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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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er raunte: »Ich war eifersüchtig auf den Dämon, auf deinen Dschinn, den du schon so gottverdammt lange kennst und mit dem du allem Anschein nach geradezu freundschaftlich verhandelt hast, der dich gebraucht hat und für den du auf so bedeutsame, magische Weise da warst, dass es ihm drei gottverdammte Gefallen wert war. Und du brauchst gar nichts dazu zu sagen, weil ich nämlich weiß, wie blöd das klingt. Deshalb habe ich mich wie ein Arsch aufgeführt. Ein dummer, verrückter, unvernünftiger, irrsinniger, rasend eifersüchtiger Arsch.«
    Carling packte seine Handgelenke und begann wieder zu zittern. »Rune.«
    »Und ich war eifersüchtig«, sagte der Greif, und seine Stimme drang aus der Tiefe seiner Kehle, als er die Worte wie eine feurige Zärtlichkeit aussprach, »weil ich dich so sehr will, dass ich nicht mehr klar denken kann. Es ist, als würde ein Haken in meinen Eingeweiden stecken, den ich nicht herausziehen kann. Ich wollte dich schon seit jenem Abend am Adriyel River. Ich habe davon geträumt, dich zu nehmen. Und in meinem Traum nimmst du mich auch. Genauso, wie es gerade beinahe hier auf dem Fußboden passiert wäre.«
    Ihre Unsicherheit steigerte sich, bis ihre Lippen unter seinen bebten. Unter ihren zitternden Fingern fühlten sich seine Handgelenke stahlhart und felsenfest an. »Das reicht jetzt. Hör auf. Wir … wir müssen aufbrechen.«
    »Richtig«, sagte er leichthin. »Ich wollte nur, dass wir uns darüber im Klaren sind, was hier fast passiert wäre. Das war kein Zufall. Ich werde es wieder versuchen.«
    Sie sog die Luft ein, dann flüsterte sie: »Das … diese Sache zwischen uns …«
    »Das ist keine ›Sache‹.« Er gab ihr einen flüchtigen Kuss. »Es ist Anziehung.«
    Sie zitterte am ganzen Leib. »Das ist absolut unangemessen.«
    »Ich weiß.«
    »Es kann nicht von Dauer sein, weil es nirgends hinführt.«
    »Das ist mir klar.« Er biss ihr in die Unterlippe und hielt sie mit so behutsamer Kraft in seinen Armen, dass sie ihm am liebsten die letzten Reste seiner Kleidung vom Leib gerissen hätte. »Aber stell dir nur vor, wie gut es sein wird, solange es andauert. Es wird nämlich geschehen, Carling.«
    Wird geschehen, hatte er gesagt. Nicht könnte. Denn er würde es wieder versuchen, irgendwann, irgendwo. Und die Vorstellung, dass er auf der Pirsch war, ließ sie aufstöhnen. Dann öffneten sich seine Hände, und er ließ sie gehen. Einfach so.
    Einfach so? Sie schlang die Hände um seine Unterarme, und als er sich zurückziehen wollte, ertappte sie sich dabei, wie sie sich vorbeugte und mit ihren Lippen seinen Mund suchte. Ihr Blick ruhte auf den makellosen Linien seines Gesichts. Graue und schwarze Schatten lagen darin und darüber ein unendlich zart schimmernder Hauch – als würden die gespenstischen Segnungen des Monds, die für das bloße Auge kaum zu erkennen waren, einen silbernen Schleier über sein Gesicht legen.
    »Rune«, raunte sie noch einmal, und diesmal klang ihre Stimme kehlig statt erschrocken.
    »Carling-Darling«, sagte er mit sehr tiefer Stimme. Er hielt inne. Ein Zittern überlief ihn, und sein Gesicht zuckte unter einer Art Schmerz. »Verdammt, sag es doch einfach.«
    Begehren bedeutete Verwundbarkeit. Aber sie waren ganz allein, nur sie beide und das Mondlicht, und das verriet nie die Geheimnisse, die es erblickte. Also kratzte Carling ihren gesamten Mut zusammen und sagte es.
    »Ich will dich auch.«
    Der Mond spannte seine unsichtbaren Segel weit auf und stieg hoch über dem Redwood-Wald an den sternenbesetzten Himmel.
    Es war schon wieder Nacht. Carling kämpfte gegen ein Gefühl der Orientierungslosigkeit an. Seit sie nicht mehr schlafen konnte, hatte sich die Zeit beschleunigt. Meditation hatte dagegen geholfen, allerdings nur in einem gewissen Rahmen. Es gab keine Brüche mehr in ihrem Erleben, nur die unerbittliche Abfolge der Ereignisse, bis sie das Gefühl hatte, von einer gigantischen, unsichtbaren Macht in die Zukunft gestoßen zu werden, schneller und schneller, bis sie Lichtgeschwindigkeit erreichte.
    Sie schritt zwischen den Bäumen einher. Hoch über ihr malte das durch die Äste einfallende Mondlicht eine Studie in Elfenbein und Schwarz. Am Waldboden lagen so dichte Schatten, dass sie den Weg nur dank ihrer scharfen Vampyraugen fand. Sie hielt inne, um auf die winzigen Nachtgeräusche zu lauschen. Früher hatte vollkommene Stille geherrscht, wenn sie diesen Wald betreten hatte, aber in der Zwischenzeit hatten sich die Kreaturen, die hier

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