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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Igelfrisuren beobachteten sie. Die Frauen hatten ihre blonden, rotblonden und rotbraunen Haare geflochten und hochgesteckt. Alle trugen bunte Gewänder, doch während die der Frauen beinahe den Boden berührten, reichten die der Männer nur bis zu den Knien. Sowohl die Männer als auch einige der Frauen waren bewaffnet.
    Sie lächelten, doch erkannte man Argwohn in den Blicken einiger. Man hieß sie dennoch freundlich willkommen.
    »Seid gegrüßt. Ihr seid früher gekommen als erwartet«, sagte ein Mann mit einem langen weißen Bart zu Belzzasar, den er zu kennen schien. Neben ihnen stand ein junger Mann mit einer goldblonden Igelfrisur.
    »Besser zu früh als zu spät«, sagte Belzzasar lächelnd.
    »Wo ist mein alter Freund Itthobaal? Warum empfängt er uns nicht? Das ist doch die Tanith , wir erkennen sie.«
    Belzzasar deutete auf Hiram. »Adalar, dies ist Itthobaals zweitältester Sohn Hiram. Itthobaal hat sich nach einer Krankheit im vergangenen Winter entschieden, zu alt zu sein für die Seefahrt.
    »Es geht ihm doch hoffentlich wieder gut?«
    »Ja, dennoch übertrug er alles seinen Söhnen. Sein Ältester hat eine andere Route übernommen, sodass Hiram die Fahrt zu Euch vorgenommen hat.«
    »Hiram, darf ich Euch Adalar und seinen Neffen Mylentun vorstellen? Adalar, dies sind die Gäste auf unserem Schiff: Lysandros und Celtillos aus Delphoí und Aiolos, ein Seher aus Heraklion.«
    Adalar musterte sie kritisch. »Gäste? Itthobaal hat noch niemals Gäste so weit mitgenommen.« Er blickte Cel in die Augen. »Ihr seht fast aus wie einer von uns. Bis auf die Haare, die sind länger. Was führt Euch in unser schönes Land?«
    Hiram übersetzte für sie. Offenbar hatte sein Vater all seinen Söhnen die Sprache gelehrt.
    »Die Landschaft und die Abenteuerlust. Wir suchen den westlichsten Teil Eures Landes.«
    »Mein Neffe Mylentun soll Euch morgen dorthin führen.«
    Eine Frau mit einem knielangen rotblonden Zopf kam auf sie zu. »Dies hier ist Aelfthryd, unsere angehende Druidin. Womöglich möchte Aiolos sich mit ihr austauschen.«
    »Sehr erfreut.« In der Tat wirkte Aiolos wissbegierig. Er beäugte Aelfthryd jedoch eher mit dem Interesse, das ein Mann einer Frau entgegenbrachte als Wissenseifer. Ob ihr dies etwas ausmachte, war ihr nicht anzusehen. Ihr Gesicht zeigte ein gleichmütiges Lächeln, das Grübchen auf ihre Wangen zauberte. In der Tat war sie etwa so alt wie Lysandra und wirkte sehr feminin in ihrem grünen Kleid, das den rötlichen Ton ihres Haares unterstrich. Wenn diese Frau eine Gelehrte war, so konnte sie ihr womöglich helfen bei ihrer Aufgabe. Lysandra hatte keine Ahnung, wie sie durchführen konnte, was Cel von ihr verlangte. War es am Ende gar nicht möglich, als Lebender in die jenseitige Welt zu reisen? Vielleicht wusste die angehende Druidin mehr.
    Lysandra folgte Mylentun, Aelfthryd und den anderen über den Dorfplatz, wo sie neugierig von den Bewohnern beäugt wurden. Adalar lud sie in sein Haus ein. Dort bot man ihnen Brot, gebratene Fische, Milch und Biere aus Mädesüß und Gerste an.
    »Wenn sie langsam sprechen, verstehe ich ihre Sprache zum Teil«, sagte Cel zu Lysandra, während sie aßen. »Sie ist der meinen ähnlich.« Er schien andächtig zu lauschen, um der fremden Sprache mächtig zu werden. Lysandra hingegen verstand kein Wort. Sie war fasziniert von der Andersartigkeit der Menschen hier, die jedoch Cel entfernt ähnelten, dabei stammte er von einem ganz anderen Ort. Er schien sich hier auf Anhieb heimischer zu fühlen als in Hellas oder den phönizischen Städten, die sie während ihrer Reise aufgesucht hatten.
    »Worüber reden sie?«, fragte Lysandra.
    »Mylentun hat Hiram gebeten, ihm von der Reise zu erzählen. Ich glaube, bisher hatte noch kein Phönizier so eine Irrfahrt voller unglücklicher Ereignisse wie er hinter sich. Und das gleich auf seiner ersten großen Reise.« Er beugte sich zu ihr vor, damit nur sie seine geflüsterten Worte vernahm. »Es tut mir leid für ihn, doch er scheint damit erstaunlich gut zurechtzukommen.«
    Lysandra nickte. Sie verstand ihn. Ohne sie beide hätte Hiram wahrscheinlich eine weitaus ruhigere Fahrt gehabt. Irgendjemand hatte verhindern wollen, dass sie Belerion erreichten. Spätestens seit dem Angriff der Schlangenfrau war dies offensichtlich. Sie verspürte Bedauern für Hiram, doch war es wichtiger, Sirona und Cel von dem bösartigen Zauber zu befreien, der sie in seinen Klauen hielt.
     
    Vor Sonnenaufgang machten sie sich auf

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