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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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magische Energie besitze ich in deinen Augen?«, fragte er neugierig.
    »Wyr besitzen bestimmte Eigenschaften. Die können sie trainieren und verfeinern und darin zu großer Kunstfertigkeit gelangen, aber sie gehören untrennbar zu ihnen.«
    »Auch deine magische Energie gehört untrennbar zu dir, und du lernst und übst, um sie zu verfeinern«, stellte er fest.
    »Ich … ich weiß. Wie kann ich das besser erklären?« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Okay, nehmen wir ein Beispiel. Tiago ist ein Donnervogel, eine Kreatur aus Sturm und Blitzen. Er kann einen Sturm oder einen Blitzschlag ohne Worte oder Zauber herbeirufen. Es ist eine Eigenschaft von ihm, ein Teil dessen, was er ist, nicht wahr?«
    »Natürlich«, sagte er.
    »Gut. Ich mag zwar in der Lage sein, einen Blitz zu rufen, aber ich müsste dafür lange lernen. Ich bräuchte einen bestimmten Zauberspruch und genügend Zeit, um ihn auszusprechen. Du kannst deine Gestalt verwandeln. Es ist ein Teil dessen, was du bist. Ich kann meine Gestalt nicht verwandeln, ich besitze diese Eigenschaft nicht, und ich habe keinen Zauber dafür. Das alles ist Zauberkraft und magische Energie, und ja, mit Übung und Verfeinerung kann ich immer besser werden, aber diese beiden Dinge haben unterschiedliche Ursprungsorte. Dragos hat Zauberei oder Spruchmagie gelernt. Er kann sowohl Spruchmagie als auch seine Wyr-magischen Eigenschaften benutzen. Das ist einer der vielen Punkte, die ihn so gefährlich machen. Verstehst du?«
    Rune nickte. Beim Zuhören hatte er mit ihren Fingern gespielt. Erfreut bemerkte er, dass ihr Intellekt die Kontrolle übernahm und der Schmerz in ihrem Blick nachließ. Er war nicht verschwunden, aber er war nicht mehr so schlimm.
    Sie sagte: »Im Gegensatz zu Dragos kann ich mich natürlich nicht beider Magiearten bedienen, weil ich keine Wyr bin. Ich kann nur Spruchmagie ausüben, und ich bin weit davon entfernt, die Art Realität erschaffen zu können, von der du gesprochen hast. Die besten Illusionen, die ich hervorrufen kann, sind Eingebungen und Taschenspielertricks, Dinge, die man aus dem Augenwinkel sieht und die einen anziehen oder dazu bringen, sich abzuwenden. Oder ich könnte auf etwas aufbauen, das bereits existiert.«
    Er hob den Kopf. »Wie meinst du das?«
    »Zum Beispiel mein Landhaus. Ich könnte es heruntergekommen und verlassen aussehen lassen. Die Illusion würde sich in dem Augenblick auflösen, in dem du dich entschließt, hineinzugehen und dir die Sache aus der Nähe anzusehen. Ich könnte dir auch einen Traum schicken, aber es wäre ein echter Traum, und alle möglichen Dinge könnten ihn verändern oder unterbrechen. Wenn du zum Beispiel nicht glaubst, was passiert. Es brechen ständig Leute aus ihren Träumen aus. Oder dein Wecker klingelt, und du wachst auf.«
    Er runzelte die Stirn. »So wie du es beschreibst, wäre für alles, was du erreichen könntest, viel Arbeit erforderlich.«
    »Ja, es ist viel Arbeit.« Sie entzog ihm eine Hand, um zu gestikulieren. »Wenn es sich um Spruchmagie handeln würde, könnte es nicht einfach so geschehen sein. Genauso gut könnte man behaupten, die Magieaufwallung könnte einen Computercode an einer Sicherheitstür eingeben und dann in einen Banktresor gehen, das richtige Schließfach finden, in diesem Fach den richtigen Ordner aus einem Stapel auswählen, alles wieder an seinen Platz stellen und dann zu einem Notar gehen, um sich die Unterlagen notariell beglaubigen zu lassen. Es wären zu viele komplizierte Schritte, unter anderem eine intensive Interaktion mit der Person, bei der die Illusion angewendet werden soll.«
    Er griff nach ihrem Weinglas und trank es leer. Carling nahm die offene Flasche, füllte das Glas wieder und bot es ihm an.
    »Du meinst also, bei dem, was hier geschehen ist, muss es sich um eine andere Art von Magie handeln«, sagte er.
    Ihre Brauen glätteten sich. »Ja«, sagte sie. »Vielleicht war es trotzdem eine Art Illusion oder eine gemeinsame Halluzination, aber es war keine Spruchmagie, die mein Geist versehentlich produziert haben könnte, weil ich – wie hast du es so poetisch genannt? – durchgeknallt bin.«
    Er stieß ein geisterhaftes Kichern aus. »Na also, jetzt kommen wir doch weiter.« Er trank die Hälfte von dem Wein und schob das Glas zu ihr.
    Sie nahm es auf und trank, ehe sie ihn neugierig über den Rand hinweg betrachtete. »Was war es für ein Gefühl?«
    Er zuckte die Schultern. »Nicht wie bei einer Illusion. Es wirkte genauso real, wie du und

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