Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
kenne, wird sie um diese Zeit draußen im Park sein, joggen. Sie sagt, es hilft ihr, einen klaren Kopf zu kriegen.«
Wie ich Jane kenne. Er musste lächeln. Die anderen hier in der Klinik hatten eindeutig keine Probleme mit Janes Identität. Als er ins Freie trat, leuchteten die Rasenflächen und der kleine See im goldenen Abendlicht.
» Dr. Fox.« Beim Klang der wohlbekannten Stimme drehte er sich um und wurde einen Moment lang vom Licht der untergehenden Sonne geblendet. Er blinzelte und sah Jane Doe mit leichten, grazilen Schritten auf ihn zulaufen. Zwei Polizisten folgten ihr keuchend in einigem Abstand. Er beobachtete sie und sah den eleganten Schwung von Janes Hals, die Konturen ihres Gesichts und das Sonnenlicht in ihren Haaren. Als sie näher kam, wanderte sein Blick unwillkürlich zu ihren leuchtenden grünen Augen. Sie verlangsamte ihren Schritt und lief neben ihm her. Ihre Haut schien zu leuchten und sie atmete schwerer als sonst. Trotz der körperlichen Anstrengung roch sie sauber und angenehm nach Seife und Moschus. » Wie geht es Samantha?«
» Ihr geht’s gut. Wie lief’s mit Ihrem Vater, Jane?«
Sie lächelte. » Sorcha.«
» Entschuldigen Sie. Ich habe Sie bisher nur als Jane gekannt, und der Wechsel fällt mir nicht leicht.«
» Das ist schon in Ordnung. Nennen Sie mich, wie Sie wollen.« Sie streckte die Hand aus und berührte seinen Arm. Die flüchtige Berührung durchzuckte ihn wie ein elektrischer Schlag, die Härchen auf seinem Arm richteten sich auf und seine Haut schien zu brennen. In diesem Moment, in dem alle Sinne überwältigt und Schutzwälle durchbrochen waren, sah er sie zum ersten Mal nicht als Patientin, sondern als Frau. » Kann ich mit Ihnen über meinen Vater sprechen?«
Er atmete tief durch und riss sich zusammen. » Selbstverständlich.« Die beiden Polizisten blieben auf Abstand, als er sie hinunter an den See führte. » Also, was halten Sie von ihm?«
» Es ist wirklich seltsam, aber er scheint alles über mich zu wissen, er kennt all meine Hoffnungen und Ängste. Und er sagt immer genau das Richtige, um mich zu beruhigen oder zu inspirieren. Ich mag ihn.«
» Er ist ziemlich charismatisch. Hat er mit Ihnen über den Kult gesprochen?«
Sie nickte. » Bei ihm klang es ziemlich spannend, und die ganze Sache mit der Indigo-Familie macht es mir irgendwie leichter, mich mit meiner Synästhesie abzufinden. Scheinbar haben viele der Kult-Mitglieder eine Form davon. Das mothú ist sozusagen ihr Ding.« Fox hörte aufmerksam zu. Auch wenn er Delaneys Kult nicht traute, hätte er nur zu gerne seine Mitglieder interviewt. Sie würden eine faszinierende Probandengruppe hergeben, um Synästhesie und all ihre Varianten besser zu verstehen. Sorcha schwieg einen Moment. » Ich habe ihm von meiner Todesecho-Synästhesie erzählt.«
» Tatsächlich?« Sie setzte sich auf eine schmale Bank am Ufer des Sees, und er setzte sich neben sie. » Wieso?«
» Ich weiß nicht. Er hatte irgendetwas an sich … seine Art mir zuzuhören hat mich dazu gebracht, ihm alles zu erzählen.
» Und was hat er gesagt?«
» Er hat gesagt, ich soll keine Angst vor meiner Gabe haben und dass die Familie mir helfen wird, sie anzunehmen und weiterzuentwickeln.« Sie zog die Augenbrauen zusammen und blickte hinaus auf das stille Wasser. » Denken Sie, ich soll mit ihm zurückgehen?«
» Was ich denke, ist nicht von Bedeutung. Hier geht es darum, was Sie möchten. Außerdem müssen Sie sich ja nicht gleich entscheiden.«
» Doch. Er will morgen mit mir zurückfahren.«
Fox spürte, wie Panik ihn durchzuckte. » Morgen?«
» Er sagt, meine Familie wartet schon.« Sie seufzte. » Das geht alles ein bisschen schnell, und ich bin mir nicht sicher, ob ich schon so weit bin. Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen.«
» Können Sie Ihren Vater nicht bitten, noch ein paar Tage zu warten?«
» Das habe ich, aber er hat darauf bestanden. Er ist davon überzeugt, dass Sie nichts mehr für mich tun können, und sieht keinen Grund, dass ich länger hierbleibe als nötig. Besonders jetzt, da er weiß, dass ein Mörder in der Stadt ist, der von mir besessen zu sein scheint. Er denkt, bei seinen Leuten bin ich sicherer, und je früher ich Portland verlasse, desto besser.«
» Was werden Sie nun also tun, Jane – ich meine, Sorcha?«
» Ich werde nicht zulassen, dass irgendein kranker Killer die Entscheidung für mich trifft, das ist sicher. Seine Fixierung auf mich hat keinen Einfluss darauf, wie ich den Rest
Weitere Kostenlose Bücher