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Der Kuss des Anubis

Titel: Der Kuss des Anubis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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du künftig öfter in den Genuss edler Speisen kommen wirst - als meine neue Hofdame.«
    Miu vergaß beinahe zu atmen. Mit allem hätte sie gerechnet, nur nicht damit, dass sich Anchesenamun etwas so Raffiniertes würde einfallen lassen, um sie unter ihre Kontrolle zu bringen. Nie und nimmer durfte das geschehen!
    »Aber diese … diese Ehre … ist viel zu groß«, stammelte Miu. »Wie soll ich mich ihrer jemals würdig erweisen?«
    Die Große Königliche Gemahlin lächelte noch immer, während Jamu einen gewaltigen Satz machte und laut schnurrend auf den Schenkeln des Pharaos landete.
    »Hast den leckeren Braten wohl gleich gerochen, mein schöner Roter?«, sagte Tutanchamun in lockendem Ton. »Dann trau dich! Worauf wartest du noch? Ich schenk dir das erste Stück!«
    Doch der Kater wandte sich plötzlich ab und rannte wie besessen davon.
    Einen Moment schauten ihm alle verdutzt hinterher, dann brach Anchesenamun in schrilles Gelächter aus.
    »So weit kommt es, wenn man diese Katzen zu sehr verwöhnt …«
    Der Pharao hatte sich abrupt erhoben.
    »Den Leibkoch!«, bellte er. »Und den Vorkoster - auf der Stelle!« Er wandte sich Miu zu. »Und du fasst das Fleisch nicht an, verstanden?«
    Miu nickte, zutiefst verstört.
    Nach wenigen Augenblicken erschienen die beiden Männer, der eine feist und klein - man sah ihm die Liebe zu gutem Essen schon von Weitem an -, der zweite ein hagerer Typ mit ernstem Gesicht.

    »Du hast dieses Fleisch zubereitet?« Die Stimme des Königs war eisig.
    »Das habe ich, mein Herr, du mögest leben …«
    »Schweig!«, donnerte der Pharao. »Und du hast davon probiert - und es für gut befunden?« Das galt dem Zweiten.
    »Wie alles, was die Küche für deine Tafel verlässt, Majestät.« Der Vorkoster verneigte sich.
    »Dann esst jetzt! Alle beide!«
    Die Männer zögerten, doch es gab kein Entkommen. Die Leibwache war näher gerückt. Niemand im Festsaal gab auch nur den geringsten Mucks von sich. Jamu, der Verursacher dieses Aufruhrs, hockte in einer Ecke und putzte sich.
    Leibkoch und Vorkoster kauten und schluckten.
    »Mehr!«, verlangte Tutanchamun mit steinerner Miene.
    Sie gehorchten wortlos.
    Der Vorkoster war der Erste, bei dem sich eine Reaktion zeigte. Sein Gesicht wurde aschfahl, Schweiß trat auf seine Stirn.
    »Die Ente … schmeckt so anders … als zuvor«, stammelte er. »Irgendwie bitterer …« Röchelnd sackte er zusammen.
    »Das hat so niemals meine Küche verlassen, Hoheit!« Die Haut des dicken, kleinen Mannes wirkte plötzlich viel zu weit, als wäre er unversehens geschrumpft. »Bei meinem Leben - du musst mir glauben! Jemand anderer muss auf dem Weg hierher …« Laut stöhnend sank er neben dem Vorkoster zu Boden und schon einen Augenblick später rührte er sich nicht mehr.
    »Ein Anschlag, Goldhorus!« Leichtfüßig wie eine Feder war die Große Königliche Gemahlin aufgesprungen.
»Bereits der zweite - und du hast ihn abermals unversehrt überlebt! Wir müssen den Göttern für diese Gnade ein Opfer …«
    »Eje!«, fiel der Pharao ihr scharf ins Wort.
    »Einzig-Einer?« Der alte Mann neigte ehrerbietig seinen Kopf, als hätte er nur darauf gewartet, angesprochen zu werden.
    »Du wirst dir jeden hier im Raum vornehmen. Jeden Einzelnen! Und dieses Mal findest du meinen Mörder, hast du mich verstanden?«
    Tutanchamun stieß einen Lockruf aus. Der Feuerkater war sofort an seiner Seite. Anchesenamun blieb nichts anderes übrig, als zwei Schritte hinter ihrem Gemahl den Festsaal ebenfalls zügig zu verlassen.

    »Die ganze Nacht haben sie uns festgehalten und verhört!« Ramoses Stimme war die Empörung noch immer anzuhören. »Als ob wir die allerschlimmsten Verbrecher wären. Erst im Morgengrauen ließen sie uns dann endlich laufen. Mein Bedarf an Festen am Hof des Pharaos ist für lange Zeit gedeckt!«
    »Einer muss es getan haben.« Ani hatte aufmerksam zugehört. »Von allein kann das Gift ja schließlich nicht in den Entenbraten gelangt sein, der für den Pharao gedacht war.«
    »Und für meine Miu!«, stieß Ramose hervor. »Wenn ich nur daran denke, dass unser Mädchen beinahe davon gegessen hätte …« Er schlug die Hände vor sein Gesicht.
    »Dann war es tatsächlich euer Feuerkater, der sie und den Pharao vor Schlimmem bewahrt hat? So ein kluges
Tier!« Ihm war auf einmal richtig übel geworden. Die Vorstellung, in welch ernster Lebensgefahr Miu geschwebt hatte, ließ ihn schaudern.
    »Der Kater hat das vergiftete Fleisch nicht angerührt, sondern

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