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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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schlanke Kreaturen, so groß wie Kinder, mit riesigen Augen, kahlen Köpfen und spitzen Ohren, und sie traten in Schwärmen auf wie Fische.
    Rune schlenderte zu der Weide hinüber und legte den Kopf schief, um unter die triefenden Blätter blicken zu können. Das Wasserphantom saß im Wasser, die knochigen, dünnen Schultern waren nach vorn gesunken. Als es ihn sah, schluchzte es heftiger.
    Er wühlte in seinem Seesack. Das Wasserphantom stieß ein klägliches Wimmern aus, und seine Lippen zitterten, während es Runes Bewegungen mit seinem schlammfarbenen Blick verfolgte. Er holte einen PowerBar-Proteinriegel hervor und hielt ihn in die Höhe. Die Augen des Wasserphantoms hefteten sich darauf. Heulend kroch es näher. Rune hob einen Finger. Das Heulen stieg zu einem fragenden Ton an und verstummte dann.
    »Ich kenne deine Tricks, junge Dame. Wenn du versuchst, mich zu beißen, trete ich dir das Gesicht ein«, sagte Rune.
    Das Wasserphantom bedachte ihn mit einem listigen Grinsen, das eine ganze Menge Zähne offenbarte. Er deutete auf den Riegel und hob die Brauen. Die Frau nickte eifrig. Dann warf er ihr den Riegel zu, und sie fing ihn aus der Luft. Dann wirbelte sie herum und tauchte mit einem Platsch auf die andere Seite des Baums, um ihre Beute zu verschlingen.
    Rune schüttelte den Kopf und sah auf die Uhr. Bis Sonnenuntergang hatte er noch etwa eine halbe Stunde. Reichlich Zeit, um Richtung Westen zu gehen, auf die Market Street zu stoßen und herauszufinden, ob er sich dort nach rechts oder links wenden musste.
    Als er den Park verließ, begann Bob in seinem Kopf wieder von vorn. Every little thing is gonna be alright .
    Oh nein. Nicht schon wieder. Er wollte dieses Unternehmen wenigstens mit dem Anschein geistiger Gesundheit angehen. Während er die Straße hinunterging, öffnete er den Reißverschluss einer Seitentasche an seinem Seesack und angelte nach seinem iPod. Er steckte sich die Kopfhörer in die Ohren und blätterte seine umfangreiche Playlist nach etwas anderem durch. Irgendetwas anderem, egal, was.
    »Born to be Wild.« Oh ja, das müsste gehen.
    Steppenwolfs kräftige, raue Stimme sang in seinen Ohren.
    Fire all your guns at once and explode into space.
    Es war die Zeit der Abenddämmerung, des Übergangs zwischen Tag und Nacht – einer der Schwellenorte dieser Welt. Das letzte Sonnenlicht fing sich in Runes Löwenaugen und brachte sie zum Strahlen. Er lächelte.

2
    Die Market Street zog sich diagonal durch San Francisco, vom Ferry Building am nordöstlichen Ufer bis zu den Twin Peaks im Südwesten. Sie war eine der größten Verkehrsstraßen der Stadt und schon mit der Champs-Élysées in Paris und der Fifth Avenue in New York verglichen worden.
    Jetzt war es Freitagabend im Reich der Nachtwesen, kurz vor Einbruch der Dämmerung, und die Market Street verwandelte sich in einen coolen, angesagten Ort. Die hohen Wolkenkratzer in der Umgebung boten effektiven Schutz vor dem letzten Tageslicht. Touristen und Kauflustige bevölkerten die Gehsteige.
    Zwei weißhäutige, schöne Vampyrinnen in eleganter Kleidung schlenderten Arm in Arm auf ihn zu. Sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten, und als er näher kam, sahen sie ihn mit ihren kajalumrandeten Augen und einem fahlen Lächeln von der Seite an. Er lächelte zurück; die Augen der ersten Vampyrin weiteten sich, und ihre Elfenbeinhaut errötete zart. Rune nahm das als ziemliches Kompliment, zumal es von einer Untoten kam.
    Die Menge wurde dichter, je näher er seinem Ziel kam. Am undurchdringlichsten war sie direkt vor dem Wolkenkratzer mit der Adresse 500 Market Street. Neugierig betrachtete Rune das Gedränge, während er sich einen Weg zum Haupteingang bahnte. Dieser Auflauf bestand ausschließlich aus Menschen.
    Eine gebrechlich wirkende Frau drängte sich vor ihn, in einem Wägelchen zog sie eine tragbare Gasflasche hinter sich her, und ein dünner Sauerstoffschlauch führte in ihre Nase. Rune blieb stehen, um sie vorbeizulassen. Als sie ihn streifte, nahm er unter ihrem Fliederparfum den Geruch einer schweren Krankheit wahr. Der saure, medizinische Geruch blieb in seiner Nase hängen und beschwor Bilder von Schmerzen und Verfall herauf, bis er den Kopf abwandte und höflich hustete, um seine Lunge davon zu befreien. Ein anderer Mensch, ein blasser, dünner Mann, saß im Rollstuhl. Er war in Begleitung seiner Frau und eines jüngeren Mannes, der dem Aussehen nach sein Sohn sein musste.
    Rune nahm seine Kopfhörer heraus und verstaute

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