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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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»Bring uns einfach in die Luft«, sagte sie. »Mach dir um mich keine Sorgen, ich werde mich festhalten.«
    Er sah sie mit seinem weißen, wilden Lächeln an, warf ihr die Taschen zu und kehrte ihr dann den Rücken zu. Sie hängte sich die Taschen über die Schulter und sprang ihn an, schlang die Arme um seinen Hals und die Beine um seine Hüften. Sobald er sie fest im Huckepack hatte, drehte sich Rune um und sprintete auf die Balkontüren zu.
    Sie hatte gesehen, welche Kraft in ihm steckte, hatte die Kraft beim Start aus dem Wasser und an Land gespürt. Aber das hier war etwas vollkommen anderes. Diesmal war es das Brüllen eines Harrier-Jets, der von der kurzen Startbahn eines Flugzeugträgers in die Höhe schoss. Mit jedem seiner langen, kraftvollen Schritte stieß er sich vom Boden ab, schneller und schneller, bis er schließlich wie von einem Sprungbrett von dem schmiedeeisernen Balkon sprang und sich mit ausgestreckten Armen in die Luft stürzte.
    Es war einer der berauschendsten Momente, die sie je erlebt hatte, und vielleicht auch einer der tragischsten, denn als er gerade schimmernd die Gestalt wechselte, als sie die fließende Bewegung spürte, mit der sich sein Körper unter ihr verbreiterte, entfaltete sich über ihnen ein riesiges Nylonnetz, das mit entsetzlicher Präzision vom Dach des Hotels abgeschossen worden war. Sie verfingen sich darin und stürzten ab.
    Selbst während sie mehrere Stockwerke in die Tiefe fielen, war Rune noch unglaublich schnell. Sie drehten sich im Fallen, und er brachte seinen Körper in der Luft zwischen Carling und den Asphalt. Aber das einengende Netz machte die Landung fürchterlich schwierig. Sie krachten mit solcher Wucht auf den Boden, dass der Beton unter ihnen aufbrach. Sie hörte, wie die gewaltigen Knochen in Runes rechtem Vorderbein und der Schulter brachen. Der Atem wich aus seinem Körper, als er zusammensackte und hilflos hingestreckt liegen blieb. Davon abgesehen blieb er still. Sie war diejenige, die vor Wut und Schmerz über sein Leiden schrie.
    Ihre Krallen schossen hervor. Das Nylonnetz zerriss wie Papier. Binnen Sekunden hatte sie es weggerissen und sprang auf die Füße, um sich schützend über Rune zu stellen. Aber das Netz hatte seinen Zweck erfüllt: Es hatte sie zu Boden gebracht. Mit einem unterdrückten Stöhnen verwandelte sich Rune zurück und lag um seinen zertrümmerten Arm zusammengekrümmt auf dem Boden.
    Sie wich zurück und sah sich um. Sie waren auf einem Gehweg neben dem großen, gepflegten Hotelgelände gelandet. Auf der angrenzenden Straße gab es keinen Verkehr und auch keine Passanten.
    Dennoch waren da viele Wesen, die um sie herum verstreut standen. Julian hatte die Falle gut aufgebaut. Vier weitere Trolle und mindestens fünfzig Ghule sowie etwa doppelt so viele Vampyre standen schweigend da; entweder warteten sie ab, was Carling tun würde, oder sie harrten weiterer Befehle.
    Selbst wenn sie sich bereiterklären würde, mit ihnen zu gehen, würde Rune das niemals akzeptieren. Trotz seiner Verletzung würde er aufstehen und bis auf den Tod kämpfen, ehe er zuließ, dass sie getrennt wurden.
    Die Hände zu Fäusten geballt, rief sie: »Ihr wart einmal mein Volk, und ihr befolgt nur Befehle. Ich verstehe das. Jetzt könnt ihr noch kehrtmachen. Noch ist nichts passiert, niemand ist zu Schaden gekommen, niemand wird bestraft. Aber wenn ihr gehen wollt, müsst ihr es auf der Stelle tun.«
    Befriedigt stellte sie fest, dass sich viele in die Nacht davonmachten. Zu ihren Füßen saß Rune auf dem Boden und zog eine Waffe. Er war vornübergebeugt und hielt einen Arm vor den Bauch. »Kannst du den Rest erstarren lassen?«, fragte er heiser.
    »Es sind zu viele, und sie stehen zu verteilt.« Carling begann den uralten Zauber zu flüstern, der all ihre Seelen zusammenrief und ihre gesamte magische Energie zu einer komprimierten Waffe bündelte. Ich rufe meine zukünftigen Seelen zu mir. Ich rufe all meine Wünsche und all meine Ängste zu mir. Ich rufe meine vergangenen Seelen zu mir. Ich rufe meine göttliche Seele zu mir …
    Dann brüllte Julian mit seiner rauen, vertrauten Kampfstimme über die freie Fläche: »Du brauchst nichts weiter zu tun, als auf die Insel zurückzukehren, um das hier zu beenden. Du kannst deine verbleibenden Tage in Frieden verbringen.«
    Sie sah zu Boden und begegnete Runes flammendem Blick. »Das kann ich nicht, Julian.«
    »Du willst lieber Krieg? Wie kannst du nur dein eigenes Volk umbringen?«
    »Ich habe

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