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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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begleiten wollte, aber ich hatte abgesagt. Neal und Ron wollten Mikes Computer unter die Lupe nehmen. Ich würde also einen ganzen Tag nur für mich haben.
    Nachdem der Morgen ziemlich trüb begann, klarte der Himmel gegen Mittag jedoch auf und die Sonne versprach einen warmen spätherbstlichen Tag. Bewaffnet mit einer Decke und einer Tasche, in der ich sowohl meinen Proviant in Form von Schokokeksen und einer Kanne meines Lieblingstees als auch Handtücher verstaut hatte, ging ich nach dem Mittagessen zum See. Mein Geschichtsbuch und Schreibzeug nahm ich ebenfalls mit. Ich hatte vor, einen Teil des Nachmittags zu nutzen und mit meinem Referat über die Tempelritter zu beginnen. Ganz obenauf kam hoch Collins' »Die Frau in Weiß«.
    Das Wasser des Sees stellte sich als zu kalt zum Schwimmen heraus, sodass ich es mir nur an seinem Ufer bequem machte. Dank meiner Sonnenallergie musste ich mich im Schatten der uralten Bäume aufhalten - oder zumindest an seinem Rand. So konnte ich die warmen Strahlen, die vom Himmel kamen, wenigstens noch ein klein wenig genießen. Meine guten Vorsätze bezüglich meines Referates hielten ungefähr zwei Stunden. Dann beging ich den Fehler, mir eine Pause zu gönnen und bei Tee und Keksen in Collins' Roman zu blättern.
    Knapp einhundert Seiten später wurde ich aus meiner Lektüre gerissen. Der Himmel war mit dunklen, schweren Wolken bedeckt. Jede Sekunde konnte es anfangen zu regnen. Die ersten kalten Tropfen hatten mich bereits getroffen. Hastig sammelte ich meine Sachen zusammen und stopfte sie in die Tasche. Aus den wenigen, vereinzelten Tropfen wurde sehr schnell ein stetiger Regen. Wenn ich den gleichen Weg zurücknahm, den ich gekommen war, würde ich schon nach der Hälfte der Strecke vollkommen durchnässt sein. Querfeldein, direkt an dem alten Anwesen vorbei und dann ein Stück weit durch den Wald, ginge bedeutend schneller und die Bäume würden mich obendrein vor dem Regen schützen. Ich hängte mir eines der Handtücher über, klemmte meine Tasche unter den Arm, zog den Kopf ein und ging los. Von Minute zu Minute schienen die Tropfen dicker und schwerer zu werden. Ich beschleunigte meine Schritte zu einem Joggen, doch ich war nass wie eine Katze, bis ich auf Höhe des Hale-Anwesens war. Der Regen hatte sich in einen trüben Schleier verwandelt, der die Welt um mich herum grau und trostlos machte. Als das alte Haus in Sicht kam, glitt mein Blick über die Fassade. Sollte ich weiterlaufen oder unter seinem Dach abwarten, bis der Regen aufgehört hatte? Die überdachte Veranda, die um das Haus herumführte, erschien mir sehr einladend und half mir mich zu entscheiden. Ich eilte darauf zu. Doch ich blieb stehen, als hinter einem der altmodischen Fensterläden für einen kurzen Moment Licht aufflackerte. Das Hale-Anwesen war doch verlassen? Zumindest hatte ich bisher noch nichts davon gehört, dass dort wieder jemand wohnte. Das Licht blitzte abermals auf. Dieses Mal bewegte es sich von einem Fenster zum nächsten, ehe es wiederum

verschwand.
    Stammte
    es
    von
    einer
    Taschenlampe? Wer hielt sich dort auf? Hatte es vielleicht doch einen neuen Besitzer? Oder war es nur jemand, der Zuflucht vor dem Regen gesucht hatte? Wieder erschien das Licht. Doch nachdem es zu dem Fenster zurückgekehrt war, in dem ich es zum ersten Mal gesehen hatte, hörte es auf umherzuwandern. Sah es auf diese Distanz nur so aus oder leuchtete es tatsächlich irgendwie unruhig? War das am Ende gar keine Taschenlampe, sondern eine Kerze?
    Mein nächster Gedanke gefiel mir gar nicht: Halloween stand vor der Tür. Trieben sich ein paar Kinder dort herum und stellten irgendwelchen Unsinn an? Das Haus war alt, mit Boden und Decken aus Holz. Obwohl es verlassen war, standen noch immer Möbel darin. Eine umgefallene Kerze würde genügen, um das Anwesen in Flammen aufgehen zu lassen. Auch wenn mich die ganze Sache nichts anging - einen kurzen Blick konnte ich hineinwerfen. Nur um ganz sicher zu sein. Tat ich es nicht und es gab tatsächlich ein Unglück, würde ich es mir nie verzeihen. Ich lief weiter auf das Haus zu. Als ich die vorderen Stufen zur Veranda erreicht hatte, verlangsamte ich meine Schritte und stieg vorsichtig hinauf, um möglichst keinen Lärm zu machen. Unter dem Dach streifte ich das Handtuch vom Kopf und blieb lauschend stehen. Im Inneren war es still. Wären Kinder bei irgendwelchem Unsinn so leise?
    Vielleicht waren es ja gar keine Kinder? Ich schob die Hand in meine Tasche und wühlte nach

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