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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Vatsyayana?«, fragte Swinburne.
    »Das ähm, das … das K-Kama …?«
    »Eine Anleitung zur Kunst der Liebe. Dieser Gentleman hat gerade begonnen, es aus dem Sanskrit zu übersetzen.«
    »Die … die … K-K-Kunst des –?« Der Mann schluckte hörbar.
    Die Tür öffnete sich, und eine Frau glitt in den Raum. Sie wargroß, unglaublich dick und trug das üppigste Kleid, das Burton je gesehen hatte. Sie erinnerte ihn an Isambard Kingdom Brunels megalithischen Transatlantik-Kreuzer, die S.   S. Titan .
    »Gott sei Dank!«, rief der dürre Mann. »Ich meine, ich wollte sagen, du bist fertig, mein Lämmchen!«
    »Ja«, sagte sie mit dröhnender Stimme und ihr Doppelkinn erbebte. »Wir müssen sofort nach Hause, Reginald. Gewisse Dinge müssen besprochen werden!«
    Er erhob sich, und Burton war sich sicher, dass er sehen konnte, wie die Knie des Mannes schlackerten.
    »D…dinge, Lämmchen?«
    » Dinge , Reginald!«
    Sie durchmaß das Zimmer mit wenigen Schritten, schob den samtenen Vorhang beiseite und quetschte ihre massige Gestalt in den Flur. Ihr Ehemann folgte ihr mit einem letzten Blick auf Swinburne, der zwinkerte und im Bühnenton flüsterte: »Das Kamasutra!«
    Er kicherte, als der Mann seiner Frau hinterhereilte.
    Eine zweite Frau trat aus der Türöffnung. Ihr Alter war nicht zu bestimmen, entweder älter, aber gut erhalten, oder jung und schrecklich verlebt, Burton konnte sich nicht entscheiden. Ihr langes Haar war kastanienbraun, von grauen Strähnen durchsetzt und fiel ihr, entgegen der konservativen Mode der Zeit, offen über den Rücken. Ihr Gesicht war hager und hätte wunderschön sein können, ihre großen, dunklen, leicht schräg stehenden Augen waren es noch immer. Ihr Lippen hingegen waren schmal und von tiefen Falten umgeben. Sie trug ein schwarzes Kleid und ein cremefarbenes Schultertuch. Ihre Hände waren leer, die Nägel unlackiert und abgekaut.
    »Sie wünschen einen Einblick in die Zukunft?«, fragte sie mit musikalischer, leicht akzentuierter Stimme und sah von einem Besucher zum anderen.
    Burton erhob sich.
    »So ist es. Mein Freund wird warten.«
    Sie nickte und trat beiseite, sodass er an ihr vorbei in den Raum treten konnte. Er war klein, spärlich möbliert und dominiert von einem langen blauen Vorhang, der dem glich, den er im Flur gesehen hatte. Eine schwache Lampe hing über einem runden Tisch. Regale säumten die Wände und standen voller esoterischem Firlefanz und Tand.
    Die Komtesse Sabina schloss die Tür und ging zu einem Stuhl. Sie und Burton setzten sich einander gegenüber an den Tisch.
    Sie musterte ihn.
    Im schlecht beleuchteten Zimmer mit dem flackernden Licht, das direkt von oben kam, wirkten Burtons Augen wie dunkle Höhlen, und die tiefe Narbe auf seiner linken Wange trat deutlich hervor.
    »An Ihr Gesicht wird man sich lange erinnern«, sagte die Komtesse plötzlich.
    »Wie bitte?«
    »Entschuldigen Sie. Manchmal weiß ich nicht, warum ich sage, was ich sage. Es ist Teil meiner Gabe – meiner Macht. Es liegt an Ihnen, über die Bedeutung zu entscheiden. Geben Sie mir Ihre Hand. Die rechte.«
    Er streckte die Hand aus, die Handfläche nach oben. Sie griff danach und beugte sich vor, während sie die Linien mit den Fingern nachfuhr.
    »Kleine Hände«, murmelte sie beinah unhörbar. »Das hier … hmm … welch Ruhelosigkeit! Keine Wurzeln. Sie haben viel gesehen. Wirklich gesehen .«
    Sie blickte zu ihm auf. »Sie stammen vom fahrenden Volk ab. Ich bin mir sicher.«
    »Sie meinen die Zigeuner? Es stimmt, ich trage den Namen Burton.«
    »Ah! Eine der großen Familien. Die andere Hand bitte, Mr Burton.«
    Er streckte die linke Hand aus. Sie nahm sie, ohne die rechte loszulassen, und betrachtete sie genau.
    »Nein! Wie seltsam …«, flüsterte sie, fast als spräche sie zu sich selbst. »Das kann nicht sein. Zwei Ziele zur Wahl; zwei Wege, die offenstehen, der eine voll unbedeutendem Ruhm, der nach dem Tod umso größer werden wird; der andere voll rauschender Siege, im Geheimen gefeiert und nie offenbart. Das kann nicht sein, denn beide Wege werden beschritten. Beide Wege! Wie ist das möglich?«
    Burton spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken herunterlief.
    Die Hände der Frau umfassten die seinen mit festem Griff. Sie begann, leicht vor- und zurückzuschwanken, und ein leises Stöhnen drang über ihre Lippen.
    Ähnlichem war er früher schon begegnet, in Indien und Arabien, und er sah fasziniert zu, wie die Frau sich in Trance begab.
    »Ich werde jetzt zu Ihnen

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