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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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sie auch noch verloren!«
    »Lass uns mehr Abstand halten als bei ihr. Dieser Mann weiß, dass er
gesucht wird«, mahnte Jean, obwohl er in Wahrheit befürchtete, Kafziel, dessen
Sinne sehr viel umfassender als die eines Menschen waren, könne auf ihn
aufmerksam werden. Tiévant nickte nur und ging langsamer. Sicher brannte er
ebenso vor Neugier wie er selbst, doch Jean fragte sich darüber hinaus, ob
Sylvaine dem Dämon bereits vor Caradecs Tod leibhaftig begegnet war. Wusste sie
überhaupt, wen sie vor sich hatte, oder trieb er auch mit ihr irgendein
seltsames Spiel? Würde am Ende sie das freiwillige Opfer sein, das er brauchte,
weil er ihr wie Sophie die Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche versprach?
    Sie folgten dem düsteren Paar – auch Kafziel war schwarz gekleidet –
in eine ruhige Seitenstraße und ließen sich noch weiter zurückfallen. Zu laut
hallten ihre Schritte, zu auffällig wäre es gewesen, hätten Sylvaine oder
Kafziel im Schein einer Straßenlaterne die Clochards wiedererkannt, die eben
noch in die entgegengesetzte Richtung am Bistrot des
Pingouins vorbeigetaumelt waren. Schon wieder
Pinguine. Das Leben wartete manchmal mit merkwürdigen Zufällen auf.
    Jeans Herzschlag hatte sich gerade etwas beruhigt, als sich vor dem
Dämon und Sylvaine zwei Gestalten aus den Schatten einer Torfahrt lösten. Den
Silhouetten nach zu urteilen, handelte es sich um Männer. Der eine groß und von
kräftiger Statur, der andere etwas kleiner und untersetzter, aber nicht weniger
breitschultrig. Die beiden ungleichen Paare nickten sich zu, Grüße wurden
gemurmelt, bevor es auf einen Wink Kafziels auch schon gemeinsam in die
Einfahrt und damit außer Sicht ging. Hatten Tiévant und er im ersten Augenblick
innegehalten, ohne sich darüber verständigen zu müssen, gingen sie nun wie auf
einen unhörbaren Befehl schneller.
    »Wer sind die anderen Kerle? Hast du die schon mal gesehen?«,
flüsterte der Brigadier.
    »Ich glaube, der Kleinere gehört auch zum Zirkel«, antwortete Jean
ebenso leise, doch der andere kam ihm völlig unbekannt vor.
    Sein Freund nickte knapp. »Ich verwette meinen Hintern darauf, dass
das Arnaud war.«
    Der Name sagte Jean nichts, aber er hatte keine Zeit, sich darüber
Gedanken zu machen. Wachsam näherten sie sich dem Durchgang. An dem alten,
mehrstöckigen Haus, zu dem die Einfahrt gehörte, war nichts Besonderes. Manche
Fenster waren erleuchtet, ein Fernseher flimmerte. An einigen Stellen platzte
die Farbe vom Putz, und auch das Holztor hätte einen neuen Anstrich verdient.
Tiévant drängelte sich vor, um vorsichtig um die Ecke zu lugen, doch da er
kleiner war, konnte Jean über ihn hinwegspähen. Durch eine Straßenlaterne an
der Wand lag die Einfahrt tief im Schatten. Dahinter ließ sich ein spärlich
beleuchteter Innenhof ausmachen. Jean lauschte. Sylvaines klappernde Absätze,
die noch ein, zwei Sekunden zu hören waren, bevor sie plötzlich verschluckt
wurden, verrieten, dass die Männer und sie den Hof durchquert haben mussten.
    Tiévant huschte voraus, Jean folgte ihm. Bevor sie sich auf den Hof
hinauswagten, vergewisserten sie sich, dass er tatsächlich leer war. Es gab zu
beiden Seiten eine Haustür, doch nur hinter einer brannte gerade Licht. Darüber
war das gesamte Treppenhaus beleuchtet, vermutlich ein Zeitschalter. Jean sah
hinauf, aber kein Schemen deutete darauf hin, dass jemand nach oben stieg.
    »Sie müssen dort reingegangen sein«, stellte Tiévant fest, machte
jedoch keine Anstalten, ihnen zu folgen.
    »Worauf warten wir dann?«
    Der Brigadier sah Jean irritiert an. »Darauf, dass sie wieder
rauskommen natürlich. Ich muss Verstärkung anfordern, damit jemand an den
Kerlen bleiben kann, wenn sie sich wieder trennen. Gournay hat gehofft, dass
die anderen uns zu dem Mann führen, der deine Freundin umbringen wollte. Jetzt
müssen wir Beweise sammeln, dass sie tatsächlich zusammen Straftaten planen
oder begehen.« Er zog sein Funkgerät aus derselben Papiertüte, aus der zuvor
die Weinflasche aufgetaucht war.
    So finden wir nie heraus, was sie tun, dachte
Jean kopfschüttelnd und ging zur Haustür. Er musste verschwinden, bevor
Tiévants Verstärkung eintraf, doch er konnte nicht, ohne mehr erfahren zu
haben. Der Brigadier, der hinter ihm leise in sein Funkgerät sprach, mochte
glauben, dass Kafziel hier wohnte und sie nun lediglich seine Wohnung
überwachen und abhören mussten, um den Machenschaften des Zirkels auf die
Schliche zu kommen, aber Tiévant ahnte

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