Der Kuss des Greifen
Hüften und schob sie auf sich. Langsam ließ sie sich auf ihn herabsenken und genoss das Gefühl, wie er sie Stück für Stück eroberte und ausfüllte.
Wieder fanden sich ihre Münder zu einem Tanz der Zungen, erneut flog ihre Lust bis zum Firmament empor und darüber hinaus, brennend und wogend. Lysandra bewegte sich auf ihm und ließ ihre Hüften kreisen. Ihre Finger spielten mit den Strähnen seines Haares auf seiner Brust. Sie malte Kreise um seine Brustspitzen, die sie immer wieder neckte, woraufhin er sich ihr stöhnend entgegenbog. Nie hätte sie gedacht, dass ein Mann dort so empfindsam sein konnte.
Cel schob seine Hüften in aufreizendem Rhythmus nach oben. Träge und wiegend stieß er immer tiefer in sie, bis sie nicht mehr wusste, wo sein Leib aufhörte und ihrer begann. Seine Lust war die ihre, sein Körper ein Teil von ihr. Immer höher trugen sie sich gegenseitig, bis Lysandra glaubte, es nicht länger ertragen zu können, dieses Gefühl drängender, schmerzhafter Süße.
Ihr Leib zog sich um ihn zusammen, um ihn tiefer in sich aufzunehmen und ihn noch mehr zu einem Teil von ihr zu machen. Da zuckte er in ihr und ergoss sich in dem Moment, als sie sich zu ihm herab beugte, um die Schreie von seinen Lippen zu trinken. Ihre Zunge wanderte über sein Kinn und den Hals herab. Sie schmeckte das Salz auf seiner Haut und genoss dabei das Nachbeben ihrer Lust. Noch einige Zeit blieb sie, ihn umfangend und diese intime Nähe genießend, auf ihm liegen, bevor sie ihn ein weiteres Mal küsste und von ihm abließ.
Lysandra nahm seine Hand. »Laufen wir ein wenig den Strand entlang, bevor die Umwandlung einsetzt.«
Cel nickte und umfasste ihre Hand fester. Nackt, wie sie waren, liefen sie durch den Wind, der vom Meer kam. Er war kühl auf ihrer vom Liebesspiel erhitzten Haut. Sie schenkte Cel ein Lächeln, in das sie alle Gefühle, die sie für ihn empfand, legte. Lysandra wollte diesen vollkommenen Augenblick nicht durch Worte zerstören. Sie wusste, dass sie eines Tages aus diesem schönen Traum erwachen musste, doch nicht heute …
»So könnte es immer sein«, sagte er so leise, dass der Wind beinahe seine Worte verschluckte.
Lysandra nickte. Verstohlen wischte sie sich eine Träne weg.
»Es ist soweit.« Cel ließ von ihr ab und trat einige Schritte von ihr weg, als wollte er sie nicht erschrecken oder durch seine im Werden begriffene andere Gestalt verletzen. Die Umwandlung begann wie immer gewaltvoll. Krämpfe schüttelten seinen Leib, Knochen brachen und formten sich neu. Muskelstränge wuchsen, andere verkümmerten. Der Anblick war faszinierend und furchteinflößend zugleich.
Lysandra schlug eine Hand vor den Mund, als aus der Masse pulsierenden Fleisches der Greif erwuchs in strahlendem Gefieder und mit dem goldglänzenden Fell eines Löwen. Er war eine Kreatur, welche den Verstand herausforderte. Unmöglich konnte etwas Derartiges existieren. Sie streckte ihre Hand nach dem Fabelwesen aus und strich bedächtig über das Fell, um den unwirklichen Augenblick reeller zu machen. So oft sie die Umwandlung bereits gesehen hatte, so unglaublich erschien sie ihr auch heute wieder. Ihre Finger wanderten weiter bis zu seinem Gefieder. Sie streichelte den gewaltigen Schnabel und blickte ihm in die Raubvogelaugen, die ihr so fremd und doch so vertraut erschienen.
»Ich wünschte, ich wäre der Mann, den du brauchst und den du haben möchtest.«
»Aber ich will nur dich, egal, ob du Tag für Tag zu einer Gestalt der Sagen wirst«, sagte sie, doch wusste sie, dass er ihr ohnehin keinen Glauben schenken würde. Zu sehr war er aufgrund seiner Erlebnisse in Delphoí davon überzeugt, seine Gestalt wäre schrecklich und unerträglich. Dieser Zauber hielt einen Teil von ihm stets zurück. Womöglich war es genau das, was die eifersüchtige Creusa mit ihrem Fluch bezwecken hatte wollen. Sollte Cels Plan nicht glücken, dann würde die böse Zauberin gewinnen.
Kapitel 18
In der nächsten Nacht wiederholte Lysandra den Versuch, die Pforte zur Unterwelt zu öffnen – jedoch wieder erfolglos. Als auch in der dritten Nacht nichts geschah, verließ Lysandra, trotz Cels und Aelfthryds Zusprache, vollends der Mut. Sie schlief nachts unruhig und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Noch immer teilte sie sich einen Raum mit Cel, Sirona und Aiolos, da nicht genügend Platz vorhanden war für Einzelquartiere. Die Hütte barg zwei weitere Räume, die durch Zwischenwände von ihrer Unterkunft
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