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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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möchte: Du bist das geringere Übel.« Damasos starrte sie abfällig an und wandte dann seinen düsteren Blick dem Meer zu.
    Cel war natürlich nicht bei ihnen, da er erst in der Nacht zu ihnen stoßen konnte. Seine Schwester jedoch bewegte sich über das Schiff und zog aufgrund ihres weißen Felles einige Blicke auf sich. Lysandra fragte sich, wie sie als Mensch ausgesehen hatte. Ob sie Cel ähnlich gewesen war? Aufgrund des hellen Felles vermutete sie, dass sie als Frau hellblondes Haar hatte.
    Nikodemos und der Hafen von Kirra mit all den umherlaufenden Menschen, den angelegten Schiffen und den vielen Häusern und Tempeln, wurden immer kleiner und kleiner und verschwammen schließlich zur Unkenntlichkeit am Horizont.
    Die von den Phöniziern als Handelsstützpunkt gegründete Stadt Ziz, die zum Machtbereich Karthagos gehörte, war das erste Ziel der Reise, wie Aiolos ihr mitgeteilt hatte. Ziz lag auf einer großen Insel, die man entweder umrundete oder auf dem kürzerem Weg durch eine Meerenge erreichen konnte.
    Hiram war hochgewachsen und schlank. Sein lockiges Haar trug er schulterlang, den Vollbart kurz gestutzt. Einer seiner Männer, ein Älterer mit ergrauendem langen Bart, redete heftig auf ihn ein.
    Hiram schüttelte den Kopf. »Aber der Weg durch die Meerenge ist weitaus kürzer, Belshazzar. Was sollte daran gefährlich sein?«
    »Itthobaal hat diesen Weg niemals benutzt. Das war schon immer so.« Belshazzars Stimme war auffallend tief.
    »Warum nicht?«
    Belshazzar hob die Achseln. »Weiß nicht. Vielleicht wegen der Strömungen.«
    »Aber der Weg durch die Meerenge dürfte deutlich kürzer sein, als wenn wir Sizilien umsegeln.«
    »Wie gesagt, ich weiß nicht, warum er den Umweg seit Jahren auf sich nimmt. Ich habe seine Entscheidung niemals hinterfragt. Er wird schon seinen Grund dafür gehabt haben. Vermutlich ist der Weg gefährlich. Vielleicht gibt es dort Klippen, Strandbänke und gefährliche Strömungen.«
    Hiram schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Ich hab mir die Seekarte genau angesehen. So eine Tieflage hat unser Schiff außerdem nicht. Ich glaube nicht, dass mit Sandbänken und Klippen zu rechnen ist, wenn man sich in dieser Meerenge mittig hält.«
    »Aber wir haben das schon immer umschifft.«
    »Nur weil man etwas schon immer so gemacht hat, heißt das nicht, dass es auch für die Zukunft der beste Weg ist. Wir fahren durch die Meerenge!«, sagte Hiram.
    Belshazzar nickte ergeben. »Wenn Ihr meint. Gut, dann soll es so sein.«
     
     

Kapitel 7
     

     
     
    »Mir ist schlecht«, sagte Aiolos nach einer Weile. Tatsächlich war er ganz blass im Gesicht.
    »Sieh auf die Wellen hinaus, das hilft«, sagte Belshazzar, doch Aiolos wurde bleicher und immer bleicher.
    »Mir ist so kalt.« Er schlug die Arme um seine Schultern und lehnte sich halb gegen die Reling.
    »Pass auf, dass du nicht hinausfällst.« Belshazzar grinste. »Es sind schon einige über Bord gegangen, weil sie sich zu weit hinausgelehnt haben.« Er fuhr sich über das kurze, lockige, grau melierte Haar.
    Hiram trat zu ihnen. Er wirkte verärgert. »Jag ihm keine Furcht ein. Mach lieber, dass du an deinen Platz kommst.«
    Der Seemann sah ihn einen Moment verwundert an, kurz schien es, als wollte er etwas sagen, doch schließlich ging er davon.
    »Du wirst deine Seekrankheit sicher bald überstanden haben«, sagte Hiram zu Aiolos.
    Dieser nickte. »Wie lange brauchen wir bis Karthago?«
    »Das kommt auf den Wind an und wie lange wir uns in Ziz aufhalten.«
    Lysandra sah Hiram an. »Wie navigiert Ihr bei schlechter Sicht oder in der Nacht auf dem Meer, wenn ihr nicht anlegen könnt, auf der Reise nach Belerion etwa?«
    Hiram legte die Stirn in Falten. »Nun, das weiß mein Navigator Hamilkar besser als ich. Ich versuche dennoch, es dir zu erklären.« Er deutete nach oben. »Die Sterne werden über den Himmel gezogen. Die Erde hat zwei Achsen, begrenzt von Polen, welche eingefasst sind von zwei Bärinnen, die gemeinsam, jeweils den Kopf an der Hüfte der anderen, rollen und daher auch Wagen genannt werden. Eine der Bärinnen nennen die Hellenen Kynosura, was so viel bedeutet wie ›Hundeschwanz‹, und die andere Helike, ›Kringel‹. Wir segeln auf dem Weg, den Kynosura uns weist, da sie klar und leicht auszumachen ist. Sie erscheint bereits zu Anfang der Nacht groß am Himmel. Andere wiederum, wie die Achaier und die Sidonier vertrauen der Helike. Wenn die Nacht hereinbricht, zeige ich dir die Bärinnen.«
    Lysandra war

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