Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
bin verdammt gut in meinem Job. Daher habe ich ein solches Vorgehen überhaupt nicht nötig!”
“Natürlich”, säuselte er, doch das süffisante Lächeln, das seine Worte begleitete, ließ keinen Zweifel daran, was er wirklich dachte.
Was bildete sich dieser arrogante Kerl eigentlich ein? Lotte musste sich zwingen, nicht aus der Haut zu fahren. Wenn sie eines nicht ausstehen konnte, dann waren es Männer, die glaubten, alle Weisheit und alles Können für sich gepachtet zu haben.
Woher nahm Lorenz das Recht, über sie zu urteilen? Sie hatten sich seit mehr als fünf Jahren nicht mehr gesehen. Er kannte sie im Grunde überhaupt nicht!
Das galt umgekehrt natürlich ebenso für sie. Lorenz war ganz eindeutig nicht der Mann, für den sie ihn einmal gehalten hatte. Unglaublich, dass sie seit damals sämtliche Männer mit ihm verglichen hatte. Er war es doch überhaupt nicht wert, dass sie ihm auch nur eine Sekunde nachtrauerte!
Und dennoch musste sie versuchen, zumindest für die nächsten Wochen mit ihm auszukommen. Der Erfolg ihrer Arbeit hing davon ab – und damit die Frage, ob es ihr gelingen würde, sich ihren großen Traum zu erfüllen.
Folglich musste sie sich zusammenreißen – so schwer ihr das auch fallen mochte.
“Hör zu”, begann sie. “Das macht doch alles keinen Sinn. Ich finde, wir sollten aufhören, uns gegenseitig das Leben unnötig kompliziert zu machen. Im Grunde wollen wir doch beide dasselbe: unseren Job machen.”
“Was schlägst du also vor?”
“Dass wir unsere Feindseligkeiten begraben – zumindest für eine Weile.” Sie zwang sich zu einem Lächeln. “Was sagst du?”
Er schien einen Moment darüber nachdenken zu müssen, nickte aber schließlich. “Also gut, ich kann nicht leugnen, dass dein Vorschlag vernünftig klingt. Wir sollten es zumindest probieren – unter einer Bedingung.”
“Und die lautet?”
“Dass wir unsere Vereinbarung anständig besiegeln.”
“Du willst mit mir anstoßen?”
Das Lächeln auf seinen Lippen gefiel ihr nicht. “So etwas in der Art”, entgegnete er geheimnisvoll. “Mach dich schon einmal zum Aufbruch bereit – ich muss nur noch kurz etwas erledigen, dann können wir los.”
“Los? Wohin denn? Was meinst du?”
Doch er schüttelte den Kopf. “Warte es ab, du wirst es noch früh genug erfahren.”
5. KAPITEL
K napp eine Viertelstunde später saßen sie auf dem Rücksitz eines Taxis, das immer weiter an der Küste entlangfuhr. Die Aussicht war einfach herrlich, trotzdem gelang es Lotte nicht, sich zu entspannen.
Nicht, ehe sie nicht wusste, was Lorenz mit ihr vorhatte.
“Was soll das?”, fragte sie nun sicher schon zum dritten Mal, seit sie vom Restaurant aufgebrochen waren. “Wohin fahren wir?”
Doch er lächelte nur. “Kannst du dich nicht einfach mal überraschen lassen?”
“Ich konnte Überraschungen noch nie ausstehen”, murmelte Lotte, während der Wagen anhalten musste, weil eine Herde Schafe die Straße blockierte. Sie mussten knapp zehn Minuten warten, bis auch das letzte Tier vorüber war, dann erst ging es weiter. Lotte kamen diese zehn Minuten wie eine Ewigkeit vor. Ob es daran lag, dass ihr Herz in Lorenz’ Nähe noch immer heftig klopfte?
Aber das wilde Klopfen ihres Herzen war längst nicht die einzige Reaktion ihres Körpers auf ihn. Ihre Haut kribbelte, und in ihrem Bauch schien ein ganzer Schwarm Schmetterlinge umherzuflattern.
Und das alles nur, weil Lorenz neben ihr saß.
Sie wollte es nicht, alles in ihr sträubte sich dagegen, doch seine Anziehungskraft auf sie war noch immer ungebrochen.
“So, jetzt sind wir gleich da”, sagte Lorenz und riss sie damit aus ihren Gedanken.
Als sie aus dem Seitenfenster sah, erstreckten sich rechts und links der Straße nur scheinbar endlose Felder und Wiesen, auf denen Kühe grasten. Erst auf den zweiten Blick entdeckte Lotte einen Bauernhof, der sich leuchtend rot gegen das Gold und Grün seiner Umgebung abhob.
Überrascht runzelte sie die Stirn. “Du fährst mit mir auf einen Bauernhof?”
Lorenz lächelte. “Warte es doch einfach ab. Ich bin sicher, du wirst begeistert sein.”
Das bezweifelte Lotte ernsthaft. Und tatsächlich: Nur wenige Minuten später wusste sie endlich, was er mit ihr anstellen wollte – und es gefiel ihr ganz und gar nicht.
“Das ist nicht dein Ernst, oder?”, fragte sie ungläubig, als das Taxi vor einer großen, mit bunten Bändern geschmückten Scheune anhielt. “Du schleppst mich zu einer
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