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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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muss etwas tun; ich weiß nur nicht, was.
    Das Erste, das ich durchstehen muss, ist aber zunächst einmal noch mindestens eine Viertelstunde Scharade mit Elizabeth. Dann kann ich entkommen. Bis dahin sitze ich hier mit meiner verlogenen Seelenklempnerin fest und versuche, sie davon zu überzeugen, dass ich in Ordnung bin.
    Ich bin nicht gut im Lügen. Aber ich bin ziemlich gut darin, gar nichts zu sagen. Jetzt stecken wir also in einer totalen Sackgasse, und ich sitze schweigend auf ihrer Couch und versuche, sie nicht finster anzuschauen.
    Oder vielleicht nur innerlich finster dreinzublicken.
    Ein Teil von mir wünscht, ich könnte einfach über alles reden, aber nach gestern weiß ich, dass das nicht möglich ist. Innerlich lache ich höhnisch darüber, wie kurz ich davor war, ihr zu erzählen, dass ich Dinge aus dem Nichts erschaffen kann.
    Was hätte sie Reese dann erzählt? Ich erinnere mich noch lebhaft an Reese’ allzu ernste Frage: Ist sie zu beschädigt? Hätte ich alles gestanden, hätte Elizabeth dann Ja gesagt?
    »Warum willst du nicht reden, Tavia?«, fragt Elizabeth, nachdem ich zu viel Zeit in Schweigen vergehen lassen habe. Sie ist ruhig und entspannt, aber ich schwöre, ich kann die Frustration wie einen Lavafluss unter der Oberfläche blubbern hören.
    Oder vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
    Wenn ja, woran soll ich den Unterschied erkennen?
    »Ich habe nichts zu bereden«, platze ich heraus; der Gedanke an Quinns Weigerung, mir etwas zu erzählen, zerstört meine Geduld. »Ich weiß nicht einmal, warum ich überhaupt hier bin; mir geht es gut !«
    Ich reibe mir den Nacken; er schmerzt von der Last meiner Lügen, und die strenge Kontrolle, die ich einst über meine Launen hatte, ist fort.
    Jetzt seufzt Elizabeth, und es klingt echt, aber ich weiß es besser. »Tavia, ich habe keine Ahnung, was sich geändert hat, doch ich habe dein Vertrauen verloren.«
    Lügnerin .
    Sie richtet sich auf, dann beugt sie sich vor, die Ellbogen auf den Knien. »Ich weiß nicht, wie ich dich überzeugen kann, dass ich nur dein Bestes will. Das hast du einmal geglaubt.«
    Ich habe es wirklich einmal geglaubt. Ich wünschte, es wäre immer noch so. Sie hat keine Ahnung, wie sehr ich mir das wünsche.
    »Du hast keine neue Zeichnung mitgebracht.« Ihre Stimme ist ruhig, beiläufig. Ihre Seelenklempner-Stimme.
    Das liegt daran, weil du sie nur Reese und Jay zeigen würdest . »Ich hatte Hausaufgaben«, murmle ich und starre auf meine Finger hinab, die sich ineinander verschlingen, bis es wehtut. Hausaufgaben, Dinge aus dem Nichts erschaffen, das Quinn-Benson-Problem, die beide je eine Hälfte meines Herzens beanspruchen, oder wie auch immer du es sonst nennen willst .
    »Hast du Quinn wiedergesehen?«, fährt Elizabeth fort, ohne innezuhalten, um mir eine Gelegenheit zu geben, es abzustreiten. »Es wäre nur natürlich, wenn du eine neue Romanze wie diese geheim halten wolltest – etwas Besonderes, denke ich. Aber du kannst mir alles erzählen.«
    Na klar.
    Ich gehe die letzten paar Tage durch und überlege, ob es etwas gibt, das ich ihr erzählen kann – etwas Wahres, damit sie weiterhin meine Lügen schluckt.
    Aber ich zögere zu lange. Ihre Seelenklempner-Instinkte springen an und sie geht zum Angriff über wie eine Katze.
    »Komm schon, Tavia. Sprich mit mir!«, bittet sie. »Ich weiß, dass dir merkwürdige Dinge passieren. Dafür bin ich da. Um dir zu helfen, sie zu verstehen.« Sie legt die Hand fest um mein Handgelenk, bevor ich die Hand zurückziehen kann. »Ich will, dass du verstehst, Tave. Alles. Aber du musst mir etwas geben, womit ich arbeiten kann.«
    »D-da ist nichts«, beharre ich und entreiße ihr meine Hand. Aber selbst wenn das Stottern mich nicht verraten hätte, sind meine Worte offensichtlich eine Lüge. »Ich habe ihn nicht gesehen.«
    Elizabeth mustert mich lange, bis ich mich winde. Ich mag ihr nicht in die Augen schauen.
    Nicht, weil sie gefährlich, sondern weil sie gefahrlos aussehen.
    Sie ist eine genauso gute Schauspielerin wie Reese – vielleicht sogar eine bessere. Ich schaue ihr in die Augen und sehe nichts weiter als ehrliche Zuneigung, echte Sorge und den Wunsch zu helfen.
    Vielleicht wünsche ich es mir so sehr, dass ich mich selbst dazu bringe, es zu sehen.
    Oder vielleicht bin ich schlicht zu einfach hinters Licht zu führen. Die letzten acht Monate stützen diese Theorie eindeutig.
    Aber diese Augen …
    »Sind wir fertig?«, flüstere ich beinahe, aber die Ablenkung

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