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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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streichelte seinen Hals und blies ihm in die geblähten Nüstern. Der Hengst wurde sofort ruhiger, und der Seher lächelte trotz seines Zorns. Er ließ das Pferd los und öffnete das Tor der Koppel.
    Als er durch sein Dorf schritt, vorbei am Schlachthaus und der Hütte, die den Hauptgenerator der Siedlung beherbergte, schauten einzelne Gesichter erwartungsvoll aus den erleuchteten Fenstern zu ihm herüber. Einige traten aus ihren Hütten, um ihn willkommen zu heißen. Sie führten die Hand an ihre Stirn und verbeugten sich tief, doch niemand sagte etwas, denn sie sahen, dass er allein zurückgekehrt war, ohne das Objekt seiner Suche. Er ignorierte die Figuren auf den großen Doppeltüren des Versammlungsgebäudes, doch als er sich seinen Privaträumen näherte, blickte er hinauf zu dem runden steinernen Turm, der über dem Dorf emporragte. Ein Blitz ließ das riesige blaue Auge aufleuchten, ein glitzerndes Mosaik aus eingelassenen Dumortierit-Kristallen, das hoch oben von den weißen Turmmauern hinabstarrte. Das allsehende Auge schien ihn zu verspotten, konnte es doch trotz seiner Macht nicht finden, was er suchte.
    Er öffnete die Tür zu seinen Privaträumen und betrat ein Zimmer, dessen eine Wand von Bücherregalen gesäumt war, vollgestopft mit Nachschlagewerken, Fachliteratur und Büchern über die Weltreligionen. An der hinteren Wand hing eine knapp zwei Meter hohe Darstellung von zwei Männern, einer davon der schattenhafte Zwilling des anderen. Beide standen mit ausgestreckten Armen und Beinen in der Pose von Leonardo da Vincis Vitruvianischem Menschen und trugen sieben verschiedenfarbige radförmige Symbole entlang ihrer Wirbelsäule, vom Becken bis zum Scheitel.
    Auf einem Teppich vor dem Feuer lagen die drei wunderschönen Ehefrauen des Sehers: Maria, mit feurig-roten Haaren und hochschwanger; Deva, brünett, wiegte ein Baby in ihren Armen; und Zara, strohblond und deutlich jünger als die beiden anderen. Alle drei trugen indigofarbene Gewänder und einen entsprechenden Punkt auf der Stirn, der an den Tilaka der Hindus erinnerte. Als der Seher eintrat, senkten sie ihre Köpfe, berührten ihre Tilaka zum Gruß und sprangen auf die Füße. Die Blonde nahm ihm die Satteltasche ab, während die Rothaarige ihm aus einer irdenen Karaffe, die auf dem Tisch stand, einen Becher mit selbst gebranntem Whiskey einschenkte.
    Er gab ihnen ein Zeichen zu verschwinden. » Lasst mich allein. Ich muss nachdenken.« Die Frauen nickten gehorsam. Doch gerade, als sie zu ihren Zimmern eilen wollten, änderte er seine Meinung. Zuerst wollte er Deva wählen – ihr Baby war noch keinen Monat alt – oder die hochschwangere Maria. Beide hätten seinen Bedürfnissen entsprechen können. In dieser Nacht jedoch verlangte er nach einer weniger umständlichen Befriedigung. Er legte der jungen Blonden die Hand auf den Arm. » Du nicht, Zara. Bleib noch ein wenig.« Zara, mit ihrem noch jugendlich-frischen Gesicht, ihren vollen Brüsten und den großen braunen Augen, war kaum älter als zwanzig. Sie lächelte ihn an und errötete vor Stolz und Aufregung, bevor sie sich daran machte, ihm die nassen Kleider auszuziehen. Er nahm einen großen Schluck von dem feurigen Whiskey, aber das neunzigprozentige Gebräu brachte ihm wenig Linderung. Er starrte auf den Kalender neben dem Feuer. Es waren nur noch wenige Tage bis Esbat. » Wo kann sie nur sein?«
    Zara strich ihm über die Stirn. » Du bist der Seher. Du siehst alles. Zu gegebener Zeit wirst du sie finden und alles wird gut werden.«
    Er konnte noch immer nicht akzeptieren, was geschehen war. Plötzlich überkam ihn ernsthafte Sorge, aber er verdrängte sie sogleich wieder. Dass sie ihn verlassen hatte, war unglaublich, dass sie ihn verraten würde, war einfach undenkbar. Er rieb sich die Schläfen, fühlte sich müde und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte sie immer für die Schwächere von ihnen gehalten, doch jetzt begriff er, dass sie gerade durch das, was sie schwach erscheinen ließ, unverzichtbar für sein Lebenswerk wurde. Wie hatte er nur übersehen können, wie wertvoll sie für ihn war? Falls – er korrigierte sich – wenn sie zurückkam, würde er sie nie wieder vernachlässigen. Nicht, nachdem ihm klargeworden war, welch wichtige Rolle sie für sein Großes Werk spielte.
    Er nahm Zaras Hand. » Geh in dein Zimmer und mach dich bereit.« Er wartete, bis sie gegangen war, dann nahm er seine Satteltasche, ging an den Schlafzimmern seiner Ehefrauen vorbei und

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