Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
nicht leichter. Ganz im Gegenteil! Wie sollte sie jetzt mit ihm umgehen? Konnte sie einfach so tun, als wäre überhaupt nichts geschehen?
Außerdem stand immer noch das Angebot von Viggo Tjaderborg im Raum. Unter den gegebenen Umständen konnte sie es auf keinen Fall mehr annehmen. Unmöglich!
Trotzdem klopfte ihr das Herz bis zum Hals, als sie eine halbe Stunde später die Küche von Kärlekholmen Slott betrat. Doch zu ihrer Erleichterung traf sie lediglich Petter an, der mit einer dampfenden Tasse Kaffee am Küchentisch saß.
“Wo ist Lorenz?”
“Ich weiß auch nicht”, erwiderte er, stand auf, nahm eine weitere Tasse vom Regal, füllte sie mit Kaffee und reichte sie Lotte. “Einer der Arbeiter war vorhin hier, weil es offenbar irgendein Problem auf der Baustelle gibt. Daraufhin ist Lorenz sofort auf und davon. Nicht einmal zu Ende gefrühstückt hat er!”
“Ein Problem?” Alarmiert stellte Lotte die Tasse so ruckartig auf der Arbeitsplatte ab, dass der Kaffee überschwappte. “Was ist denn passiert?”
Petter zuckte mit den Schultern. “Keine Ahnung, aber ich bin sicher, dass Lorenz das allein in den Griff bekommt. Sie frühstücken jetzt erst einmal in aller Ruhe, einverstanden?”
“Tut mir leid, aber solange ich nicht weiß, was los ist, habe ich keine ruhige Minute.” Sie nickte Petter noch einmal zu und lief hastig durch die offen stehende Hintertür ins Freie. Schon von Weitem erblickte sie Lorenz, umringt von einigen Arbeitern, vor dem Lagerhaus.
“Was ist los?”, rief sie. “Petter sagte, es gibt Schwierigkeiten?”
Als Lorenz sie bemerkte, tat er so, als wäre überhaupt nichts zwischen ihnen vorgefallen. “Könnte man so sagen”, erwiderte er und gab den Blick auf den Schuppen frei, in dem sie alles Material aufbewahrten, das sie bei den Umbauarbeiten noch nicht brauchten. “Obwohl ich es eher als mittlere Katastrophe bezeichnen würde.”
Lotte atmete scharf ein, als sie das Malheur erblickte. Einer der großen Behälter mit Süßwasser, die erst gestern Nachmittag per Boot gekommen waren und mit denen sie später die Wasserflächen und Flussläufe befüllen wollten, hatte offenbar ein Leck. Der Inhalt war über Nacht ausgelaufen und stand jetzt knöchelhoch auf dem mit Beton ausgegossenen Boden der Hütte – wo auch die Elektrowerkzeuge und Holzelemente für den Umbau lagerten.
“Oh nein!”, stieß Lotte entsetzt aus. “Und jetzt?”
Lorenz seufzte. “Die Werkzeuge sind jedenfalls hinüber und die Holzelemente total aufgeweicht. Wir sollten lieber zusehen, dass wir so schnell wie möglich Ersatz heranschaffen, damit die Umbauarbeiten weitergehen können.”
“Na, dann los”, erwiderte sie, und als er protestieren wollte, warf sie ihm einen Blick zu, der keinen Widerspruch duldete. “Kein aber – ich werde dich natürlich begleiten.”
Zum ersten Mal an diesem Morgen sah sie Lorenz lächeln. “Also gut.” Er straffte die Schulter. “Wenn wir unseren Terminplan noch einhalten wollen, haben wir keine Zeit zu verschwenden!”
Zwei Stunden später hatten sie die wichtigsten Besorgungen erledigt und die am dringendsten benötigten Werkzeuge bereits wieder an Bord des kleinen Motorboots verstaut. Die Holzelemente zum Abgrenzen der Beete würden spätestens morgen angeliefert werden, das hatte der Lieferant ihnen versprochen.
“So, das war’s”, verkündete Lorenz, der gerade das letzte Paket an Bord gebracht hatte, mit einem kurzen Blick auf seine Uhr. “Wir liegen besser in der Zeit als erwartet. Etwa eine halbe Stunde von hier entfernt gibt es ein bezauberndes kleines Fischerdörfchen mit einer erstaunlich gut sortierten Gärtnerei. Was meinst du? Lust auf einen kurzen Abstecher dorthin, ehe wir nach Kärlekholmen zurückkehren?”
Da Lotte für den Schlosspark ohnehin noch einige Pflanzen benötigte, die ihr der ortsansässige Gärtner nicht besorgen konnte, sagte sie spontan zu, wenn ihr auch der Gedanke, noch mehr Zeit allein mit Lorenz zu verbringen, nicht ganz geheuer war.
Kurze Zeit später erreichten sie mit dem Geländewagen, den der Hafenmeister – ein Freund von Petter – ihnen überlassen hatte, die kleine Ortschaft Västerhamn. Entzückt blickte Lotte sich um, während sie durch die engen, gewundenen Gassen fuhren, die farbenprächtige mittelalterliche Häuser säumten. Als sie zu einem kleinen Platz gelangten, ging es plötzlich nicht mehr weiter, da Marktwagen und Zelte den Weg blockierten.
“Wie hübsch!”, stieß Lotte begeistert
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