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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Erinnerung hatte. Oder vielleicht hörte sie ihn jetzt besser, da sie älter war.
    Lächelnd ging sie auf diesen Mann zu, dem ihre Seele gehörte. »Ich habe einen anderen Namen gewählt, als mein Leben als Sklavin zu Ende ging«, sagte sie. »Ich bin jetzt Carling. Ich hätte wissen müssen, dass du kommen würdest.«
    Als sie vor ihm stand, erwiderte er ihr Lächeln. »Warum das?«
    »Du kommst immer, wenn ich sterbe«, sagte sie.
    Das Entsetzen traf Rune wie ein Schlag in die Magengrube.
    Du kommst immer, wenn ich sterbe.
    Ehe er wusste, wie ihm geschah, hatte er seine Messer fallen lassen und sie an den Schultern gepackt. Sie ließ den Kopf zurückfallen und starrte ihn an, und er tadelte sich wütend. Vorsichtig, du Arschloch. Sie ist jetzt ein zerbrechlicher Mensch. Er zwang sich, ihre schlanken Arme behutsam zu umfassen, und spürte ihre nachgiebige, warme Haut unter seinen Händen, während er ihr Gesicht eingehend betrachtete.
    Sie war unbestreitbar zu einer Frau herangewachsen, aber sie war noch zu jung, um die Carling zu sein, die den Kuss der Schlange empfangen hatte – seiner Schätzung nach etwa sieben oder acht Jahre jünger. Ihr Gesicht war rundlicher, weniger markant, aber sie hatte noch immer dieselben hinreißenden langgezogenen, dunklen Augen, die sagenhaften Wangenknochen und diesen unfassbaren Mund. In ihrem Gesicht lag voll erblühtes Staunen, als sie ihn ansah, und in ihrem Duft lag eine Note, die sie von allen anderen unterschied.
    Reizbares, schönes Mädchen. Das schönste Mädchen der Welt.
    »Was meinst du damit, dass ich immer komme, wenn du stirbst?«, flüsterte Rune. Sein Herz musste sich erst noch davon erholen. Sie hatte ihren Kopf nicht rasiert, wie es so viele der frühen Ägypter taten. Ihr langes, dunkles Haar fiel ihr in Dutzenden kleiner, akkurater Zöpfe bis auf die schmale Taille hinab. Er berührte einen dieser Zöpfe an ihrer Schläfe und ließ die Finger daran hinabgleiten.
    »Zum ersten Mal kamst du zu mir, als mein Leben am Fluss endete«, erklärte ihm Carling. Innerlich war sie überwältigt. Er berührte sie – seine Hand auf ihrer Schulter, seine Hand in ihrem Haar. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass eine einfache Berührung so wundervoll sein konnte. Es kostete sie Mühe, die restlichen Worte hervorzubringen: »Dann bist du wiedergekommen und hast mein Leben als Sklavin beendet. Heute Nacht ist die letzte Nacht meines Lebens in Ineb Hedj. Morgen gehe ich fort von hier, in ein neues Leben.«
    Vorsichtig streichelte Rune mit dem Finger über ihre blütenzarte Wange. »Ist das gut?«
    »Ich glaube schon. Ich hoffe es. Zum ersten Mal hatte ich eine Wahl.« Carling machte große Augen, legte den Kopf schief und zuckte mit der Schulter.
    Die Geste erinnerte ihn so sehr an das ernsthafte, unschuldige Kind Khepri, dass er sich aufs Neue Hals über Kopf in sie verliebte. Er sah das Kind, das sie einst gewesen war, diese junge, stolze Schönheit und die unglaubliche Frau, die sie einmal werden würde, und er liebte sie alle, alle Carlings der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Er sah ihre Klugheit, ihre Schwächen und ihre Stärke und schloss all das in sein Herz. Die Empfindung durchbohrte seinen Körper wie ein Schwertstoß, tiefer als alles, was er je gefühlt hatte. Es war, als hätte er schon vor langer Zeit angefangen, Gefühle für sie zu entwickeln, und jedes Mal, wenn es ihm bewusst wurde, gingen sie tiefer und weiter. Er hatte nicht gewusst, wie machtlos man dagegen sein konnte, sich so vollständig zu verlieben.
    Dann geriet er ebenso plötzlich in Panik und begann zu beben. Es war kein einfaches oder leichtes Zittern, sondern ein gewaltiger Sturm, der ihn übermannte und seine Zähne klappern ließ. Er war wirklich in der Vergangenheit. Wirklich. In der Vergangenheit. Das hier war nicht seine Carling, noch nicht. Er dürfte nicht hier sein. In einem anderen Teil dieser Welt lebte ahnungslos ein anderer, jüngerer Rune.
    Er durfte nicht bleiben. Er durfte dieses atemberaubend schöne, zerbrechliche, tapfere Menschenmädchen nicht beschützen. Und indem er einfach nur hier war, hatte er vielleicht erneut den Lauf der Geschichte verändert. Vielleicht veränderte er sie sogar jetzt, sodass sie an irgendeinem Punkt eine andere Entscheidung treffen würde, als sie es ursprünglich getan hatte, eine neue oder andere Entscheidung, die ihren Tod zur Folge hätte.
    Carling – seine weise und gefährliche Carling – mochte in der Lage sein, die Konsequenzen

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