Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
möglich gehalten hatte. Voller Sehnsucht streckte sie die Arme nach ihm aus, zeigte ihm, dass sie ihn ganz und gar wollte.
Und dieses Mal zögerte auch Lorenz nicht. Mit einer Lottes Sinne vollends berauschenden Bewegung drang er in sie ein, bis sie völlig eins miteinander waren.
Außer sich vor Lust drängte Lotte sich ihm entgegen, nahm ihn noch weiter in sich auf. Und als er sich in ihr zu bewegen begann, zuerst langsam, dann immer schneller und leidenschaftlicher, entrang sich ihrer Kehle ein tiefes Stöhnen.
So lange hatte sie, ohne es sich selbst einzugestehen, auf diesen Augenblick gewartet. Wie von selbst passte sie sich Lorenz’ Rhythmus an, bis sie gemeinsam den Gipfel erreichten und unglaubliche Glücksgefühle ihren Körper durchströmten.
Lorenz lag da, Lotte in seinen Armen, und blickte durch den offenen Eingang des Pavillons hinaus auf den mit Sternen übersäten Nachthimmel. Er spürte den Atem der Frau, die ihm seit mehr als fünf Jahren nicht aus dem Kopf gegangen war, und konnte nicht anders, als unendlichen Frieden zu empfinden.
Zugleich plagte ihn auch sein schlechtes Gewissen.
Mit Lotte zu schlafen war unvernünftig, riskant und verrückt gewesen. Er hätte sich zusammenreißen sollen. Doch jetzt war es zu spät, um daran noch etwas zu ändern.
Was geschehen war, war nun einmal geschehen. Jetzt mussten sie beide zusehen, wie sie mit der neuen Situation zurechtkamen.
Aber so neu war diese Konstellation ja im Grunde nicht einmal. Sie hatten schon einmal eine wunderbare Nacht miteinander verbracht. Und was war daraus geworden?
Unwillkürlich brachen die Erinnerungen über ihn herein, und er fühlte sich zurückversetzt in jene schreckliche Zeit vor fünf Jahren.
Damals, als sein Leben eine ganz neue und unerwartete Wendung genommen hatte …
“Kommt überhaupt nicht infrage, Vater! Ich werde Tatjana nicht heiraten. Auf keinen Fall!”
Kristof Bengtsson, der gerade den Kuhstall ausmistete, hob drohend die Mistgabel. “Wage es nicht, dich gegen mich zu stellen!”, warnte er. “Du hast dich mit der Tochter meines Geschäftspartners vergnügt, jetzt musst du die Konsequenzen tragen!”
“Was soll das?” Ungläubig schaute Lorenz seinen Vater an. Ihr Verhältnis zueinander war nie das beste gewesen, aber so hatte er ihn bisher noch nie erlebt. Der alte Mann war wirklich wütend. “Ich habe nicht mit ihr geschlafen, zum Teufel!”, protestierte er. “Wir sind nur ein paarmal miteinander ausgegangen!”
“Und jetzt ist sie schwanger.” Der Blick seines Vaters war durchdringend.
“Aber nicht von mir!”
“Willst du damit sagen, dass sie lügt?”, brauste Kristof Bengtsson auf.
“Ja, verdammt!” Er atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. “Warum glaubst du Tatjana mehr als mir? Ich hatte nichts mit ihr!”
Kurz zögerte sein Vater, dann schüttelte er den Kopf. “Sie hat gesagt, dass das Kind von dir ist. Du heiratest Tatjana – keine Widerrede! Der Ruf unserer Familie hat durch deine Schuld bereits genug gelitten!”
Lorenz konnte nicht fassen, was sein Vater da von ihm verlangte. Er sollte eine Frau heiraten, nur weil diese behauptete, von ihm schwanger zu sein? Dabei wusste er ganz genau, dass Tatjana log. Er war auf Drängen seines Vaters ein paarmal mit ihr Tanzen gegangen, mehr war zwischen ihnen nicht gelaufen. Er mochte sie nicht einmal sonderlich. Tatjana war ein oberflächliches Mädchen, dessen einziges Interesse darin bestand, sich zu amüsieren.
Doch das kümmerte seinen Vater ganz offensichtlich nicht. Er schien tatsächlich zu erwarten, dass Lorenz sich stillschweigend fügte – doch das würde er ganz gewiss nicht tun.
“Vergiss es”, erwiderte er wütend. “Das kannst du von mir nicht verlangen! Tatjana und ich, wir mögen uns nicht einmal besonders.”
“Du bleibst also dabei?”, fragte sein Vater drohend.
Er nickte energisch.
“Dann packst du besser deine Koffer und verschwindest.”
“Was sagst du da? Du setzt mich vor die Tür?”
“Ganz recht! Wer nicht bereit ist, die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen, der hat unter meinem Dach nichts zu suchen.”
Der Blick von Kristof Bengtsson machte deutlich, dass er es absolut ernst meinte. Lorenz holte tief Luft. “Also gut, ganz wie du willst. Ich werde meine Sachen heute Nachmittag abholen, wenn du auf dem Feld bist.”
Sein Vater sagte kein Wort, als er durch die Tür ging und den Stall verließ.
Während Lorenz durch das breite Gatter trat, das das Grundstück von der
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