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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Ich nehme es so. - Aber vielleicht können Sie mir sagen, woher sie es haben?«
    Eine Sekunde lang zögerte sie, nickte dann aber. »Ich schaue schnell im Buch nach.« Rasch sperrte sie die Drahtglasscheibe zu und kehrte hinter den Ladentisch zurück. Der Schlüssel verschwand wieder in der Schublade, an seiner Stelle holte sie eine abgegriffene Kladde hervor. Eine Minute lang blätterte sie darin herum, dann hatte sie den Eintrag offenbar gefunden. Sie sah auf. »Willie hat es gebracht. Vor etwa zwei Monaten.«
    »Hat er gesagt, woher er es hat?« Er ließ das Medaillon in die Hosentasche gleiten und trat an die Theke. Die junge Frau schüttelte den Kopf »Nein. Er wollte es nur zu Geld machen.«
    »Wo wohnt dieser Willie?«
    »Willie hat keine Wohnung.« Sie schlug die Kladde zu und legte sie an ihren Platz zurück. »Gewöhnlich sammelt er Dosen hinter der Mall. Ich schätze, dass er den Anhänger dabei gefunden hat.« Ihr Blick wurde misstrauisch. »Sie sind nicht von der Polizei oder so was?«
    In einem Anflug von bitterer Belustigung hob er eine Braue. »Nein.«
    »Gut.« Sie atmete auf. Natürlich war ihr klar, dass es ziemlichen Ärger bedeuten konnte, wenn man gestohlene Ware in ihrem Laden auch nur vermutete. »Ich bin mir nämlich sicher, dass er ihn nicht gestohlen hat. Willie ist eine absolut ehrliche Haut.« Doch offenbar war sie noch immer misstrauisch. »Warum wollen Sie unbedingt wissen, woher der Anhänger stammt?«
    Für einen Sekundenbruchteil presste er die Faust auf das Glas der Ladentheke, doch dann hob er nonchalant die Schultern. »Ich interessiere mich für alles, was mit dem heiligen Georg zu tun hat. Ich hatte gehofft, der Vorbesitzer hätte vielleicht noch mehr Dinge, die er mir gerne verkaufen würde.«
    Ihr Blick glitt kurz zu der Tasche, in die er das Bündel Geldscheine zurückgesteckt hatte. Wahrscheinlich bedauerte sie, ihm keinen anderen Preis für das Medaillon genannt zu haben. Er lächelte, wünschte ihr eine gute Nacht und ging. Draußen beschleunigte er seine Schritte, bis er beinahe rannte. Schließlich hatte er die Vette erreicht. Seine Hand zitterte, als er nach dem Schloss fummelte. Endlich sprang die Tür auf. Er glitt in den Wagen, schlug die Tür wieder zu und holte das Medaillon aus der Hosentasche. Unter seinem Hemd zog er die schmale Goldkette mit seinem eigenen hervor und hielt sie nebeneinander. Er hatte es gewusst!
    Gequält schloss er die Augen, umklammerte das Lenkrad und drückte die Stirn dagegen. Nein! Das durfte nicht sein! Das konnte nicht sein! Er weigerte sich, es zu glauben! - Adrien hätte sich nie von seinem Glückbringer getrennt!

    Regengespräch

    Am nächsten Morgen schreckte mein Wecker mich aus einem Traum auf, in dem Julien DuCraine in Gestalt einer großen schwarzen Raubkatze mit mörderischen Fängen in den
    Scharten
    um
    mich
    herumgeschlichen
    war,
    wunderschön und gefährlich zugleich. Seine quecksilbernen, glimmenden Augen hatten mich die ganze Zeit unverwandt aus der Dunkelheit heraus angestarrt. Erst mein Wecker befreite mich aus dem Bann dieses Blickes. Im Bad stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass DuCraines Griff an meinem Hals dunkle Male hinterlassen harte. Ich versteckte sie unter einem Pullover mit hohem Rollkragen. Da es wenig später wie aus Kübeln zu gießen begann und bis zum Abend nicht wieder aufhörte, wurde ich wegen meiner Kleiderwahl noch nicht einmal kritisch beäugt.
    Weder an diesem noch am nächsten Tag erschien DuCraine zum Unterricht. Damit blieben ihm die Fragen der anderen erspart, die unbedingt erfahren wollten, was denn nun genau bei meinem Unfall im Bohemien geschehen war. Wann immer ich die Geschichte erzählte, ertappte ich mich dabei, dass ich die ganze Sache wiedergab, als sei es so gewesen, wie Beth, Neal und Mike angenommen hatten. Als sei Julien schon auf der Bühne gewesen und habe nicht danebengestanden. - Es war unfassbar: Ich log für ihn. Zu meinem Glück war die Schulwoche so gut wie vorbei. Am Freitag war mir nach der vierten Stunde dann ohnehin alles gleichgültig und nichts konnte meine Laune mehr trüben. Ich ging wie auf Wolken. Mrs Jekens hatte die Matheklausur zurückgegeben. Ich hatte eine Drei. Ich war gerettet.
    Der Samstag versprach wenig ereignisreich zu werden. Beth musste ihrer Großmutter bis zum späten Nachmittag in ihrem Garten helfen. Anschließend hatte sie Dienst im Ruthvens. Susan würde mit ihrer Mutter nach Houlton zum Shoppen fahren. Sie hatte mich gefragt, ob ich sie

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