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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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ich mich. Gleiche und Gegensätze. Es gibt Schöpfer wie mich.
    Und es gibt Zerstörer. Der Begriff, den Sammi benutzt hat. Ich habe ihn nicht hinterfragt, weil ich in meinem Inneren wusste, dass er richtig war.
    Hier ist noch ein Erdgebundener.
    Benson zieht mich weg, zerrt mich auf den Rand der Lichtung zu. »Wir müssen weg, sofort !«
    Als wir uns gerade umdrehen, höre ich einen anderen Laut – so vollkommen dissonant, dass ich glaube, ich hätte ihn sogar in einem Wirbelsturm gehört.
    Ein Kichern.
    Ein langer Schatten nähert sich, doch die dämmerige Luft ist zu trüb, um ein Gesicht zu erkennen, bis die Gestalt den Kopf hebt.
    »Marie?«, flüstere ich vollkommen verdutzt. Ihre Haare sind streng aus dem Gesicht gebunden, statt wie sonst in weichen Wellen zu fallen, und ihr hautenger Hosenanzug und ein großer Silberanhänger sind Welten entfernt von den Kleidern und Strickjacken aus der Bibliothek. Sie ist groß und steht aufrecht, mit einer majestätischen Ausstrahlung, die sowohl von Macht als auch von Stolz spricht. Sogar mit Regenrinnsalen, die über ihr Gesicht fließen, sieht sie aus wie eine Göttin.
    Benson drückt mich so fest an sich, dass ich kaum atmen kann. »Lauf!«, befiehlt er, dann stößt er mich weg.
    Ich zwinge meine Beine, sich zu bewegen, starte wie aus der Pistole geschossen, doch bevor ich auch nur einen Meter gekommen bin, schlängelt sich ein muskulöser Unterarm vor und schlingt sich um meinen Hals; plötzlich packen Hände nach meiner Taille, meinen Beinen, ziehen mich von Benson weg. Der eisige Lauf einer Pistole wird an meine Schläfe gedrückt, und ich erstarre, als ich die Worte höre: »Eine Bewegung und du bist tot. Für immer.«
    Ich zwinge mich, stillzustehen, aber meine Augen suchen nach Benson, der sich gegen seine Fänger wehrt. »Stopp! Nein! Lass sie in Ruhe! Ich habe dir gesagt …« Ein scharfes Knacken unterbricht seine Worte, und ich kann einen Schrei nicht unterdrücken, als Bensons Kopf von der Kraft des Schlags gegen seine Schläfe zur Seite geworfen wird.
    Ich schaue mich um und sehe ungefähr ein Dutzend Gesichter. Den Sonnenbrillentyp kann ich nicht ausmachen, aber ohne seine Brille – ganz zu schweigen davon, dass die Äste der Bäume kreuz und quer Schatten auf die Gesichter der Umstehenden werfen – könnte er jeder von ihnen sein.
    »Schon gut, Ben«, sage ich, ohne einen Muskel zu bewegen. »Mir geht es gut.«
    »Ach, ist das süß«, sagt Marie in einem Ton, der so wenig ihrer ruhigen Bibliothekarinnenstimme ähnelt, dass ich erstarre. »Er hat die Erdgebundene dazu gebracht, sich in ihn zu verknallen. Das war sogar für einen Reduciate übertrieben, Benson.«
    »So ist das nicht«, sagt Benson und versucht immer noch, zu mir zu gelangen. Blut rinnt von seiner Schläfe herab, mischt sich mit dem Regen, bildet rote Streifen wie makabre Tränen. »Lasst mich los!«
    »Alles zu seiner Zeit«, antwortet Marie – die Verkörperung der Ruhe – und beäugt mich, während die Welt sich zu drehen scheint und alles auf den Kopf stellt. »Weißt du, als das Hotelzimmer heute Morgen leer war, war ich mir ziemlich sicher, dass du uns davongelaufen bist, aber ich sehe, du hast dir deine kleine Lektion zu Herzen genommen«, sagt sie und streicht über die violette Färbung unter Bensons Auge. Er zuckt vor ihrer Berührung zurück.
    Die Zeit fließt in Zeitlupe um mich herum, als ich den Kopf drehe. »Benson?« Habe ich es überhaupt laut gesagt?
    Sein Gesicht ist eine Maske der Verzweiflung. »Tavia. Das wollte ich nicht. Ich dachte – du hast keine Ahnung.«
    »Du warst das?«, flüstere ich. Ich kann es nicht glauben. Ich werde es nicht glauben. »Nein!«, schreie ich Marie an. »Du lügst!«
    »Ach ja?«, sagt die Frau so leise, dass ich ihre Worte fast nicht höre. »Zeigt ihr sein Zeichen.«
    Der Mann, der Benson festhält, dreht ihn grob um, und Benson stöhnt, als der Mann ihn fester um die geprellten Rippen fasst und sein T-Shirt hochreißt, sodass ich die Haut seiner linken Schulter sehen kann.
    Der Schatten einer Tätowierung, den ich gestern Abend durch sein weißes T-Shirt gesehen habe.
    Es ist teilweise ein Anch.
    Und zum Teil ein Schäferstab.
    Nein .
    Es ist wahr.
    Mein Magen zieht sich zusammen, und ich möchte mich am liebsten krümmen und mir die Hände in die Magengrube pressen; es fordert mein Äußerstes, aufrecht zu bleiben. Ein Blitz wählt diesen Augenblick, um den Himmel zu teilen, und ich schnappe geblendet nach Luft.
    Keiner rührt

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