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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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des Mondes und der Sterne hatte ihm das Gefühl gegeben, seinen Eltern und seiner Schwester ganz nah zu sein. Wenn Schulfreunde ihn damals besuchen kamen, nahm er sie mit hinaus ins Sommerhaus, und Tante Samantha brachte ihnen selbst gemachte Limonade und Sandwiches – nicht bloß einfache Sandwiches, sondern frisches selbst gebackenes Brot mit den leckersten und exotischsten Belägen.
    Als Samantha Jane Doe jetzt ein Glas selbst gemachter Limonade und eine Platte mit ihren legendären Sandwiches anbot, musste Fox an diese Tage in seiner Kindheit zurückdenken. Während sie aßen und tranken, berichtete er seiner Tante von Janes Amnesie, ihrer Synästhesie und ihren Halluzinationen. Die Wissenschaftlerin hörte aufmerksam zu und machte sich Notizen, vor allem als Fox ihr von dem Experiment mit den Briefumschlägen erzählte. Als ihr Neffe seinen Bericht damit beendete, dass Jane zwar keinerlei Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit habe, das Sterben absolut Fremder aber detailgetreu wiedergeben konnte – sogar wenn diese Todesfälle sich vor ihrer eigenen Geburt ereignet hatten –, sprang Samantha auf und lief mit eiligen Schritten ins Haus. Sie kehrte mit einem Stapel Papiere zurück und begann sogleich, ihnen von ihrem Projekt zu berichten, was Fox darin bestätigte, dass es richtig gewesen war, sie hinzuzuziehen.
    » Zuerst einmal, lasst mich erklären, warum in der Wissenschaft nichts unmöglich ist«, sagte Samantha, » nur im wissenschaftlichen Sinne unwahrscheinlich. Vor knapp drei Jahrhunderten waren die Wissenschaftler davon überzeugt, die Regeln, nach denen das Universum funktionierte, erklärt zu haben. Newtons Entdeckung der Schwerkraft und seine Grundsätze der Bewegung hatten Ordnung ins Chaos gebracht und die natürlichen Gesetze der Physik festgeschrieben. Wie gesagt, es waren Gesetze: Alles in unserem Universum folgte diesen Gesetzen.
    » Dann haben Einstein und einige andere im letzten Jahrhundert bewiesen, dass Newtons Grundsätze zwar für den beobachtbaren Teil des Universums galten, nicht aber für die mikroskopisch kleine Quantenwelt der Protonen und Elektronen. In dieser gesetzlosen Welt, unsichtbar für das menschliche Auge, ist nichts sicher. Subatomare Partikel folgen allein den übernatürlichen Wahrscheinlichkeiten der Quantenphysik.
    » Experimente zeigen zum Beispiel, dass Licht eine Welle, aber auch ein festes Teilchen sein kann und dass einzelne subatomare Teilchen ›unmögliche‹ Eigenschaften aufweisen, wie ein Bewusstsein, hellseherische Fähigkeiten oder die Fähigkeit, an zwei Orten zugleich zu sein – und ganz entscheidend im Hinblick auf das, was Nathan mir von Ihnen erzählt hat: Erinnerungsvermögen. Bis heute arbeitet die Wissenschaft daran, Newtons Universum der Gesetzmäßigkeiten mit der Quantenwelt der Wahrscheinlichkeiten zu vereinen.«
    » Und Sie glauben, das erklärt meine Halluzinationen?«, fragte Jane Doe.
    » Die Quantenwelt erklärt viele Dinge, die unerklärlich scheinen«, sagte Samantha und sah auf ihren Schreibblock. » Darf ich kurz meine Notizen bestätigen? Ihre Halluzinationen variieren in ihrer Intensität. Manche sind deutlicher und plastischer als andere. Bei allen geht es um einen gewaltsamen und unerwarteten Tod. Sie treten in Gebäuden auf und nehmen an Intensität und Schärfe zu, wenn sie die Materie des Gebäudes körperlich berühren. Ist das soweit korrekt?«
    » Ja.«
    » Tritt jede Halluzination jeweils nur an einem bestimmten Ort auf?«
    » Ja.«
    » Variiert sie, wenn auch nur ein wenig, oder ist sie jedes Mal identisch, wie eine Videoschleife?«
    » Identisch.«
    Samantha wandte sich an Fox. » Und alle dieser Halluzinationen lassen sich einem offiziell bestätigten Todesfall – einem gewaltsamen Tod – zuordnen?«
    » Ja«, bestätigte Fox. » Deshalb glaube ich auch, dass ihre Halluzinationen nichts mit der Amnesie zu tun haben, sondern vielmehr eine Art Fähigkeit im Zusammenhang mit ihrer Synästhesie sind.«
    » Natürlich«, bemerkte Jane Doe mit einem ironischen Lächeln.
    Samantha schenkte ihr Limonade nach. » Kopf hoch, meine Liebe, das bedeutet zumindest, dass Sie nicht verrückt sind. Es scheint, als würden sie reale äußere Reize spüren, nachempfinden oder kanalisieren. Reize, die nur Sie wahrnehmen können.«
    Fox nippte an seiner Limonade. » Aber, was sind das für Reize? Und woher kommen sie?« Er griff in seine Aktentasche und zog den Aufsatz hervor, den seine Tante ihm vor zwei Tagen gegeben hatte und

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