Der Kuss Des Daemons
wieder?«
Keuchend vor Schreck wirbelte ich zu der Stimme hinter mir herum - und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die quecksilberfarbenen von Julien DuCraine.
»Was ... was machst du hier?«, brachte ich mühsam heraus. Meine Hand tastete wie in einer bösen Erinnerung nach meiner Kehle.
»Hausaufgaben. - Was zur Hölle hast du hier zu suchen?«, wütend musterte er mich.
Ich machte einen Schritt rückwärts und wäre um ein Haar auf das Mathematikbuch mit dem Taschenrechner getreten. »Ich ... ich meine: Wohnst du hier?« So unauffällig wie möglich ließ ich das Pfefferspray in meiner Tasche verschwinden.
»Was glaubst du wohl? Ich feiere hier eine Ein-MannParty. - Natürlich wohne ich hier.«
»Hier? Allein?« Betreten sah ich mich um. Gab es in diesem Haus überhaupt Heizung und Strom? Und fließendes Wasser?
»Ja, hier. Ja, allein. - Also: Was hast du hier zu suchen?
Oder ist in fremde Häuser einzubrechen so was wie ein Hobby von dir?«
Sein spöttischer Tonfall genügte, um Ärger in mir aufkommen zu lassen - und mir auch noch den letzten Rest eines möglichen schlechten Gewissens zu nehmen.
»Ich habe das Licht gesehen, und weil ich dachte, das Haus sei noch immer unbewohnt, wollte ich nachsehen, wer sich hier herumtreibt.«
Seine Brauen schossen in die Hohe. »Du wolltest...«, setzte er verblüfft an und verstummte dann. Julien DuCraine sprachlos zu sehen war eine Genugtuung, an die ich mich zukünftig gerne erinnern würde - bis er losbrüllte.
»Bist du übergeschnappt? Ist dir auch nur eine Sekunde lang in den Sinn gekommen, dass sich hier vielleicht irgendwelche Freaks herumtreiben konnten? Oder solche Typen wie hinter dem Bohemien? Hast du denn keinen Funken gesunden Menschenverstand?«
Geschockt von seinem Ausbruch stand ich da und starrte ihn an - vollkommen fassungslos. Lieber Himmel, das klang, als mache er sich Sorgen um mich. Er! - Um mich!
Noch immer wütend brummte er kopfschüttelnd vor sich hin. »Sie wollte nachsehen, wer sich hier herumtreibt.« Er knurrte in meine Richtung und fuhr mit der Hand durch die Luft. »Du musst wirklich von allen guten Geistern verlassen sein.«
Ich holte langsam Atem und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. »Ich mag dieses Haus, kapiert. Und ich wollte nicht zusehen, wie es in Flammen aufgeht, nur weil ein paar Idioten »schwarze Messe« spielen. Das war alles. - Und es ist ja nichts passiert. Also hör auf, dich so aufzuspielen. - Wo warst du überhaupt, als ich hereinkam? Hier unten hätte alles in Flammen aufgehen können.«
»Auch wenn es dich nichts angeht! - Ich war auf dem Dachboden, um zu sehen, ob es irgendwo reinregnet. Das Dach ist nicht mehr im allerbesten Zustand.« Er musterte mich erneut von oben bis unten. »Du bist klatschnass.« .
»Es regnet, falls dir das entfallen sein sollte«, entgegnete ich bissig.
»Und warum schleichst du im Regen draußen herum?«
»Als es anfing, war ich am See. Leider habe ich es nicht mehr trocken bis nach Hause geschafft«, erklärte ich ihm voll zynischem Bedauern.
Seine Augen wurden schmal. »Sag nicht, dass du quer durch den Wald gehen wolltest?« Er schüttelte den Kopf. »Du hast wirklich keinen Verstand. - Ich besorg dir Handtücher.«
Verblüfft sah ich ihm nach, wie er im trüben Flur verschwand. Handtücher? Was war denn mit dem los? - Und woher, bitte schön, wusste er, wo ich wohnte?
Als er kurze Zeit später zurückkam, hatte er nicht nur Handtücher mitgebracht, sondern auch noch einen sandfarbenen Pullover und ein Paar verwaschene schwarze Jeans. Er drückte mir alles in den Arm, ging aber gleich wieder auf Abstand.
»Wenn der Regen nachlässt, fahr ich dich nach Hause.« Ein dünnes Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Sofern du noch mal zu mir auf die Maschine steigst.«
Einige Sekunden war ich zu verdattert, um zu reagieren. Dann brachte ich ein Nicken zustande. Seine Fürsorge wurde mir langsam unheimlich. Julien drehte sich herum und machte sich daran, seine Schulsachen zusammenzuräumen.
»Gibt es hier kein elektrisches Licht?«, fragte ich unter einem der Handtücher heraus, während ich mir das Haar abtrocknete.
»Normalerweise schon. Aber als es am Donnerstag so heftig geregnet hat, ist Wasser in den Sicherungskasten gelaufen und es gab einen sauberen Kurzschluss. Bis ein Techniker sich den Schaden angesehen hat, muss es ohne Strom gehen. - Aber wie du weißt, kann ich auch im Dunkeln ganz gut sehen.«
»Und was ist mit heißem Wasser?«
»Wenn du
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