Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
Vom Netzwerk:
gefangen.«
    Bestürzt fuhr sie herum. Wenn jemand die Schutzzauber durchbrechen konnte, die sie um die Mammutbäume errichtet hatte, dann er. »Aber nicht im Wald?«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Schnell sagte er: »Nein, nicht im Wald. Ich habe deine Schutzzauber gespürt und die Gegend gemieden. Ich war fischen.«
    Sie entspannte sich und setzte sich auf einen Stuhl am Tischende, direkt neben der offenen Tür. Nach kurzem Zögern setzte er sich auf den Platz rechts neben ihr. Während sie ihr halbleeres Weinglas betrachtete, stützte Rune die Ellbogen auf den Tisch. Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Unruhig und düster wie die sturmgepeitschte See starrte er auf die zerschrammte Tischplatte.
    Ihr wurde bewusst, dass sie ihn schon in vielen Stimmungen gesehen hatte – raubtierhaft gerissen, lachend, wütend, gefährlich entschlossen. Diese ruhige Nachdenklichkeit verlieh seinen kräftigen, gutaussehenden Zügen eine neue Dimension. Sie wollte ihn fragen, was er dachte, woher diese scharfe Falte zwischen seinen Brauen kam und warum sein eleganter Mund so eine schmale, ernste Linie bildete. Widerwillig stellte sie fest, wie sehr er sie inzwischen faszinierte. Was würde sie tun, wenn er einen Weg fand, das Fortschreiten ihrer Krankheit aufzuhalten – und dann einfach fortging und zu seinem Leben in New York zurückkehrte? Wie seltsam, dass sie sich so schnell an seine Anwesenheit gewöhnt hatte. Sie würde … ihn vermissen, wenn er ginge.
    Verstört davon, wie heftig sie auf ihn reagierte, ließ sie den Blick ebenfalls auf die Tischplatte sinken.
    »Gestern Abend war ich draußen, als Rhoswen mich rief«, sagte Rune. »Es war kurz vor Sonnenuntergang, und du warst wieder in Trance. Wir gingen hinauf zu deinem Zimmer, damit ich es mit eigenen Augen sehen konnte.«
    Nichts davon war ihr neu. Die beiden hatten bereits in ihrem Zimmer gestanden, als sie zu sich gekommen war. Aber offensichtlich musste er auf seine Art zu dem schwierigen Teil dessen gelangen, was er ihr zu sagen hatte. Also drosselte sie ihre Ungeduld und nickte nur.
    Mit dem Daumen zeichnete er eine Messerkerbe im Tisch nach. »Als wir nach oben kamen, sah ich, dass Sonnenlicht aus deiner Zimmertür fiel.«
    Halt. Das gehörte nicht zu dem, was sie zu hören erwartet hatte. Sie beugte sich ein Stück vor und fasste sein nach unten gewandtes Gesicht schärfer ins Auge.
    »Rhoswen konnte es nicht sehen. Wir vergewisserten uns, dass das Sonnenlicht, das ich sah – oder zu sehen glaubte –, sie nicht verbrennen würde. Das tat es nicht, und so betraten wir dein Zimmer. Ich wurde an irgendeinen andern Ort versetzt, Rhoswen nicht.«
    Mit ausdrucksloser Stimme und klaren Worten erzählte er weiter. Als er geendet hatte, hielt sie ihre Hände so fest umklammert, dass sich die Sehnen deutlich als weiße Erhebungen vor ihrer sonst honigfarbenen Haut abzeichneten. Er legte seine Hand auf ihre. Mit seiner breiten Handfläche und den langen Fingern bedeckte er mühelos ihre beiden Hände und hielt sie mit festem, beruhigendem Griff umschlossen.
    Die ganze windgepeitschte Nacht hindurch war er über das Meer geflogen, um herauszufinden, was er tun sollte. Währenddessen hatte er mit dem Gedanken gespielt, es ihr nicht zu sagen. Doch am Ende konnte er nicht schweigen. Er würde dieser stolzen Frau keine Informationen vorenthalten, auf die sie ein Anrecht hatte, ganz egal, wie schwer es ihm auch fallen mochte, ihr davon zu erzählen. Außerdem brauchte er ihre Fachkenntnis, um das Geschehene zu analysieren. Aber es war entsetzlich, sie leiden zu sehen und es nicht verhindern zu können.
    Sie flüsterte etwas. Er beugte sich weiter vor. »… ergibt keinen Sinn. Nichts davon ergibt Sinn.«
    »Warum nicht?«, fragte er. »Sprich die Gründe aus.«
    Carling sah auf. Ihre Augen waren feucht geworden, doch ihr Blick war scharf und klar. »In den letzten Jahren hat meine magische Energie merklich zugenommen«, sagte sie. »Ich habe so viel davon, dass es sich manchmal anfühlt, als würde ich darin ertrinken. Jedes Mal, bevor ich in eine Trance verfalle, lodert sie auf. Aber ich besitze einfach nicht die richtige Art magische Energie, um das hervorzurufen, was du beschreibst. Meine Magie basiert auf Geschick und Training. Sie ist etwas völlig anderes als die Magie, die du besitzt. Und ich verfüge weder über das nötige Wissen noch über die entsprechenden Zaubersprüche, um etwas so Riesiges und Kunstvolles zu erschaffen.«
    »Was für eine Art

Weitere Kostenlose Bücher