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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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auf das strengste eingeschärft war, mit niemandem, wer es auch sei, darüber zu sprechen, erhielt der alte Mühler noch besonders den Auftrag, darüber zu wachen, daß dieses Verbot nicht übertreten würde – und daß es ein notwendiges sei, wußte er am besten.
    Wolf von Geyerstein, mit dem Charakter von Georgs Frau jetzt genau bekannt, fühlte, daß ihr, besonders in der ersten Zeit, indiesem einförmigen Leben auch etwas geboten werden mußte, um sie zu unterhalten, und beschloß, ehe er wieder in die Residenz zurückkehrte, sie bei einigen der Nachbarn, mit denen er selber befreundet war, einzuführen. Daß sie diesen gefallen würde, daran zweifelte er keinen Augenblick, und einmal in bessere Gesellschaft gebracht, als sie bisher gekannt hatte, ließ es sich auch denken, daß ihr Stolz darin Befriedigung und sie sich selber, wenn auch nicht glücklich, doch zufrieden fühlen würde. Damit verging wieder eine Woche, und Georg und Georgine wurden überall, schon in Rücksicht auf den allgemein beliebten Grafen, mit offenen Armen empfangen, ja für den Winter die verschiedensten Pläne entworfen, wie man häufiger zusammenkommen, geselliger leben wolle. Graf von Geyerstein fühlte damit eine große Last von seiner Seele genommen, denn er hatte jetzt die feste Hoffnung, daß der Bruder von seiten seiner Frau keinen so harten Widerstand mehr würde zu bekämpfen haben – und erst einmal ein halbes Jahr nur hinter sich, und das Schwierigste war überwunden. Ein besonders drückendes Gefühl blieb es ihm nur in dieser ganzen Zeit, und zwar weniger in Gegenwart von Fremden als der Georginens, gegen den Bruder kälter zu scheinen, als sein Herz sprach, ja ihn als einen Fremden zu behandeln. Der durch ihr Mißtrauen scharfsichtigen Frau war dabei der Zwang nicht entgangen, den er sich augenscheinlich antat. Vergebens hatte sie aber bis jetzt durch Anspielungen versucht, ihn zum Reden zu bringen. Sie fühlte, daß die beiden Männer ein Geheimnis vor ihr hatten, und tat, wenn auch ohne Erfolg, ihr möglichstes, dieses zu lüften.
    Graf Geyerstein mußte nach Schwerin, um die Papiere des jetzigen Barons von Geyfeln, die er durch seinen Einfluß in *** erhalten hatte, dort vorzulegen. Dadurch entzog er ihn allen weiteren Umständen und beugte möglicherweise daraus entstehenden Schwierigkeiten vor. Es gibt nun einmal in unserem gar künstlich eingerichteten Staate eine Menge von Formalitäten, die beachtet sein wollen, die sich aber, wo ihnen irgend ein Einfluß entgegentritt, auch immer sehr leicht als bloße Formalitäten behandeln lassen – man muß nur eben wissen, wie man es anzugreifen hat. Graf Geyerstein war auch dazu der richtige Mann; er hatte in der Residenz Verbindungen genug, um sich das zu erleichtern, und wußte, daß nur eben seine Gegenwart dort nötig war, die Sache rasch und mit günstigem Erfolg zu beseitigen. Er kannte aber auch den Zeitverlust, der bei allen mit den Gerichten zu verhandelnden Gegenständen unausbleiblich war, unddurfte deshalb nicht zu lange säumen, um seinen Urlaub nicht zu überschreiten. Von Schwerin aus wollte er dann direkt nach Hause zurückkehren.
    Es war der letzte Abend, den er bei ihnen in der breiten, geräumigen Stube saß, in deren Ofen schon, der vorgerückten Jahreszeit wegen, ein lustiges Feuer knisterte. Das Wetter draußen hatte sich kalt und unfreundlich gestaltet, der Regen schlug an die Fenster, und der Wind heulte draußen durch die Gipfel der alten Linden und warf die schwanken Pappeln in seinen tollen Spiele herüber und hinüber. An dem heutigen Tage war eine von dem Grafen verschriebene Erzieherin – eine junge Französin aus guter Familie – eingetroffen, die von jetzt an Josefinens Ausbildung übernehmen sollte. Georgine hatte vorher nichts davon gewußt und war damit, aber nicht unangenehm, überrascht worden, denn an dem Kinde hing ihr ganzes Herz. Klug genug, dabei einzusehen, daß Josefine nicht zu viel lernen könne, fürchtete sie aber doch auch wieder, daß dies am Ende ein neues Band werden könne, sie an dieses ruhige Leben zu fesseln und ihren Hoffnungen und Plänen zu entziehen. Aber ein Kind des Augenblicks, wie sie es ihr ganzes Leben gewesen, tröstete sie sich auch hierin mit der Gegenwart. Sie selber wollte erst sehen und prüfen, und das andere fand sich von selber früh genug. Josefine war mit ihrer neuen Erzieherin in das ihnen angewiesene Zimmer, der alte Mühler mit dem Knaben auf seine Stube gegangen, doch hatte der Rittmeister

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