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Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Engels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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ihm jetzt? Ich kenne hier doch niemanden!
    »Ja, sicher, warum nicht? Ist bestimmt nett. Die alten Gemäuer haben ein gewisses Flair.«
    »Ich sehe mir manchmal ganz gern alte Kirchen an.« Sie schielte zu ihm hinüber, lauerte auf eine Reaktion, die verriet, dass er sich erinnerte. »Zum Beispiel die Saint-Étienne du Mont neben dem Panthéon – weil dort der Reliquienschrein der heiligen Geneviève aufbewahrt wird.«
    Rafe schmunzelte nur. »Eine Frau, die nur durch die Kraft ihres Gebets Attilas Hunnen aufgehalten haben soll? Bist du so leichtgläubig oder findest du das einfach nur romantisch?«
    Sie schoss ihm einen gereizten Blick zu. Wenn er sie zum Narren hielt, würde sie ihn eines Tages dafür büßen lassen. Wenn nicht … Mit wem sprach sie dann? »Von Romantik verstehst du jedenfalls nichts.«
    »Ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen. Und du?«
    Sophie schluckte. Dem Blick, mit dem er sie gerade bedacht hatte, war sie nicht gewachsen. Sie hatte nur herausfinden wollen, was vor sich ging. Wer zum Teufel er war! Auf einen Flirt mit einem Fremden war sie nicht vorbereitet. Sie floh förmlich über den Platz auf das Le Breton zu. Jean war nirgends zu sehen, was vermutlich ein Glück war, doch Marie schlängelte sich mit einem Stapel Geschirr auf dem Arm zwischen den vollen Tischen hindurch.
    »Marie!«, rief Sophie und fragte sich, ob es nur in ihren Ohren wie ein halber Hilfeschrei klang. Gequält lächelnd holte sie Marie ein, die stehen geblieben war, um sich nach dem Ursprung des Rufs umzusehen. »Tu so, als wären wir gute Freundinnen! Bitte!«, flehte sie und beugte sich vor.
    Marie reagierte prompt und tauschte flüchtige Wangenküsse mit ihr aus. »Salut, Sophie. Wie geht’s?«
    »Danke«, seufzte Sophie erleichtert. »Gut. Und selbst?«
    »Bestens. Der Laden brummt. Ein Tisch für zwei?«
    Sie sah sich unsicher nach Rafe um, der ein paar Schritte zurückgeblieben war. Dem feinen Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte, konnte sie nicht entnehmen, ob er ihr Theater durchschaute.
    »Ja«, antwortete er, als sie zögerte.
    »Na dann.« Marie hob anerkennend eine Augenbraue, und Sophie rang sich ein Grinsen ab.
    Der seltsam veränderte Rafe wartete, bis sie an einem kleinen Tisch Platz genommen hatte, um sich dann über Eck neben sie zu setzen statt gegenüber. Einerseits gefiel Sophie, dass sie ihn dadurch nicht permanent ansehen musste, denn sein Anblick erschwerte ihr das vernünftige Denken. Andererseits war er dadurch so nah, dass sich ihre Beine berührten, wenn sie nicht aufpasste – was sie beinahe ebenso verwirrte.
    »Du heißt also Sophie«, stellte er fest. »Nach Sophía, der göttlichen Weisheit.« Die Betonung verriet, dass er auch Griechisch sprach. Hatte Rafe bei seinen medizinischen Fachausdrücken jemals erkennen lassen, dass er sich darüber hinaus mit der Sprache befasst hatte? Sie konnte sich nicht daran erinnern.
    Bevor sie etwas erwidern konnte, reichte Marie ihnen die Karte. »Wisst ihr schon, was ihr trinken wollt?«
    »Erst einmal Wasser«, bat Sophie. Sie musste unbedingt ihre Sinne beisammenhalten.
    »Für mich einen Cidre.«
    »Kommt sofort.«
    Sophie klappte die Karte auf, doch die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Eigentlich hatte sie gerade reichlich gegessen, aber das Le Breton war ein Restaurant. Außerdem rebellierte ihr Magen vor Aufregung. War das nun Rafe, der neben ihr saß? Und selbst wenn er es nicht war, obwohl er ihm rein optisch bis in die kleinsten Details glich, reichte seine simple Nähe, um sie aus der Fassung zu bringen. Sie brauchte mehr Gewissheit, irgendeinen Test, der ihn provozierte. »Nennst du mir jetzt auch einen Namen, oder soll ich es einfach bei Rafe belassen?«
    Er zuckte belustigt die Achseln. »Wenn dir Rafe gefällt.«
    Konnte er nicht ein einziges Mal wie ein normaler Mensch antworten und sich über den falschen Namen wundern oder sagen: Nein, ich heiße wie-auch-immer. »Du heißt aber nicht Rafael, oder?«
    Zu ihrer Überraschung sah er sie plötzlich sehr ernst und auch ein wenig verwundert an. »Nein. Nicht mehr.«
    »Was …«, setzte Sophie an, als Marie mit den Getränken an den Tisch trat und einschenkte. Bei aller Dankbarkeit hätte sie sie in diesem Moment gern auf den Mond gewünscht.
    »So, habt ihr schon gewählt oder soll ich noch mal wiederkommen?«
    »Tut mir leid«, sagte Rafe, der noch keinen Blick in die Karte geworfen hatte. »Ich kann nicht lange genug bleiben, um zu essen.«
    Sophie wäre

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