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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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und ihre Beine waren weit gespreizt.
    Sie hob mühsam den Kopf und versuchte etwas von ihrer Umgebung zu erkennen. Schatten bewegten sich durch den vom flackernden Licht von Dutzenden von Kerzen unzulänglich erhellten Raum. Sie sah sich selbst in einem Spiegel, einer Wand aus schwarzem Glas, die die Bilder zuckend reflektierte.
    Sie war kein kleines Kind mehr und es war nicht ihr Vater, von dem sie gefesselt worden war.
    Sie musste die Panik unterdrücken. Panik brachte sie nicht weiter. Sie hatte ihr noch nie etwas genützt. Sie war unter Drogen gesetzt worden, hierher gebracht und lag jetzt nackt wie ein Stück Fleisch auf einem Block aus kaltem Marmor.
    Selina Cross wollte sie töten und täte vielleicht noch Schlimmeres mit ihr, wenn es ihr nicht gelänge, einen klaren Kopf zu kriegen und sich ihr zu widersetzen. Sie zog und zerrte weiter an den Fesseln und kämpfte gegen den dumpfen Nebel an.
    Wo war sie? Höchstwahrscheinlich in Selinas Wohnung, auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, wie sie hierher gekommen war. Der Club wäre zu gefährlich, dort wären jede Menge Leute. Hier in diesem Zimmer würden sie nicht gestört. In dem Zimmer, in dem Alice Zeugin der Ermordung eines Kindes geworden war.
    Wie viel Uhr war es? Gott, wie lange war sie ohnmächtig gewesen? Roarke wäre sicher sauer. Um nicht hysterisch aufzuschreien, biss sie sich so lange auf die Lippe, bis Blut kam.
    Sie würden sie vermissen, würden sich fragen, wo sie steckte. Peabody wusste, wo sie zuletzt gewesen war und sie würden nach ihr suchen.
    Aber was sollte ihr das nützen?
    Eve kniff die Augen zu. Sie müsste sich beruhigen. Sie war auf sich allein gestellt, doch sie müsste sich beruhigen, denn sie wollte überleben, egal, was auch geschah.
    Die Spiegelwand glitt auf und Selina schwebte, eingehüllt in eine offene schwarze Robe, lautlos in den Raum. »Ah, Sie sind erwacht. Ich wollte, dass Sie wach sind, bevor die Zeremonie beginnt. «
    Alban betrat hinter ihr das Zimmer. Er trug eine ähnliche Robe wie Selina und hatte die grässliche Maske des wilden Ebers auf dem Kopf. Wortlos nahm er eine dicke Kerze, stellte sie zwischen Eves Schenkeln auf den grausigen Altar, trat einen Schritt zurück, zog ein Athame mit Elfenbeingriff aus einer schwarzen Scheide und hielt es in die Luft. »Jetzt kann die Zeremonie beginnen.«
    Roarke wollte gerade in seinen Wagen steigen, als sein Handy piepste und er es eilig aus seiner Jackentasche riss. »Eve?«
    »Ich bin es, Jamie. Ich weiß, wo sie ist. Sie haben sie erwischt. Sie müssen sich beeilen.«
    »Wo?« Noch während er die Frage stellte, schob sich Roarke hinter das Lenkrad.
    »Bei dieser Hexe Cross. Sie haben sie in ihrer Wohnung. Zumindest glaube ich, dass sie dort ist. Als sie sie aus dem Wagen gezerrt haben, habe ich sie verloren.«
    Roarke trat bereits das Gaspedal des Fahrzeugs bis auf den Boden durch. »Was heißt, verloren?«
    »Ich hatte eine Wanze an ihrem Wagen angebracht. Ich wollte wissen, was sie tut. Außerdem habe ich einen Sender in der Kiste installiert. Ich habe heute Abend seltsame Sachen mitangehört. Die Cross hat gesagt, dass sie den Wagen auf Automatik stellen und zu ihrer Wohnung fahren soll. Dallas muss unter Drogen gestanden haben oder so, denn ihre Stimme hatte einen ganz komischen Klang. Außerdem hat die Cross erzählt, wie sie meinen Großvater und Alice getötet hat.« Seine Stimme klang erstickt. »Sie hat sie beide umgebracht. Und dann auch noch irgendwelche Kinder. Und, Himmel…«
    »Wo bist du?«
    »Ich bin direkt vor ihrem Haus. Ich gehe jetzt rein.«
    »Warte draußen. Verdammt, hör mir zu. Warte draußen. Ich bin in zwanzig Minuten bei dir. Ruf die Polizei. Melde einen Einbruch, einen Brand, wer weiß was, aber sorg dafür, dass sie kommen. Hast du mich verstanden?«
    »Sie hat meine Schwester ermordet.« Plötzlich hatte Jamies Stimme einen erschreckend ruhigen Klang. »Und dafür bringe ich sie um.«
    »Warte draußen«, wiederholte Roarke und fluchte, als der Junge die Übertragung einfach abbrach. Er rang mühsam um Beherrschung, rief bei Mavis an und schnauzte, er wollte Peabody sprechen, als eine wild lachende Erscheinung an den Apparat kam.
    Als Peabody endlich vor dem Monitor erschien, parkte er den Wagen bereits vor der Tür von Selinas Haus. »Roarke. Feeney und ich machen uns direkt auf den Weg zum Spirit Quest – «
    »Dort ist sie nicht. Cross hat sie geschnappt und höchstwahrscheinlich in ihre Wohnung geschleppt. Ich bin bereits

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