dingen, die da zu sein scheinen, es aber nicht sind.«
    » Sie haben sich sehr real angefühlt.«
    » Das sind sie aber nicht. Und genau das ist der Punkt: Was nicht existiert, kann Ihnen auch nicht wehtun, egal wie angsteinflößend es scheinen mag.«
    » So etwas würden Sie nicht sagen, wenn Sie sie gesehen hätten.«
    » Dann zeigen Sie sie mir.« Er zog ein bleistiftgroßes digitales Aufzeichnungsgerät aus seinem Kittel. » Gehen Sie gemeinsam mit mir wieder hinein und beschreiben Sie mir ganz genau, was Sie sehen. Versuchen Sie nicht darüber nachzudenken, ob die Erfahrungen real sind oder nicht, wie Sie sich dabei fühlen oder wie ich über Sie denken könnte. Berichten sie einfach ganz objektiv, wie eine Reporterin. Seien Sie meine Augen und Ohren. Meinen Sie, Sie können das tun?« Er drückte ihre Hand. » Sie haben gesagt, Sie glauben, dass ich Ihnen helfen kann. Also lassen Sie es mich versuchen.« Er führte sie zur offenen Zimmertür. Als er über die Schwelle trat, zögerte sie. » Kommen Sie«, sagte er, » folgen Sie mir. Sagen Sie mir, was hier drin so entsetzlich ist. Sagen Sie mir, was Sie sehen.«
    Er sah zu, wie sie tief Luft holte, sie war kurz davor, in Panik zu verfallen. Dann sah sie ihn an, ihr Blick kalt und herausfordernd. » Sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen?«
    » Absolut.« Er hoffte, dass sein fester Blick ihr Mut gab. » Ich bin bei Ihnen. Erzählen Sie mir alles.«

8
    Jane Doe zu ermutigen, sich ihren Halluzinationen zu stellen und sie objektiv zu beschreiben, entsprach einer klassischen Entschärfungsstrategie. Fox hoffte, ihr auf diese Weise den Glauben zu nehmen, sie selbst sei für diese Halluzinationen verantwortlich, und ihr zu helfen, eine emotionale Distanz zu ihnen aufzubauen. Allerdings verlangte diese Technik viel Mut, wovon Jane Doe seiner Ansicht nach jedoch mehr als genug besaß. Man brach nicht allein und nur mit einer Axt bewaffnet in einen dunklen Keller ein und legte sich mit der Russenmafia an, es sei denn, man wusste, wie man mit Dämonen kämpft.
    Als er sie in den Raum führte, hörte er ihr gehetztes Atmen und spürte die Anspannung, die von jedem einzelnen Muskel in ihrem Körper ausging. Mit ihren weit aufgerissenen Augen und den geblähten Nasenflügeln wirkte sie auf ihn wie ein wildes Pferd, das jeden Augenblick die Flucht ergreifen konnte. Auch Professor Fullelove und die anderen, die vom Korridor aus zusahen, spürten die Anspannung. Als Jane Doe über die Schwelle trat, schaltete er sein Aufnahmegerät ein.
    » Können Sie schon

Weitere Kostenlose Bücher