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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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das zeigt ein gutes Herz, und was wir an dem geringsten seiner Geschöpfe tun, wird uns der Herr da oben auch wieder zugute halten.«
    »Fahren wir jetzt wieder nach Hause zurück, Mama?« fragte die Kleine, als Georgine den Schlitten langsam um die Eiche lenkte, das in der Tat warm gewordene Tier etwas in Bewegung zu halten.
    »Nein,« sagte die Frau, »wir besuchen vielleicht einmal den Storchhof oder Kleinmarkstetten.«
    »So weit?«
    Der Schlitten hielt wieder neben dem Forstwart – Georgine zerbrach sich den Kopf, wie sie den lästigen Menschen entfernen könnte.
    »Tätet Ihr mir einen Gefallen, Forstwart?«
    »Mit dem größten Vergnügen, gnädige Frau.«
    »Ginget Ihr wohl einmal jetzt – oder schicktet gleich, wenn Ihr nicht selber gehen könnt, irgendeinen der Holzmacher auf das Gut hinüber, dort zu bestellen, daß ich möglicherweise mit meiner Tochter nach Kleinmarkstetten hinüber gefahren wäre und in dem Falle die Nacht nicht nach Hause käme, denn die Tour wäre für mein Pferd hin und zurück zu groß. Sie möchten sich also nicht ängstigen.«
    »Sehr wohl, gnädige Frau – soll pünktlich besorgt werden,« sagte der Forstwart, ohne sich jedoch von der Stelle zu rühren.
    »Nun? – ist noch etwas?«
    »Hm – gnädige Frau – Sie lachen mich vielleicht aus, und – ich bin auch wohl ein alter Tor – aber – ich hätte auch eine Bitte an Sie – oder vielmehr an das kleine gnädige Fräulein.«
    »An mich?« sagte Josefine erstaunt.
    »Ja,« sagte der alte Mann, und sein gutmütiges, faltiges Gesicht rötete sich leicht, »es ist nicht viel,« setzte er aber rasch hinzu, »nur bitten möchte ich Sie, mir ein einzig kleines Mal – die Hand zu geben.«»Gern!« rief das fröhliche Mädchen, indem sie ihre Hand aus dem Muff zog und dem Alten reichte.
    Der alte Forstwart nahm sie, sah dabei dem Kinde recht treuherzig in die Augen, und das kleine Händchen dann an die Lippen drückend, sagte er freundlich: »Dank, mein kleines gnädiges Fräulein, Dank, tausend Dank, aber Sie glauben gar nicht, gnädige Frau, wie wohl der Anblick dieses jugendfrischen Gesichtchens mit den großen, hellen Augen meinem alten Herzen tut. Es erinnert mich an die Zeit, wo die beiden jungen Herren Grafen hier bei uns wohnten, und aus den Augen da ist es mir immer, als ob der jüngste der beiden, das liebe, herzige Kind, herausschauen wollte. Ich habe den kleinen Burschen damals zu lieb gewonnen, ihn je wieder vergessen zu können.«
    »Welcher beider junger Grafen?« sagte Georgine, die damit das Gespräch abzubrechen wünschte.
    »Der jungen Grafen Geyerstein.«
    »Der beiden jungen Grafen? hat Geyerstein noch einen Bruder?« fragte Georgine in dem Interesse, das sie plötzlich an der Sache nahm.
    »Allerdings,« erwiderte der alte Mann, »einen jüngeren Bruder, und die beiden jungen gnädigen Herren waren als Kinder hier. Der jüngste von ihnen aber ...«
    »Wie hieß der?«
    »Georg.«
    »Georg?«
    »Ja, gnädige Frau – der jüngste von ihnen kam aber nie wieder zurück – er soll draußen in der Fremde gestorben sein,« setzte er mit einem schmerzlichen Seufzer hinzu, »und das Kind da, wie es mich so lieb und mitleidig ansieht, gemahnt mich immer, als ob ich den jungen, lieben gnädigen Herrn wieder vor mir sähe. Es ist freilich eine lange Zelt her, und ich bin alt – recht alt seither geworden. – Aber ich schwatze hier und schwatze, wo ich den Befehl Ew. Gnaden ausführen sollte. Gott schütze das liebe, kleine Haupt und streue ihm nur Blumen auf den Weg, gebe ihm Gesundheit, ein langes Leben und ein glückliches Alter mit seinem besten Segen!« Und eine tiefe Verbeugung machend, trat der alte Mann von dem Schlitten zurück, nahm dann seinen Ranzen wieder auf, sowie sein Gewehr und schritt langsam der Richtung nach dem Gute zu.
    »Sein Bruder!« flüsterte Georgine leise und erschreckt vor sich hin, »sein Bruder – und das mir ein Geheimnis, mir, der Gattin – hätte ich das ahnen können – und wenn ich nun – zu spät!« stöhnte sie dann, ihr umherschweifender Blick fiel in dem Moment auf dieGestalt des Herrn von Silberglanz, der, unter seiner Pelzlast keuchend, im Schnee herangewatet kam. Er schaute aber nicht nach ihr hin, sondern den Weg zurück, und als sie den Kopf dahin wandte, bemerkte sie noch den alten Forstwart, der den Fremden gesehen hatte und jedenfalls abwarten wollte, was er hier suche, solange die gnädige Frau noch da hielt.
    »Meine beste gnädige Frau!« rief das zierliche, im

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