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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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und dir beistehen.«
    Sophie schniefte und fischte in der Nachttischschublade nach einem
Taschentuch. »Lara, das ist so lieb von dir! Aber mach dir meinetwegen keinen
Stress.«
    »Pah, Stefan wird ja wohl nichts gegen einen romantischen Paris-Trip
einzuwenden haben. Er hat doch ohnehin gerade Urlaub. Und meine Chefin wird
überleben, wenn ich die freien Tage mal nicht sechs Monate im voraus
beantrage.«
    »Wenn du meinst …«
    »O ja, das meine ich.« Lara klang jetzt beinahe fröhlich. »Lass den
Kopf nicht hängen! Irgendwie wird das schon alles wieder, und ich passe auf,
dass du nicht mehr unter Verrückten landest.«
    Wenn das so einfach wäre, dachte Sophie,
nachdem sie sich verabschiedet hatten. Lara würde an Jeans Misere nichts ändern
können. Und Kafziel … Sie erstarrte. Ob es wirklich eine so gute Idee war, dass
Lara herkam? Wie sollte sie ihre Freundin und sich vor dem Dämon bewahren?
    Jean hätte Rat gewusst, doch er saß unerreichbar hinter Gittern.
Rafe mochte als Engel nicht verhindern können, dass sich Kafziel ihr näherte,
aber wenn sie Jeans Aussagen richtig verstanden hatte, gab es andere Mittel,
sich vor den Nachstellungen eines Dämons zu schützen. Magische Mittel
vielleicht. Nur – wen konnte sie danach fragen? Vermutlich gab es auch
Priester, die sich mit solchen Dingen auskannten, doch Jean hatte sie
eindringlich davor gewarnt, fremden Geistlichen von ihren Verstrickungen mit
Dämonen zu erzählen. Und nach dem wenig ergiebigen Gespräch mit dem Abbé in der
Kirche Saint-Nicolas-du-Chardonnet machte sie sich kaum Hoffnung, von anderen
Priestern sinnvollere Antworten zu bekommen.
    Jean hat sein Wissen aus Büchern, oder nicht? Hatte er nicht sogar gesagt, Delamairs könne es in
mancher Hinsicht mit der Bibliothek einer theologischen Fakultät aufnehmen? Auf
jeden Fall würde sie in dieser Buchhandlung reichlich Literatur über Engel und
Dämonen finden, obwohl das meiste sicher okkultistischer Humbug war. Ob der
junge Mann, der ihr Jeans Adresse gegeben hatte, ihr sagen konnte, welches die
seriösen Bücher waren?

    Erst als Sophie die Rue Saint-Jacques überquerte und auf
die Treppen unter dem Schild L’Occultisme zuhielt,
fiel ihr ein, dass die Buchhandlung so früh am Morgen womöglich noch gar nicht
geöffnet oder schlimmstenfalls bis Ende August Betriebsferien hatte. Dass kein
Gitter die schmale, alte Tür versperrte, wertete sie als gutes Zeichen. Mehr
verrieten das sonnenvergilbte Schaufenster und der staubige Vorhang dahinter
nicht. Sie drückte die Klinke herunter und spürte sofort, dass die Tür
verschlossen war. Mist. Vergeblich hielt sie nach
einem Aushang mit den Öffnungszeiten Ausschau. Sie hatte wenig Lust, zehn Mal
um den Block zu laufen, bis sie irgendwann mehr Erfolg haben würde.
    Sie kam sich penetrant vor, schon wieder außerhalb der
Geschäftszeiten zu stören, doch wenn der Laden so selten und eigenwillig
öffnete wie Madame Guimards 30 er-Jahre-Boutique,
würde sie morgen noch hier stehen. Kurzentschlossen drückte sie auf den
antiquierten runden Klingelknopf und wartete. Nichts rührte sich.
    Mist. Mist. Mist. Dann müsste sie wohl
doch später … Plötzlich kam ihr ein neuer Gedanke. Musste sie die Leute von Delamairs eigentlich nicht warnen, dass Jean wegen
Mordverdachts verhaftet worden war? Soweit sie es verstanden hatte, arbeitete
er als Aushilfe hier, und man hatte ihn gestern vielleicht schon vermisst.
Außerdem würde eventuell bald die Polizei auftauchen, um jeden zu verhören, der
in engerem Kontakt zu ihm stand.
    Sie beschloss zu warten und setzte sich auf die kühlen Steinstufen,
während sich die wiedergekehrte Hochsommersonne anschickte, den Asphalt
aufzuheizen. Ein paar Mopeds knatterten vorüber, und ein gelangweilter
Straßenfeger, der kein T -Shirt unter seiner
Latzhose trug, kehrte imaginären Müll in den Rinnstein. Nur wenige Autos
erinnerten daran, dass sie sich mitten in einer Großstadt befand.
    Piepsend verkündete ihr Handy eine SMS . Bestimmt Lara, die …
    Ein Schatten fiel auf ihre Füße.
    »Oh, äh, bonjour! Wir kennen uns doch?«
    Sie ließ das Handy unbesehen zurück in die Tasche gleiten und
blickte auf.
    »Bin ich zu spät?« Die dunklen Augen des jungen Manns richteten sich
nervös auf seine Armbanduhr. Obwohl er frisch rasiert zu sein schien,
schimmerten die schwarzen Stoppeln durch seine auffallend blasse Haut.
    »Nein, sicher nicht.« Sophie stand rasch auf, um ihm den Weg zur Tür
freizugeben. Flüchtig fragte sie

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