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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Eindringlinge wie mich wartete. Nach der ersten Treppenwindung wagte ich es, die Taschenlampe anzumachen. Verwundert hielt ich inne, als ich die Bücherregale sah, auf die der Strahl fiel. Bücherregale, vollgestopft mit Büchern, deren lederne Rücken teilweise mit Goldschrift geprägt waren. Meine Augen gewöhnten sich erstaunlich schnell an das schwache Licht und ich ließ
    den dünnen Strahl weiterwandern, während ich die restlichen Stufen hinabstieg. Nach einem Weinkeller sah das hier ganz und gar nicht aus. Zugegeben, hinter der Treppe entdeckte ich einige von diesen Tonröhren, die in die Wand eingelassen und in denen auch zugestaubte Flaschenhälse zu erkennen waren, aber ansonsten erinnerte alles hier viel mehr an eine Bibliothek oder eine Galerie - oder das Wohnzimmer eines Buch-und Kunstliebhabers. Die Längswände bestanden aus bis unter die Decke reichenden Bücherregalen, die aussahen, als gäbe es in ihnen selbst für ein einziges Buch keinen Platz mehr. Schräg gegenüber der letzten Treppenstufe stand ein wuchtiger Mahagonischreibtisch. Der Strahl der Taschenlampe glitzerte im geschliffenen Glas einer schweren Cognac-Karaffe und dazugehörigen Gläsern, ehe er weiter an den Wänden entlangglitt. An der Schmalseite hinter dem Schreibtisch nahm das Gemälde einer Seeschlacht die ganze Wand ein. Darunter befand sich ein gemütlich aussehendes Sofa mit den dazu passenden Sesseln, die um einen niederen Couchtisch herum gruppiert waren. In einer Nische fast gänzlich verborgen stand ein Diwan mit verschnörkelter halber Lehne. Auf einem kleinen Beistelltischchen warteten unterschiedlich große Lampen darauf, alles in ihren Schein tauchen zu dürfen. Etwas, was wie ein Lichtschalter aussah, befand sich direkt neben der Treppe, halb verdeckt von einem Mädchenporträt. Rechts und links des Sofas, neben dem Schreibtisch und vor den Bücherregalen, standen zahlreiche Gemälde auf Ausstellungsstaffeleien. Ein schweres ledergebundenes Buch lag aufgeschlagen auf einem Lesepult. Zögernd trat ich endgültig von der Treppe herunter. Sofort versanken meine Füße in einem der dicken orientalischen oder indischen Teppiche, die den gesamten Boden bedeckten. Die Lampen anzumachen hätte bedeutet, jedem, der oben in den Salon kam, zu verraten, dass ich hier unten war. Vorsichtig gingich weiter in den erstaunlich großen Raum hinein. Was war das hier? So etwas wie der geheime Rückzugsort meines Onkels? Allein der Gedanke erschien mir lächerlich. Onkel Samuel ließ gewöhnlich niemanden in seinen Teil des Hauses.
    Selbst Ella hatte er nur Zutritt zu seinem Arbeitszimmer gewährt. Warum sollte er also einen Kellerraum derart elegant ausstatten - und ihn obendrein als seinen Weinkeller
    ausgeben?
    Ich
    ließ
    den
    Schein
    der
    Taschenlampe über die Bücher und Gemälde zur gegenüberliegenden Seite des Raumes schweifen. In ihrer Mitte prangte ein mächtiger offener Kamin, über dem ein Satz altmodischer Säbel und ein noch älter aussehendes Steinschlossgewehr hing, und davor lag - Julien.
    Ich vergaß alle Vorsicht und rannte quer durchs Zimmer. Meine Taschenlampe landete auf dem Boden, als ich neben ihm in die Knie ging. Ihr Licht beleuchtete gnadenlos seine zerfetzten Kleider. Seine ganze linke Seite schien eine einzige Schürfwunde zu sein. Er lag mit dem Rücken zu mir, hatte sich zusammengekrümmt und den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Ich hatte Angst, ihn anzufassen.
    »Julien«, flüsterte ich seinen Namen, während ich mich über ihn beugte. Ein raues Stöhnen antwortete mir. Er regte sich schwach. Das leise Schaben, das dabei erklang, lenkte meinen Blick auf seine Hände. Ich schnappte nach Luft. Handschellen! Jemand hatte ihm Handschellen angelegt und ihn obendrein über eine schwere Kette an den im Kaminboden eingemauerter Feuerrost gefesselt. Ein neuerliches Stöhnen lenkte meine Aufmerksamkeit von seinen Händen zu seinem Gesicht zurück. Eben versuchte er sich schwerfällig ein Stück weit zu mir herumzuwälzen. Von der gefährlichen Eleganz, mit der er sich gewöhnlich bewegte, war nicht viel übrig geblieben. In der Hälfte der Bewegung zuckte er zusammen und blieb für einen Augenblick reglos liegen, ehe er mir das Gesicht langsam weiter zuwandte. Es war auf der linken Seite von der Stirn bis zum Kiefer aufgeschürft.
    »Julien«, wiederholte ich seinen Namen fassungslos. Mir war zum Heulen zumute.
    »Dawn?«, murmelte er fragend und blinzelte ein paarmal. Erst jetzt schien er richtig zu

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