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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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verbrennen sie. In den hellen Stunden sind sie sehr viel lethargischer als wir.«
    »Heißt das, die Sonne schwächt auch einen Lamia?«
    Erschrocken sah ich ihn an.
    Julien neigte den Kopf ein kleines Stück. »Nicht in dem Maße wie einen Vampir, aber ja, sie schwächt uns. Wenn wir gezwungen sind, uns längere Zeit bei Tag draußen zu bewegen, müssen wir mehr trinken. Das ist eine unserer Schwächen. Die andere kennst du schon.«
    »Die Sache mit deinen Augen?«
    Unwillig verzog er das Gesicht und nickte.
    »Und was ist mit solchen Sachen wie Kreuzen, Weihwasser und Knoblauch?«
    »Kreuze und Weihwasser sind abergläubischer Unsinn. Ich weiß von Lamia, die an den Kreuzzügen teilgenommen haben und sich und ihre Waffen segnen ließen - mit Weihwasser. Mein Vater hatte ein goldenes Kreuz aus dem 12. Jahrhundert in seinem Arbeitszimmer stehen. Nur das mit dem Knoblauch trifft es ansatzweise. Wir sind Raubtiere. Unsere Sinne sind sehr viel schärfer als die von Menschen. Wir vertragen die ätherischen Öle nicht, die in frischem Knoblauch enthalten sind - oder in Zwiebeln und allen anderen Pflanzen dieser Art. Das ist aber auch schon alles.«
    Das klang logisch. Ich musterte ihn, wie er beim Fenster stand und offenbar auf meine nächste Frage wartete.
    »Gestern Abend ... Du wolltest mich vergessen lassen, was ich gesehen habe. Wie hast du das gemacht?«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Eigentlich hättest du auch vergessen müssen, was du gesehen hast. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Mensch dagegen immun war.«
    »Noch nie?«, verblüfft sah ich ihn an.
    »Nein, noch nie«, bestätigte er finster.
    »Und was heißt das jetzt?«
    Julien hob die Schultern. »Zufall? Zu viel Adrenalin? - Keine Ahnung.«
    »Manipulierst du häufiger das Gedächtnis von
    anderen?«
    »Jedes Mal, wenn ich trinke. Ansonsten ist es uns verboten. Zumindest was Menschen betrifft. Es würde zu sehr auffallen, wenn die Leute sich ständig an andere Dinge erinnern würden. Allerdings brauche ich immer direkten Augenkontakt. Anders geht es nicht.«
    »Und was ist mit deinesgleichen?«
    »Bei einem Lamia würde es nicht funktionieren, auch nicht bei einem alten und mächtigen Vampir. Bei einem erst kürzlich Geschaffenen ist es für mich kein Problem.« In seiner Stimme war ein gewisses Maß an Selbstgefälligkeit nicht zu überhören.
    »Einem Geschaffenen?« Ich runzelte die Stirn.
    »Einem Vampir. - So nennen wir Lamia die Vampire.«
    »Wie wird man eigentlich zu einem Vampir?«
    Er musterte mich einen Augenblick, ehe er antwortete.
    »Es funktioniert nicht einfach nur über den Biss, so als wäre es eine Krankheit. Es ist eine bewusste Entscheidung des Lamia - oder des Vampirs.«
    »Heißt das, ein Vampir kann andere Vampire machen?
    Nicht nur die Lamia?«
    Seine Züge wurden hart. »Ja. Aber eigentlich ist es ihnen bei Todesstrafe verboten.« Die Art, wie er das sagte, warnte mich davor weiterzubohren.
    »Und wie tötet man einen Lamia - oder einen Vampir?«
    Julien hob eine Braue. »Ich bin bereit, für dich jedes Gesetz zu brechen, Dawn - nur dieses eine nicht. Sei mir nicht böse.«
    Er klang nicht so, als würde er über diesen Punkt mit sich reden lassen, also akzeptierte ich es mit einem Nicken.
    »Wie ist es, wenn man zu einem Lamia wird?« Mein Blick fiel auf die Ausdrucke am Boden. »Und was ist damals«, ich wies auf die Blätter, »wirklich passiert?«
    »Genau das, was da steht. Eines der Spannseile hat sich irgendwie gelockert, daraufhin hat auch das Hochseil nachgegeben, ich habe das Gleichgewicht verloren und bin gefallen.« Seine Stimme klang plötzlich rau.
    »Du kennst die Artikel?«, erstaunt sah ich ihn an. Julien nickte. »Natürlich. Ich habe sie oft genug gelesen.«
    »Meinst du, das mit der Sabotage stimmt?«
    »Wir konnten nie etwas beweisen.« Er neigte den Kopf.
    »Aber der Verdacht lag nahe. Wir hatten die Vorspannungen vor dem Auftritt selbst kontrolliert. Das taten wir immer. Das Seil härte sich nicht lockern dürfen.« Ein schmerzliches Lächeln war für eine halbe Sekunde auf seinen Lippen. »Wir waren berühmt, Dawn. Die Städte haben uns horrende Gagen bezahlt und die Leute haben sich darum gerissen, uns sehen zu können. Dadurch hatten wir natürlich auch Neider. Besonders mit einer amerikanischen Truppe gab es immer wieder Ärger. Vielleicht weil wir - die wir aus Europa kamen - in ihrer eigenen Heimat berühmter waren als sie selbst. Sie hatten sich für den Auftritt in New York beworben. Aber wir

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