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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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man sie wirklich gesehen hatte.
    Burtons Kater war Vergangenheit. Er fühlte sich stark und zuversichtlich, endlich hatte er wieder ein Ziel.
    Palmerstons letzte Worte lagen ihm jedoch noch in den Ohren: »Das hier ist keine Aufgabe für einen verheirateten Mann, verstehen Sie das?«
    Burton hatte es verstanden.
    Isabel würde es nicht.
    Das Penfold Private Sanatorium, unter Führung der Schwesternschaft der Edlen Mildtätigkeit, lag in St. John’s Wood, jenseits der Edgware Road. Das Hansom Cab hielt vor dem Eingang des Hospitals, Burton kletterte hinaus und reichte dem Kutscher das Fahrgeld nach oben. Er stieg die Treppen hinauf und betrat das Gebäude.
    Die Krankenschwester am Empfang blickte zu ihm auf.
    »Ach herrje!«, rief sie aus, »Sie Armer, Ihr Gesicht! Aber es tut mir leid, Sir, wir behandeln hier nur schwerste Verletzungen! Können Sie nicht Ihren eigenen Arzt aufsuchen? Wahrscheinlich mussman nur die Schnitte reinigen und den Bluterguss am Auge mit ein wenig Salbe behandeln.«
    Burton schenkte ihr ein knappes Lächeln.
    »Schwester, eigentlich bin ich hier, um Lieutenant John Speke zu besuchen. Auf welchem Zimmer liegt er?«
    Sie sah überrascht aus.
    »Er ist nicht mehr hier, Sir. Sie haben ihn letzte Nacht mitgenommen.«
    »Mitgenommen? Wer hat ihn mitgenommen? Wohin?«
    »Die … äh … seine …« Sie stockte, blickte verwirrt drein. »Seine Familie?«
    »Fragen Sie das mich?«
    »Nein! Nein, Sir. Ich wollte sagen … ja, seine Familie hat ihn mitgenommen, glaube ich.«
    Burton runzelte die Stirn.
    »Also bitte! Sie glauben? Was geht hier vor?«
    »Sind Sie mit Lieutenant Speke verwandt, Sir?«
    »Mein Name ist Richard Burton. Vielleicht haben Sie schon einmal von mir gehört?«
    »Oh, ich verstehe. Ja, Sir, das habe ich. Es ist nur … die Sache ist so … na ja, der Lieutenant wurde gestern aus dem Sanatorium verlegt, während Schwester Raghavendra Dienst hatte, und sie hat es versäumt, die Papiere auszufüllen. Wir haben keine Aufzeichnungen darüber, wer ihn abgeholt oder wo man ihn hingebracht hat.«
    »Der Mann lag im Sterben! Wie, verdammt noch mal, konnte sie zulassen, dass man ihn ohne die vorgeschriebenen Genehmigungen verlegt?«
    »Sie … sie sagte, sie hätte sich plötzlich unwohl gefühlt und könne sich nicht richtig daran erinnern, was geschehen ist, Sir.«
    »Ach ja? Um welche Uhrzeit ist das passiert?«
    »Ungefähr um vier Uhr morgens. Zu dieser Zeit hatten nur sehr wenige Mitarbeiterinnen Dienst.«
    »Und Speke war noch am Leben?«
    »Ja, Sir. Aber um ehrlich zu sein – und es tut mir leid, dies sagen zu müssen –, ich glaube nicht, dass er seine Verlegung überlebt hat.«
    »Ich würde gerne mit Schwester Raghavendra sprechen, bitte.«
    »Sie ist leider nicht mehr hier. Man hat sie vom Dienst befreit und nach Hause geschickt. Sie war ganz verstört.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Oh, das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr Burton. Das verstößt gegen die Vorschriften.«
    »Zur Hölle mit Ihren Vorschriften, Schwester! Offensichtlich werden sie hier ohnehin nicht beachtet!«
    Die Augen der Krankenschwester weiteten sich vor Schreck. »Sir!«
    Burton zog seine Geldbörse aus der Tasche und holte ein gefaltetes Schreiben heraus. Er zeigte es der Schwester.
    »Sehen Sie sich diese Unterschrift an, junge Dame. Erkennen Sie sie?««
    »Nein. Ja. Es ist … meine Güte! Es ist dieselbe wie auf den Pfundnoten!«
    »Jetzt lesen Sie diesen Absatz hier«, wies er sie an und zeigte mit dem Finger auf eine kurze Textpassage.
    Sie tat es, schürzte die Lippen und nickte.
    »Nun gut, Sir. Es scheint, als hätte ich keine andere Wahl. Schwester Raghavendra wohnt hier …«
    Sie kritzelte eine Adresse auf ein Blatt Papier und reichte es ihm.
    »Danke«, sagte er und wandte sich ab, um zu gehen, äußerst zufrieden mit dem Schreiben, das Palmerston ihm heute Morgen ausgestellt hatte.
    »Sir Burton«, rief sie ihm nach.
    Er drehte sich um.
    Sie lächelte. »Reiben Sie die Haut um Ihr Auge mit Rizinusöl ein. Das wird den Bluterguss mildern.«
    Er zwinkerte ihr zu.

    Draußen stand noch immer das Hansom Cab am Bordstein. Burton winkte dem Fahrer zu. »He, Kutscher! Sind Sie immer noch hier?«
    »Aye, Sir. Dachte, ’s wär besser, hier aufs Geld zu warten, statt durch den stinkenden Nebel zu fahren und danach zu suchen!«
    »Können Sie mich in die Bayham Street Nr. 3 bringen, am Mornington Crescent?«
    »Mit geschloss’nen Augen, Sir – was in dem verdammten Nebel auch gut so is’.

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