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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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aufgefallen, dass Hiram sie duzte, was sie seltsamerweise nicht störte. Sie wusste auch nicht, woran es lag, doch sie fand ihn von Anfang an vertrauenserweckend und freundlich.
    Hiram wandte seinen Blick auf eine Stelle hinter Lysandra. »Gehört die Katze dir?«
    Lysandra nickte, denn sie konnte ihm ja kaum von Cels Existenz berichten. Noch nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dieses Geheimnis für die Dauer der gesamten Reise vor ihm wahren zu können. Dennoch wollte sie dies so lange wie möglich tun, zumal sie nicht wusste, wie Hiram und die Mannschaft darauf reagieren würden. Vermutlich würden sie sie aus Furcht vom Schiff jagen.
    Hiram lächelte, sodass seine Zähne weiß blitzten im gebräunten, leicht kantigen Gesicht. »Ein wunderschönes Tier. Würdest du es mir verkaufen?«
    Lysandra bemerkte Sironas Blick, mit dem diese ihr die schlimmsten Strafen versprach, sollte sie Derartiges auch nur in Betracht ziehen.
    »Es ist unverkäuflich.«
    »Woher hast du es? Mit solch edlen Katzen würde sich ein Geschäft machen lassen.«
    Sirona starrte beleidigt zu ihnen herüber.
    »Ein Mann hat sie in meine Obhut gegeben.«
    »Ist sie eine gute Jägerin?«
    Lysandra nickte. Sirona sträubte ihr Fell. Gewiss war ihr der Gedanke, Mäuse zu fressen, zuwider.
    »Ich habe sie noch nicht lange, doch ich denke schon, dass sie eine gute Jägerin ist.«
    »Der Mann muss dir sehr vertrauen«, sagte Hiram.
    »Ja, das tut er.«
    Notgedrungen , dachte sie. Schwer spürte sie die drei goldenen Halsreifen in ihrem Bündel, das sie stets an ihrem Leib trug. Noch schwerer lastete die Verantwortung auf ihr. Sirona war wertvoller als Gold für Cel. Das wusste Lysandra. Die Katze war aber auch am Verletzlichsten von ihnen allen und am Auffälligsten. Warum musste sie weiß sein?
    Hiram betrachtete die Katze. »Ich habe fast den Eindruck, die Katze würde jedes Wort verstehen, das ich sage.«
    Lysandra nickte. »Sie ist sehr klug.«
    »Vielleicht finde ich doch noch einen Weg, sie dir abzukaufen. Wie wäre es mit fünfundzwanzig Stater, einer halben Mine? Das ist ein hoher Betrag für eine Katze. Die Tiere bekommt man an jeder Straßenecke kostenlos hinterher geworfen.«
    »Ihr Phönizier werft mit Katzen?«
    »Nein, würde ich nie tun. Aber fünfundzwanzig Stater sind ein Haufen Geld für so ein kleines Tier, das nichts anderes kann, als Mäuse zu fangen. Ich werde erstmal überprüfen, was ich überhaupt bekäme.« Als Hiram versuchte, Sirona zu berühren, pinkelte ihn diese an und rannte sogleich davon.
    Hiram fluchte.
    Lysandra unterdrückte ein Lächeln. »Du hättest sie nicht beleidigen sollen.« Eine Dame war Sirona gewiss nicht. Andererseits würde Lysandra sich an ihrer Stelle auch nicht von jedem anfassen lassen – wobei sie dies nicht so drastisch zeigen würde wie diese keltoische Frau.
    »Mistvieh. Dabei wollte ich sie nur streicheln«, sagte Hiram, der sich den Arm abtrocknete. »Ich habe es mir anders überlegt. Du kannst sie doch behalten.«
     
    Als Lysandra erwachte, wusste sie im ersten Moment nicht, wo sie sich befand. Schlagartig kehrten die Erinnerungen an die Ereignisse des vergangenen Tages zurück. Sie befand sich an Deck des phönizischen Handelsschiffs mit dem Namen Tanith . Aiolos schlief in einigen Metern Entfernung auf dem Deck, während ihr Ziehbruder Damasos sich ein entlegenes Eck ausgesucht hatte, um möglichst weit von ihr entfernt zu sein.
    »Ist da jemand?«, fragte sie, da sie die Anwesenheit von jemandem spürte.
    »Lysandros?« Cels Stimme erklang leise. »Habe ich dich geweckt? Das wollte ich nicht.«
    Angestrengt starrte Lysandra in die Dunkelheit. Sie erkannte seine Umrisse, sah das Mondlicht auf nackter Haut und erstarrte. Völlig entblößt stand er vor ihr, wie an jenem Morgen, an dem er sie an seiner Verwandlung hatte teilnehmen lassen. Eine Intimität, deren Ausmaß sie sich erst später bewusst wurde. Diesmal konnte sie nicht alles erkennen, doch das Wissen um seine Nacktheit sandte heiße Schauer durch ihren Leib.
    »Lysandros«, sagte er erneut mit dieser rauen Stimme und trat zu ihr. Sie reichte ihm die Decke, die sie zusätzlich für ihn mit an Bord genommen hatte.
    Cel legte sich neben sie. »Ich hoffe, du kannst gleich wieder einschlafen.«
    »Hiram hat mir die Sterne gezeigt«, sagte sie und deutete in den Himmel. »Dies sind die beiden Bärinnen, die über den Himmel rollen. Die eine hat den Kopf an der Hüfte der anderen. Leider sind mir ihre Namen entfallen.«
    »Die Boier

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