Der Kuss des Killers
setzte Leila an und schob Eve ein paar Papiere über den Tisch. »Sie findet heute um zwei Uhr statt. «
»Er wird nicht gegen Kaution freigelassen werden.« Eve drückte die Papiere Peabody in die Hand. »Also hätten Sie sich die Mühe sparen können.«
»Ich habe den Ermordeten doch nicht einmal gekannt«, begann Chas verzweifelt. »Ich habe ihn an dem Abend, als ich mit Ihnen zusammen war, zum ersten Mal gesehen.«
»Sie waren also zum Tatzeitpunkt am Tatort und hätten die Gelegenheit zu diesem Mord gehabt. Und das mögliche Motiv…« Sie lehnte sich zurück. »Sie waren dort, Sie wussten, dass er drohte zusammenzubrechen und alles zu erzählen. Sein Blut war nicht das erste, das Sie vergossen haben, nicht wahr, Mr. Forte?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Seine Stimme bebte, er atmete tief ein und ergriff Hilfe suchend Leilas Hand. Sie verschränkten ihre Finger und seine Stimme gewann hörbar an Kraft. »Ich habe in meinem ganzen Leben nie einem Menschen Schaden zugefügt. Das widerspräche meinem Glauben und allem, was ich aus mir gemacht habe. Das habe ich Ihnen bereits erklärt. Im Vertrauen darauf, dass Sie mich verstehen würden, habe ich Ihnen längst alles gesagt.«
»Besitzen Sie eine schwarze Robe? Eine, die man sich einfach um den Körper schlingt, aus natürlicher Seide, bodenlang?«
»Ich besitze viele Roben. Aber schwarz gefällt mir nicht.«
Eve streckte eine Hand aus und wartete, bis Peabody ihr das versiegelte Kleidungsstück überreichte. »Dann kennen Sie diese Robe also nicht?«
»Die ist nicht von mir.« Er schien sich ein wenig zu entspannen. »Die gehört mir nicht.«
»Nein? Und trotzdem wurde sie in einer Truhe des Schlafzimmers der Wohnung gefunden, die Sie mit Isis teilen. Achtlos, vielleicht in Eile unter einem Stapel anderer Roben versteckt. Sie weist Blutflecken auf, Mr. Forte. Flecken von Wineburgs Blut.«
»Nein.« Er wich erschreckt vor ihr zurück. »Das ist unmöglich.«
»Es ist eine Tatsache. Es steht Ihrer Anwältin frei, den Laborbericht zu lesen. Ich frage mich, ob Isis die Robe erkennt. Vielleicht… ruft ihr Anblick ja ein paar Erinnerungen wach.«
»Sie hat nichts damit zu tun. Nichts mit alledem zu tun.« Er sprang panisch auf. »Sie können sie unmöglich verdächtigen – «
»Was getan zu haben oder zu tun?« Eve sah ihn fragend an. »Einen Mörder zu decken oder an einem Mord beteiligt gewesen zu sein? Sie lebt und arbeitet mit Ihnen zusammen und teilt mit Ihnen das Bett. Selbst wenn sie Sie nur schützen will, hängt sie sich dadurch selber an den Strick.«
»Sie dürfen sie nicht in diese Sache hineinziehen. Sie darf so etwas nicht durchmachen müssen. Lassen Sie sie in Ruhe.« Er stützte seine zitternden Hände vor sich auf den Tisch. »Lassen Sie sie in Ruhe. Versprechen Sie mir das und ich werde Ihnen alles sagen, was Sie hören wollen.«
»Chas.« Leila stand auf und legte eine Hand auf seine Schulter. »Setzen Sie sich wieder hin und sagen Sie nichts mehr. Mein Mandant hat zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu sagen, Lieutenant. Ich muss mich mit ihm besprechen und bitte darum, dass man uns zu diesem Zweck allein lässt.«
Eve musterte sie. Auf einmal wirkte sie nicht mehr jung und traurig, sondern kühl, entschlossen und professionell. »In dieser Sache sind wir zu keinem Deal bereit«, erklärte sie und winkte Peabody ihr zu folgen. »Aber möglicherweise kommt er mit einem umfassenden Geständnis statt in den Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses in die Psychiatrie. Denken Sie darüber nach.«
Als sie draußen im Flur stand, erklärte sie fluchend: »Jetzt wird sie ihn dazu verdonnern, gar nichts mehr zu sagen. Und er wird tun, was sie sagt, weil er zu verängstigt ist, um etwas anderes zu tun.«
Sie marschierte ein paar Schritte den Korridor hinunter und kam dann wieder zurück. »Ich muss unbedingt mit Mira sprechen. Inzwischen hat sie sicher das Gutachten erstellt. Rufen Sie währenddessen bei der Staatsanwaltschaft an. Wir brauchen einen von denen hier unten. Vielleicht kriegen wir aus Forte, wenn ein Staatsanwalt von Kollege zu Kollegin mit seiner Anwältin spricht, ja doch noch was heraus.«
»Die Anschuldigung gegen Isis hat ihn vollends zusammenbrechen lassen.« Peabody lugte im Gehen noch einmal über die Schulter in Richtung des Verhörraums. »Sieht aus, als ob er sie wirklich liebt.«
»Es gibt alle möglichen Arten von Liebe, nicht wahr?«
»Ich verstehe absolut nicht, weshalb er ein Verhältnis mit dieser Mirium
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