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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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meines Lebens verbringen werde.« Sie seufzte. » Eigentlich sollte es ganz einfach sein. Ich habe immer gedacht, ich würde gerne nach Hause zurückkehren und mehr über mich erfahren – oder über die Person, die ich einmal war –, aber plötzlich sehe ich es nicht mehr als eine Rückkehr nach Hause. Portland ist für mich zu einer Art Heimat geworden. Ich kenne Sie besser als meine eigene Familie und ich vertraue Ihnen.« Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. » Was denken Sie, soll ich tun? Wie möchten Sie, dass ich mich entscheide, Nathan?«
    » Ich möchte, dass Sie tun, was am besten für Sie ist.«
    » Und was ist das? Es ist ja nicht so, dass mein Vater am anderen Ende der Stadt lebt, so dass ich mal kurz rüberfahren, mir mein altes Zuhause ansehen und wieder gehen kann, wenn ich will. Wenn ich einmal da draußen bei meiner Familie bin, werde ich sicher nicht so schnell wieder in die Stadt zurückkommen können. Sagen Sie mir, was ich tun soll. Sie kennen mich besser als ich mich selbst. Ich werde tun, was immer Sie mir sagen.« Sie sah ihm in die Augen, und in ihrem Blick lag dieselbe Not und derselbe Hunger wie bei ihrer ersten Begegnung. Damals hätte er ihr ohne zu zögern geraten, zu gehen. Doch jetzt wollte er nicht mehr, dass sie fortging. Nicht, weil sie ein faszinierendes Rätsel war oder weil er nicht wollte, dass sie in den Kult ihres Vaters zurückkehrte, sondern weil er zum ersten Mal, aus welchem Grund auch immer, jemanden gefunden hatte, den er in seinem Leben behalten wollte. » Was soll ich tun, Nathan? Soll ich mit ihm gehen oder hierbleiben?«
    Fox konnte diese Frage unmöglich beantworten. Er wollte ihr sagen, sie solle bleiben und sich vom Kult ihres Vaters fernhalten, doch als Arzt konnte er nicht zulassen, dass seine persönlichen Vorurteile und Empfindungen ihre Zukunft gefährdeten. Egal welche Gefühle sie in ihm weckte, sie war immer noch seine Patientin. Nicht mehr und nicht weniger.
    Sorcha, die neben Fox saß und in die untergehende Sonne schaute, war nicht weniger hin- und hergerissen. Sie beneidete den Arzt um die Erinnerungen und Beziehungen, die sein Leben bereichert hatten: seine Karriere; die Zuneigung, die er und seine Tante füreinander empfanden; die Karate-Pokale; selbst die Fotos von seiner toten Familie. Gut wie schlecht gaben sie Fox seine Identität und zeigten ihm, wo er hingehörte. Wenn sie mit Regan Delaney nach Hause zurückkehrte, würde sie irgendwann ihre eigenen Erinnerungen und Beziehungen zurückgewinnen – gemeinsam mit einem tieferen Verständnis ihrer Synästhesie. Ihr Vater wollte sie unbedingt mit sich nehmen. Er war hergekommen mit dem Versprechen, sie zurückzubringen. Wenn sie mit ihm ging, würde sie wieder zu jemandem gehören. Sie hatte gedacht, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als ihr altes Selbst wiederzufinden, aber jetzt war die Sache nicht mehr so eindeutig. Ihr Vater war ein Fremder für sie, und auch wenn sie sich danach sehnte, ihren Platz in der Welt wiederzufinden, konnte sie es nicht ignorieren, dass sie nicht von hier fortgehen wollte. Vor allem nicht von Fox. » Gehe ich oder bleibe ich?«
    Fox schwieg eine Weile. » Das ist keine medizinische Entscheidung … Sorcha. Klinisch betrachtet gibt es keinen Grund für Sie, viel länger in Tranquil Waters zu bleiben. Trotz Ihrer Amnesie zeigen die Hirn-Scans keinerlei physiologische Auffälligkeiten. Sie schlafen ohne Medikamente, Sie zeigen keine Symptome einer klinischen Depression. Sie essen gut und sind körperlich fit. Ich würde Sie ohnehin bald entlassen, denn es ist wichtig, dass Sie wieder in die reale Welt zurückkehren. Die Frage ist, ob Sie zu Ihrem alten Leben zurück möchten, mit Ihrem Vater und seinem Kult, oder ob Sie mit Unterstützung hier in Portland neu anfangen möchten.«
    » Was denken Sie, was ich tun soll, Nathan?«, fragte sie noch einmal.
    » Es kommt nicht darauf an, was ich denke. Nur Sie allein können wissen, ob Sie das Rätsel Ihrer Vergangenheit lösen müssen, bevor Sie über Ihre Zukunft entscheiden. Sie wären kein Mensch, wenn Sie nicht herausfinden wollten, wo Sie herkommen und wer Sie waren. Ich an Ihrer Stelle würde wohl so viel wie möglich über mein früheres Ich wissen wollen, bevor ich mich aufmachte, den Rest meines Lebens zu leben.«
    » Sie wollen, dass ich zurückgehe?«
    » Ich will nicht, dass Sie zurückgehen«, entgegnete er sanft. » Als Ihr Psychiater hätte ich gerne mehr Zeit gehabt, um Ihnen zu

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