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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Kodex, nach dem sie lebte, ließe es nicht zu, dass sie täte, als hätte sie nichts gesehen.
    Vielleicht war der Kodex, nach dem Isis lebte, nicht so stark.
    Doch als sie jetzt im Dunkeln hockte und der Wind mit kleinen spitzen Zähnen an den Autofenstern kratzte, wurde ihr bewusst, dass das wohl eher unwahrscheinlich war.
    Forte hatte beinahe gestanden, erinnerte sie sich. Als sie ihm die Robe hingehalten hatte, hatte er seine starre Haltung aufgegeben.
    Das stimmte nicht ganz, musste sie sich eingestehen. Erst als sie Isis in die Sache mit hineingezogen hatte, hatte er einen neuen Weg gewählt.
    Um sie zu schützen. Um sie abzuschirmen. Um sich für sie zu opfern.
    Mit einer völlig neuen These stieg sie aus dem Wagen und ging über die Straße.
    Eine Reihe von Leuten spazierte über den Gehweg, viele von ihnen kostümiert. Eine Gruppe von Teenagern eilte an ihr vorbei und hätte mit ihrem lärmenden Gejohle garantiert selbst die Toten aufgeweckt. Niemand achtete auf die einsame Frau in der dunklen Lederjacke, die die Stufen zu der dunklen Wohnung über dem Spirit Quest erklomm.
    Ein paar Sekunden stand sie vor der Tür und musterte die Straße und die umliegenden Gebäude. Es war eine Gegend, in der sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten scherte und in der man es anscheinend obendrein gewohnt war, teilweise ungewöhnliche Gestalten die Treppe zu dem Apartment hinaufgehen zu sehen.
    Um ihre Theorie noch weiter zu testen, drehte sie am Türknauf, zog, als er nicht nachgab, ihren Generalschlüssel aus der Tasche ihrer Jacke, hatte das Schloss in null Komma nichts geöffnet und wartete darauf, dass das Schrillen der Alarmglocke erklang.
    Doch es herrschte weiter Stille.
    Das Apartment war demnach augenscheinlich nicht gesichert. Natürlich lief der normale Bürger nicht mit einem Mastercode herum, doch bekam man ungesicherte Türen auch auf andere Arten auf.
    War die Wohnung nicht auch am Vortag völlig ungesichert gewesen? Wäre es, während Isis und Forte auf dem Revier gewesen waren, nicht ein Leichtes gewesen, einfach heimlich das Apartment zu betreten und eine blutbefleckte Robe an einer Stelle zu verstecken, wo man sie bei einer Durchsuchung hundertprozentig fand?
    Eve widerstand der Versuchung, sich ebenfalls heimlich in die Wohnung zu schleichen, machte die Tür wieder von außen zu und spann den Gedanken weiter aus. Mirium hatte ihn belastet. Sie hatte seinen Namen genannt, als sie auf dem Boden des Bades gesessen hatte und ihr noch das Blut ihres Opfers von den Händen geflossen war.
    Sie war eine unter Wahnvorstellungen leidende, soziopathische, leicht beeinflussbare Frau.
    Verdammt. Eve trottete die Treppe hinunter und ging zurück zu ihrem Wagen. Sie hatten Beweise, oder etwa nicht? Forte hatte ein Motiv und hätte die Gelegenheit zu dem Mord gehabt. Ein Fall wie aus dem Lehrbuch. Sie hatte sogar eine geständige Komplizin.
    Eine Komplizin, mit der er ein heimliches Verhältnis gehabt zu haben schien. Mit der er es im Central Park getrieben hatte und die von ihm vor den Augen seiner Partnerin als offizielles Mitglied in den Hexenzirkel aufgenommen worden war.
    Es passte alles ganz genau. Aber genau das war auch das Problem. Es passte so genau, als hätte jemand das Ganze sorgfältig inszeniert. Nur durfte man die Liebe – die selbstlose, hingebungsvolle, bedingungslose Liebe zwischen Chas und Isis – dabei nicht in Betracht ziehen. Bezog man sie nämlich in seine Überlegungen mit ein, bekam man ein völlig neues Bild.
    War das Ganze tatsächlich eine Falle, und versuchte jemand, sie dazu zu benutzen, dass diese Falle zuschnappte, wollte sie verdammt sein, fände sie es nicht heraus. Sie erwog, Peabody anzurufen und griff nach ihrem Link, als plötzlich ein erstickter Schrei an ihre Ohren drang. Innerhalb einer Sekunde war sie mit gezückter Waffe aus dem Wagen und sah die Gestalt in dem dunklen Umhang, die eine Frau mit sich in den Schatten einer Häuserzeile zog.
    »Polizei.« Sie begann zu rennen. »Lassen Sie sie los.«
    Er tat sogar noch mehr. Er ließ nicht nur von seinem Opfer ab, sondern floh in affenartiger Geschwindigkeit. Als Eve die Frau erreichte, lag diese stöhnend mit dem Gesicht nach unten auf der Erde. Sie steckte ihren Stunner wieder ein und ging neben dem Opfer in die Hocke.
    »Wie schlimm hat er Sie verletzt?« Sie drehte die Frau auf den Rücken und sah die blitzende Klinge des Messers den Bruchteil einer Sekunde, bevor die Spitze ihren Bauch traf.
    »Ich brauche nur ein

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