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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Oberlicht fiel ein Hauch von Mondschein in die Garage, sodass ich nicht in völliger Dunkelheit stand. Direkt vor mir ragte der massige Schatten eines ziemlich großen Wagens empor. Mit angehaltenem Atem lauschte ich auf die Geräusche von draußen. Die Schritte erreichten die Tür, verharrten vor ihr. Ich hörte einen leisen Fluch, als Wer-auch-immer-sichauf-der-anderen-Seite-aufhielt entdeckte,
    dass
    die
    Alarmanlage ausgeschaltet war. Die Türklinke bewegte sich und ich flüchtete hinter den Wagen, der mir am nächsten stand. Eine Sekunde später schwang die Tür auf und das Deckenlicht flammte auf. Ich hielt den Atem an. Es war still. Offenbar lauschte der Mann ebenso auf irgendwelche Geräusche wie ich. Eine halbe Minute später kam er wohl zu dem Schluss, dass hier niemand sein konnte, denn das Licht erlosch und die Tür wurde geschlossen. Ich hörte das Piepen, das verkündete, dass die Alarmanlage erneut scharf war, gerade als ich es wagte, Atem zu holen. Nachdem die Schritte sich jenseits der Tür endlich
    wieder
    entfernt
    hatten,
    zog
    ich
    meine
    Minitaschenlampe hervor und ließ sie aufleuchten.
    Erstaunt blickte ich auf den Wagen, hinter dem ich mich versteckt
    hatte.
    Es
    war
    einer
    dieser
    schweren,
    geländegängigen Pick-ups, die Scheinwerfer auf dem Dach hatten und vor dem Kühlergrill einen dieser Bullenfänger. Seit wann besaß mein Onkel so einen Truck? Oder gehörte er einem seiner Leute? Aber warum stand er dann hier?
    Ich ließ den Taschenlampenstrahl kurz über die Seite des Pick-ups gleiten. Ein dunkles Aufblitzen auf seiner Ladefläche zog meine Aufmerksamkeit auf das, was zu einem großen Teil unter einer Plane verborgen darauf lag. Um besser sehen zu können, stieg ich auf das Hinterrad und hob die Plane ein Stück an. Mit einem Keuchen starrte ich auf die Fireblade - Juliens Fireblade. Ich schluckte hilflos. Sie war nur noch Schrott. Die Karbonverkleidung war gesplittert, Teile wie Blinker, Griffe oder Fußrasten waren abgerissen oder bis zur Unkenntlichkeit zerkratzt und verbogen. Soweit ich erkennen konnte, hing das Hinterrad in Fetzen. Es waren die Reste der dunklen Racingscheibe gewesen, auf denen sich das Licht meiner Taschenlampe gespiegelt hatte. Mir wurde kalt, als ich begriff, was das bedeutete: Mein Onkel hatte etwas mit Juliens Verschwinden zu tun! Ich fühlte mich plötzlich seltsam benommen. Was war geschehen? Hatte er Julien seine Leute hinterhergeschickt, um sicherzustellen, dass wir uns nicht wieder sahen? Warum? Wo war Julien? War er verletzt? So wie die Blade aussah, wäre das Gegenteil ein Wunder. Und die dunklen Flecken, die ich auf der Ladefläche zu sehen glaubte, konnten durchaus Blut sein. Ich ließ die Plane an ihren Platz zurückfallen. Hatte sich jemand um ihn gekümmert? Wo konnte er sein? Im Krankenhaus? Warum hatte dann aber der Police-Officer nichts von einem Motorradunfall gewusst? War Julien irgendwo hier im Haus? Warum hatte mein Onkel das getan? Wie passte das alles zusammen? War das hier ein Unfall gewesen und mein Onkel versuchte ihn zu vertuschen, damit sein guter Ruf keinen Schaden nahm, oder ...

    Plötzlich fiel mir etwas anderes ein. Ich hatte Onkel Samuel Juliens Nachnamen nicht genannt, dessen war ich mir absolut sicher. Trotzdem hatte er mir vor zwei Tagen vorgeworfen, ich hätte mich mit diesem DuCraine-Bastard herumgetrieben. Nein ... Er hatte nicht »DuCraine« gesagt, sondern »Du Cranier«. Ich musste mich am Rand der Ladefläche festhalten. Woher wusste er, dass Julien eigentlich Du Cranier hieß? Was ging hier vor? Seltsam benommen stieg ich vom Hinterrad des Trucks hinunter. Der Lichtpunkt der Taschenlampe fiel hell auf den Zementboden der Garage. Ich knipste sie aus und blickte minutenlang starr in die Dunkelheit, während ich versuchte, meine Gedanken zur Ruhe zu zwingen und zu begreifen, was das alles bedeutete. Sosehr ich mich auch bemühte, es wollte mir nicht gelingen. Im Gegenteil hatte ich immer mehr das Gefühl, dass es in diesem verworrenen Puzzle ein Stück gab, das mir fehlte - aber ohne das ich das komplette Bild niemals würde zusammensetzten oder verstehen können. Allerdings gab es im Augenblick ohnehin nur zwei Dinge, die wichtig waren: Julien steckte mit ziemlicher Sicherheit in ernsten Schwierigkeiten. Und mein Onkel hatte irgendetwas damit zu tun, sodass ich ihn nicht um Hilfe bitten konnte. Ich holte tief Luft und blickte zu der Tür hin, die ins Haus führte. Mir blieb nur eins: alles nach Julien absuchen, ihn

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