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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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habe
sein Leben zerstört! Die Erkenntnis trieb ihr die Tränen in die Augen. Das kann ich nie wiedergutmachen. »Ich hab dein Leben
zerstört«, schniefte sie, blinzelte vergeblich gegen die Tränen an und wandte
sich ab, als ob er es dann nicht merken würde. Reiß dich am
Riemen! Anstatt ihm zu helfen, heul ich ihm auch noch etwas vor! Aber
der Punkt war, dass sie ihm nicht helfen konnte . Als
er einen Arm um sie legte und mit dem Daumen über ihre Schulter strich,
verkrampfte sie sich noch mehr.
    »Hey. Du kannst nicht wirklich etwas dafür.« Er drehte sich ein
wenig, um sie ganz in die Arme schließen zu können, und zog sie an sich.
    Wie konnte er sie immer noch trösten wollen? »Du musst mich doch zum
Teufel wünschen.«
    »Ja, sicher«, spottete er. »Die Hölle ist das Mindeste, was du
verdient hast.«
    »Aber es stimmt!« Sie wollte nicht, weil sie fürchtete, dann erst
recht zu weinen, doch sie spürte sich in der Wärme nachgeben, mit der er sie
umfing. Ein Zittern ging durch ihren Körper, als sie ein Schluchzen
unterdrückte.
    »Komm schon. Sieh mich an.« Er entließ sie halb aus der Umarmung, um
mit dem Rücken des Zeigefingers die Tränen abzufangen, die über ihre Wange
liefen.
    Widerstrebend blickte sie auf, denn sie wollte nicht, dass er ihr
vergab, aber zugleich verlangte es sie danach, in seine Augen zu sehen.
    »Ich will nicht, dass du dir Vorwürfe machst. Für mein Leben bin ich
immer noch selbst verantwortlich.«
    »Aber …«
    »Kein Aber.«
    Die Worte, die sie eben noch sagen wollte, entglitten ihr unter
seinem eindringlichen Blick. Selbst dass seine Finger ihre Wange streichelten,
nahm sie nur beiläufig wahr. Die Zeit stand still. Es war, als blicke sie durch
diese grünbraunen Augen direkt in sein Herz, das ihr alles entgegenbrachte,
wonach sie sich so sehr sehnte.
    Er senkte die Lider erst im letzten Moment, bevor seine Lippen die
ihren berührten, und wie von selbst ahmte sie es nach, schloss die Welt aus, um
sich dem Kuss hinzugeben. Ihre Hände fanden auch blind den Weg in seinen Nacken
und sein Haar. Sie erwiderte den Kuss, zärtlich und doch voll verhaltener
Leidenschaft, vorsichtig zunächst, dann kühner. Kein Gedanke störte das Fühlen,
Tasten, Schmecken, die überwältigende Freude, die sie erfüllte, und das Sehnen
nach mehr, das in ihr wuchs. Der Moment … nein, er sollte niemals aufhören, der Kuss niemals enden, die Luft, die sie atmete, für
immer sein Atem sein.
    Seine Arme umfassten sie fester, zogen sie näher, und ihr Körper gab
willig nach. Wie sehr sie doch bei Rafe vermisste, begehrt zu werden. Rafe! Wie von einem Blitz getroffen, versteifte sie sich,
drängte dann rückwärts, fort von Jean und dem Verrat, den sie gerade beging.
Wie konnte sie nur? Rafe liebte sie.
    Jean gab sie sofort frei, obwohl Widerstreben in seiner Bewegung und
Bedauern in seinem Blick lagen. »Entschuldige. Ich hätte das nicht tun dürfen.
Du … hast viel durchgemacht in letzter Zeit.«
    Sie war noch dabei, ihre aufgewühlten Gefühle zu beruhigen, und
konnte ihn nicht richtig ansehen. War das der Grund für ihre Schwäche, für
diese innere Zerrissenheit? Dass seit Rafes Tod zu viel auf sie eingestürmt
war, um noch klar denken und fühlen zu können? »Vielleicht, ja, ich … stehe
etwas neben mir.« Auf jeden Fall war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, sich
hinzusetzen und ihre Gefühle zu sortieren. Unten im Gastraum wartete vermutlich
ein Brigadier in Zivil und würde sich irgendwann fragen, warum sie nicht von
der Toilette zurückkam. »Das … das eben war sicher nicht der Grund, warum du
mich hergebeten hast«, wechselte sie rasch das Thema.
    »Nein, natürlich nicht!« Er klang beinahe beleidigt. »Es geht darum,
wie wir diesen Schlüssel finden. Wir müssen Kafziel zuvorkommen. Nachdem du ihm
so entschieden getrotzt hast, fürchte ich, dass er sich ein anderes Opfer
suchen wird, ohne dass wir etwas davon mitbekommen. Für dich ist das gut«,
beeilte er sich zu versichern. »Ich wäre froh, dich endgültig außer Gefahr zu
wissen.«
    »Ist schon gut. Ich weiß, was du sagen willst.« Allmählich legte
sich der Aufruhr in ihrem Innern, doch sie hielt lieber Abstand, um der leisen
Sehnsucht, die sich tief in ihr noch regte, keine Nahrung zu geben. »Hast du
etwa schon einen Plan?«
    »Nicht direkt. Ich habe mir nur Gedanken darüber gemacht, wie wir
die Suche eingrenzen können, und ich glaube, dass meine Überlegungen schlüssig
sind.«
    »Du meinst, damit wir nicht jedes

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