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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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schließlich nicht, mit wem sie es zu tun
hatten.
    Wie erwartet war die Tür ohne Schlüssel von außen nicht zu öffnen.
Jean drückte wahllos auf mehrere Klingeln.
    »Bist du verrückt? Was machst du denn da?« Tiévant rannte die
letzten Meter zu Tür.
    »Ja?«, tönte es blechern aus dem kleinen Lautsprecher unter den
Klingeln.
    »Police judiciaire. Uns wurde ein Einbruch gemeldet«, antwortete
Jean so nüchtern es ihm möglich war. Prompt ertönte ein Summen, und die Tür
ließ sich aufdrücken.
    »Bist du völlig wahnsinnig?«, zischte Tiévant, während über ihnen im
Treppenhaus jemand rumorte und »Hallo?« rief. Er riss sich den Bart ab und den
lächerlichen Schlapphut vom Kopf.
    »Du lenkst die Leute ab, ich seh mich mal um.«
    »Ich hatte nicht vor, dieses Haus …« Der Brigadier unterbrach sich,
als ein lauteres, misstrauischeres Rufen herabschallte. »Bitte, bleiben Sie
oben, Monsieur! Wir wissen nicht, ob die Einbrecher noch hier sind.«
    »Ist es bei Lavalles?«, ertönte eine aufgeregte weibliche Stimme.
»Die sind doch im Urlaub.«
    Jean achtete nicht darauf, was Tiévant erwiderte, sondern ließ den
Blick durch den Flur schweifen. Briefkästen, Treppen nach oben und unten, zwei
Wohnungstüren. Schon wollte er zu den Türen gehen, als ihm auffiel, dass auch
das Licht der Kellertreppe brannte, obwohl es dafür einen eigenen Schalter gab.
Ohne zu zögern, lief er die Stufen hinab. Ihm war, als könne er die Präsenz des
Dämons noch ganz schwach dort unten spüren.
    Am Fuß der Treppe fand er sich auf einem Gang wieder, in dem sich
durch Gitter abgetrennte Verschläge aneinanderreihten. Dahinter türmte sich
Gerümpel. Es roch nach modrigem Holz, Kartoffeln, vergessenen Ölkanistern und
Farbdosen. Staub und Spinnweben dämpften das Licht der einzigen Lampe. Von oben
drangen Rufe und Tiévants gereizte Stimme herab, doch hier unten regte sich
nichts. Kafziel mochte sich in Luft auflösen können, aber wohin wären dann die
anderen verschwunden?
    Erst als er sich noch weiter umdrehte, entdeckte er, dass der
vergitterte Bereich unter der Treppe keine der Abstellkammern war, sondern
hinter einer Tür aus rostenden Eisenstäben weitere Stufen in die Tiefe führten.
Ein Vorhängeschloss samt schwerer Kette sollte wohl für gewöhnlich Neugierige
abhalten, doch jetzt hing es offen und nutzlos in ein Kettenglied gehakt. Als
Jean sie aufzog, knarrte die Tür in den Angeln. Von unten wehte ihm muffige
Kälte entgegen. Langsam, in die Stille lauschend, stieg er hinab.

    Sophie stand vor der Kasse, das Handy am Ohr, und hätte
sich am liebsten nach Hause teleportiert. Alex sah sie fragend an, doch es war
nur eine ferne, unwirkliche Wahrnehmung, denn viel deutlicher hatte sie ihre
völlig aufgelöste Freundin vor Augen. »Ich … Warte bitte mal.« Mit einer Hand
fingerte sie ihr Portemonnaie hervor und schob es Alex über die Theke, damit er
sich das Geld selbst herausnehmen konnte. »Ich bin gerade in einem Laden und
muss …«
    Mit einer abwehrenden Geste wich Alex zurück, ohne den Geldbeutel
auch nur anzurühren.
    »Sorry, wenn ich störe«, schniefte Lara und klang noch
unglücklicher. »Soll …«
    »Nein, nein, nein! Du störst überhaupt nicht. Du sollst nicht immer
solche Sachen denken.« Sophie suchte Alex’ Blick, um ein beinahe unhörbares
»Merci!« zu wispern. »Ich muss nur schnell meinen Kram einpacken, dann bin ich
hier raus«, versprach sie, stopfte das Portemonnaie in die Tasche und schnappte
sich das Buch. »Bon soir, Alex. Siehst du?«, wandte sie sich wieder an Lara,
während sie zur Tür ging. Alex eilte an ihr vorbei, um sie ihr aufzuhalten. Sie
schenkte ihm noch ein flüchtiges Lächeln. »Schon bin ich draußen und kann
reden.«
    »Mhimm.« Mehr als diesen Laut zwischen Brummen und Quietschen
brachte Lara nicht heraus.
    »Also ich … ich kann das gar nicht glauben.« Ich
will es nicht glauben, würde es wohl besser treffen, aber nach allem, was sie
in letzter Zeit erzählt hat … »Bist du sicher, dass er eine andere hat?«
    »Ja. Er hat es mir selbst gesagt.« Ihre Worte waren kaum zu
verstehen. »Als er mit mir Schluss gemacht hat.« Sie schluchzte noch heftiger.
    Sophie spürte ihre Kehle eng werden, die Augen feucht. Wie von
selbst folgten ihre Füße dem Weg in die Rue Jean de Beauvais, während sie darum
rang, nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen. Sie spürte Laras Schmerz sich in
ihr Herz bohren. »Was für ein Mistkerl«, hauchte sie. Wut regte sich, zuerst
nur ganz

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