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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Euch.«
    Die Nymphe lächelte geheimnisvoll. »Nicht Mitgefühl oder Güte leiten mich dazu an, sondern Langeweile. Ihr erscheint mir amüsant. Die Unterwelt ist sonst so trostlos und öde.«
    »Warum seid Ihr dann hier?«
    »Wir besuchen unter anderem unsere Halbschwester Persephone. Wir müssen jetzt gehen.« Sie schwang sich auf das schwarzgeflügelte Ross und stob in rasender Geschwindigkeit durch die Lüfte, den grafitgrauen Wolken entgegen. Bald waren das geflügelte Pferd und seine Reiterin außer Sichtweite.
    »Ist der Nymphe zu trauen?«, fragte Lysandra leise.
    »So sehr, wie man jemanden vertrauen kann, der seinen Namen geheim hält«, sagte Sirona. Sie fluchte leise.
    »Was ist?«, fragte Lysandra.
    Anstatt zu antworten, deutete Sirona mit der Nasenspitze nach oben in die entgegengesetzte Richtung zu jener, wohin die Nymphe und ihr Bruder verschwunden waren. Zwischen den bleiernen Wolken durchpeitschten die Schwingen der Harpyien die Luft. Sie stoben genau auf sie zu mit Mordlust in ihren Augen.
    »Ich glaube, wir haben ein Problem«, sagte Aiolos, der zu seinem Kurzschwert griff. Auch Cel und Lysandra zogen ihre Schwerter, um die Biester abzuwehren. Auf jeden von ihnen stürzte sich eine der geflügelten Bestien. Wer welche war, wusste Lysandra nicht. Sie duckte sich und hieb zugleich zu, verfehlte sie jedoch. Eine Klaue erwischte sie am Kopf, riss aber glücklicherweise nur ein Büschel Haar heraus, was genug schmerzte.
    Erneut flog die Harpyie heran. Als ihre Fänge sie verfehlten, hackte sie nach Lysandra mit dem Schnabel, streifte sie glücklicherweise jedoch nur. Lysandra riss das Schwert hoch und stieß damit nach der Kreatur. Federn rieselten auf sie herab. Das Biest ließ schreiend etwas fallen. Glücklicherweise konnte Lysandra gerade noch ausweichen. Der Schmerz ließ sie taumeln.
    Lysandra vernahm einen Schrei. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Blut über Aiolos’ Gesicht lief. Cel hackte wie ein Irrer mit seinem Schwert auf eine der Harpyien ein, die kreischend Blut und dunkle Federn ließ. Der kurze Moment der Ablenkung genügte und die Harpyie erwischte Lysandra am Arm, sodass ihr das Schwert aus der Hand fiel. Ihr Dolch war keine Waffe, womit sie gegen die Klauen und Schnäbel der Tiere ankommen könnte.
    Das Biest wollte sich gerade erneut auf sie stürzen, da sank es mitten im Flug von einem Speer getroffen zu Boden. Der Speer fiel aus dem blutenden Fleisch der Harpyie, die sich mit taumelndem Flug, schwarzgraue Federn lassend, hinauf zum rauchigen Himmel schwang. Mit jedem Flügelschlag verspritzte sie Blut. Auch ihre Schwestern flogen glücklicherweise davon.
    Keuchend kam Cel auf sie zu. »Lass mich deine Verwundung ansehen.«
    Blut floss über Lysandras Gesicht. Cel tupfte die Wunde mit einem Stück Stoff ab, das er von seinem Gewand abgerissen hatte.
    »Das ist eine Platzwunde. Die müssen wir nähen«, sagte Cel.
    »Würde ich ja machen«, sagte Sirona, »doch mit den Pfoten geht das schlecht. Ich hoffe, du hast meine Sachen eingepackt.«
    »Aber gewiss, Schwesterlein.« Cel nahm die Arzneien und Utensilien aus seinem Beutel. »Das wird jetzt wehtun. Es tut mir leid.«
    Lysandra biss die Zähne zusammen, als er die Platzwunde vernähte, dabei war sie sich sicher, dass er vorsichtig ans Werk ging. Dennoch tat es weh. Die Stiche jedoch, sollten sie Narben ergeben, würden sie ewig an Cel erinnern, wenn sie wieder in Delphoí war und er an einem fernen Ort, den sie nicht kannte. Sie verdrängte die Gedanken an die unausweichliche Zukunft.
    Sanft strich er über ihre Wange. »Könnte eine Narbe geben.«
    »Gibt Schlimmeres.«
    Sirona deutete auf ein Kraut mit einem länglichen Schaft, an dem winzige weiße Blüten wuchsen. »Nimm den Spitzwegerich. Zerkaue ein paar Blätter, tue sie auf die Wunde und decke das Ganze mit ein paar Blättern ab, bevor du sie verbindest.«
    »Ja, meine Anführerin.« Sachte verteilte Cel die Kräutermasse auf Lysandras Wunde und deckte sie mit weiteren Blättern ab, die er mit einem Stoffstreifen fixierte.
    Sirona betrachtete währenddessen Aiolos’ Wunde, die er auf ihr Geheiß hin selbst ein wenig abtupfte, damit sie diese besser sehen konnte.
    »Ist nur ein Kratzer, doch am Kopf blutet man meistens stark. Cel soll dir auch ein wenig vom Spitzwegerich drauf tun«, sagte sie.
    »Eure Schwester kennt sich mit der Heilkunst gut aus?«, fragte Aiolos, der notgedrungen in die Sache mit dem Zauber eingeweiht worden war.
    Cel nickte. »Leider kann sie ihr

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