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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Weihrauch und Lavendel, die sie extra für solche Gelegenheiten hergestellt hatte, wusch sie sich den Ruß vom Körper und aus den Haaren. Sie verließ das Bad in einem sauberen Baumwollkaftan. Noch immer haftete ein stechender Geruch an ihr, aber zumindest war ihre Haut von sämtlichen Resten dunkler Magie befreit.
    Nachdem sie die feuchte Asche ein letztes Mal überprüft hatte, ließ sie die Tür zum Durchlüften geöffnet und kehrte zum Haupthaus zurück.
    Die Nacht war beinahe vorüber. Das erste Licht der Morgendämmerung erhellte den Himmel. In der Küche fand Carling den fest schlafenden Rasputin auf seinem Kissen und Rhoswen bei einem Glas Blutwein vor. Keine Spur von Rune, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Er hätte sich gehütet, sie beim Verbrennen der Bücher zu stören, aber wenn er inzwischen zurückgekommen wäre, hätte er vor dem Landhaus auf sie gewartet.
    Auch die Küchentür ließ sie offen. Als sie sich an den Tisch setzte, wehte kühle, frische Luft durchs Haus. Ein schläfriger Rasputin erhob sich und kam zu ihr getrottet, um sich auf ihre nackten Füße zu legen. Sie hob ihn hoch, und er rollte sich mit einem Grunzen auf ihrem Schoß zusammen, wobei er die schmale Schnauze unter seinen flauschigen Schwanz steckte.
    Dann sagte sie mit einem Lächeln zu Rhoswen: »Du hast mir mehr gegeben, als ich jemals hätte einfordern können, und so viel mehr, als ich je erwartet hätte. Vielen Dank für deine Ergebenheit und für alles, was du getan hast. Ich möchte, dass du noch eine Sache für mich tust.«
    »Natürlich«, sagte Rhoswen.
    »Du sollst mit Rasputin nach San Francisco zurückkehren. Weil ich weiß, dass du dich nicht um ihn kümmern möchtest, sollst du auf Kosten der Haushaltskasse jemanden einstellen. Sorge dafür, dass derjenige alle erforderlichen Sicherheitsanforderungen erfüllt, mit dem übrigen Personal auskommt und im Stadthaus wohnen kann. Anschließend wirst du herausfinden, was du mit dem Rest deines Lebens anfangen willst.«
    »Nein«, sagte Rhoswen. Tränen traten in ihre Augen.
    »Du solltest dir damit Zeit lassen«, sagte Carling ruhig. »Ich weiß, wie sehr sich dein Leben dadurch verändern wird. Duncan hat von mir die Anweisung erhalten, für dich ein Konto mit einer Menge Geld anzulegen. Es sollte inzwischen erledigt sein.«
    »Ich werde nicht gehen.«
    »Doch, das wirst du«, sagte Carling. Sie hielt Blick und Stimme sanft und doch unerbittlich. »Es ist höchste Zeit, Rhoswen. Du warst schon so lange nicht mehr fröhlich, und ich war so egoistisch, dich zu lange bei mir zu behalten.«
    »Aber ich kann nicht gehen«, sagte Rhoswen. »Du bedeutest mir zu viel.«
    »Du bedeutest mir auch viel«, sagte Carling und musste überrascht feststellen, dass es stimmte. »Aber du hast mich als Vorwand genommen, um nicht dein eigenes Leben zu leben. Außerdem habe ich dir nie erlaubt, mich in meiner Handlungsfreiheit zu beschneiden oder mich darin einzuschränken, wie ich etwas angehe. Und ich habe dir nie versprochen, dass du bei allem an meiner Seite sein kannst. Es gibt im Augenblick einige Dinge, denen ich mich persönlich stellen muss, und für dich gilt das Gleiche.«
    »Schick mich bitte nicht weg«, sagte Rhoswen. »Ich kann mich ändern, das schwöre ich. Ich werde mich für dich um den verdammten Hund kümmern. Du hast gerade gesagt, ich müsste ohnehin jemanden einstellen.«
    »Nein, Rhoswen. Es wäre nicht das Richtige für dich, und ich bin lange genug selbstsüchtig gewesen. Es tut mir leid.«
    »Das kannst du mir nicht antun«, sagte Rhoswen. »Du kannst mich nicht einfach ausrangieren, nicht nach allem, was ich für dich getan habe.«
    »Ich rangiere dich nicht aus«, sagte Carling, die Mühe hatte, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. Warum musste das hier genauso anstrengend sein wie alles andere mit Rhoswen? »Ich statte dich gut aus und lasse dir reichlich Zeit, dich daran zu gewöhnen.«
    Die nächste halbe Stunde war so schwierig, wie sie es vorhergesehen hatte. Aber irgendwann musste es ein Ende haben, denn sie würde nicht nachgeben, ganz egal, was Rhoswen sagte oder wie sehr sie flehte.
    Schließlich war Carling mit ihrer Geduld am Ende. Mit einem scharfen Befehlston in der Stimme unterbrach sie Rhoswens letzte Proteste. »Das reicht.« Sie schickte Rhoswen und den Hund ins Bett.
    Die jüngere Vampyrin ergriff die Flucht, und Carling ließ erleichtert die Schultern sinken, als sich die Atmosphäre in der Küche beträchtlich aufhellte. Dann öffnete

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