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Der Kuss der Russalka

Der Kuss der Russalka

Titel: Der Kuss der Russalka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Katzen bei Derejew angekommen war. Johannes erschien dieses ganze Gefüge wie ein Haus aus Reisig, das jederzeit zusammenbrechen oder in Flammen aufgehen konnte. Carsten Sund kam vorbei, besprach die neuen Pläne, lobte aber Johannes nicht für seine gestrige Arbeit. Johannes begriff, dass es für den Baumeister ein Spiel mit hohem Einsatz war. Er wollte Johannes abwerben, dafür durfte er Michael nicht zeigen, wie wertvoll sein Lehrling für ihn war. Allerdings ließ er seinen Blick anerkennend über das Modell der Sankt Paul gleiten und zwinkerte Johannes zu. Im selben Augenblick beschloss Johannes, das Schiff nie und nimmer zu verkaufen. Mehrmals vergewisserte er sich, ob der Zettel, auf dem er die Kiste und das Wappen hastig nachgezeichnet hatte, noch an seinem Platz war. Mitja war wie vom Sumpf verschluckt. Kurz überlegte Johannes, ob der Gottesnarr vielleicht das Schicksal des rebellischen Leibeigenen teilte, aber er beruhigte sich sofort mit dem Wissen, dass der Narr nach den hiesigen Vorstellungen heilig war. Niemand würde es wagen, ihm etwas zuleide zu tun, nicht einmal Derejew.
    Am Nachmittag kam eine neue Fuhre aus Moskau an und Johannes nutzte die Gelegenheit, um mit Iwan zur Werft zu eilen, wo die Waren verkauft und Briefe verteilt wurden. Er bekam ein schlechtes Gewissen, als er sah, wie Leute dem Fuhrmann, der am folgenden Tag wieder zurückkehren würde, Briefe übergaben. Bestimmt wartete Christine sehnsüchtig auf eine Nachricht von ihm, er dagegen hatte nicht einmal daran gedacht, ihr zurückzuschreiben. Aus Nowgorod waren neue Arbeiter gekommen, die ihren Aufsehern zugewiesen wurden. Johannes kaufte Mehl und Zucker, teure Gewürze und eingelegtes Kraut und packte die Sachen in die großen Taschen, die Marfa ihm mitgegeben hatte. Iwan ließ es schweigend und mit unbewegtem Gesicht geschehen, dass sich Johannes den größten Teil der Last auflud. Andere Leibeigene waren ebenso alt wie Iwan, schleppten aber so viel, dass sie schwankten. Johannes beeilte sich, denn er sah sehr wohl, wie sich Iwan die ganze Zeit über verstohlen umsah, als würde er fürchten überfallen und geschoren zu werden. Johannes glaubte sich beobachtet und hatte das Gefühl, überall die Schatten toter Katzen zu sehen. Natürlich fielen ihm auch einige von Derejews Leuten auf, die ihn musterten, sich aber nichts weiter anmerken ließen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. Jewgenij konnte er nirgends entdecken, doch er traf einen Apothekenhelfer, der einen in ein Tuch eingewickelten Fisch trug. Der Schwanz, der aus dem Bündel ragte, war säuberlich abgeschnitten. Genauso bereitete Jewgenij seine Fische für den Verkauf vor. Russalkas naschten Fischflossen so gern wie die Menschen Apfelschnitze und Jewgenij hob sie ihnen von seinem Fang auf.
    »Lass uns gehen«, knurrte Iwan.
    Johannes sah ihn verblüfft an. Es war das erste Mal, dass Iwan einen Wunsch äußerte. »Ja«, antwortete er. »Sicher, wir sind fertig. Gib mir die Tasche, ich muss ohnehin in die Werkstatt zurück.«
    Iwans Blick zuckte über seine Schulter, dann schlug der Alte die Augen nieder.
    »Was ist?«, fragte Johannes leise.
    »Nichts«, murmelte Iwan. »Gott hat ein Auge auf dich, das ist alles.«
    »Was meinst du?«
    Iwan musterte konzentriert die Einkäufe. Ohne den Blick zu heben sagte er: »Der Gottesnarr – er folgt dir schon den ganzen Tag, aber er hält sich in deinem Rücken.«
    »Wo ist er jetzt?«, flüsterte Johannes.
    »Hinter der Schnitzerei, er späht auf der linken Seite um die Ecke.«
    »Gut, geh vor, ich komme später nach.«
    Iwan sah ihn entsetzt an. »Ich habe dir gesagt, halte dich von ihm fern! Einem Ketzer wie dir bringt er Unglück!« Er verstummte. Noch während er den Satz ausgesprochen hatte, war ihm klar geworden, dass er den Neffen seiner Herrin beleidigte.
    »Ist schon gut, Iwan. Wenn es so ist, habe ich das Unglück eben selbst herausgefordert.«
    Bevor Iwan etwas erwidern konnte, drehte sich Johannes um und ging auf die Schnitzerei zu. Natürlich war Mitja verschwunden. Johannes bog nach rechts ab, schlüpfte hinter das Haus und stellte seine Tasche ab. Dann schlich er um die Ecke. Er hatte richtig vermutet. Mitja ging vor wie ein Kind, das versuchte sich zu verstecken. Mit dem Rücken zu ihm stand er hinter dem Haus und lugte um die Ecke. An den Schultern war sein Soldatenrock so abgewetzt, dass Mitjas erstaunlich saubere Haut durch den fadenscheinigen Stoff schimmerte.
    »He!«, sagte Johannes leise.
    Der Narr fuhr

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