Der Kuss des Killers
einen Schritt zur Seite, als ein laut »Toro! « brüllender, in einen roten Umhang gekleideter Stier an ihm vorbeischoss, und wich mit hochgezogener Braue einem mit einem kopflosen Leichnam tanzenden Engel aus.
»Ich wollte, dass sie sieht, was Leonardo und ich aus der Wohnung gemacht haben.« Mavis drehte eine stolze Pirouette. »Sie würde ihre alte Bleibe sicher nicht wieder erkennen, oder?«
Roarke blickte auf die magentaroten, mit kirschfarbenen und grünen Flecken und Streifen verzierten Wände sowie das aus zahllosen schimmernden Kissen und Glasröhren bestehende Mobiliar. Aus gegebenem Anlass schwenkten orangefarbene und schwarze Laser durch die Zimmer, in denen sich Skelette wiegten, Hexen flogen und schwarze Katzen fauchend ihre Nackenhaare sträubten.
»Nein.« Eve hätte ihre alte Wohnung niemals wieder erkannt. »Ihr habt hier ein wahres… Wunderwerk vollbracht.«
»Wir lieben diese Wohnung. Und wir haben den besten Vermieter der Welt.« Sie küsste ihn enthusiastisch auf die Wange und in der Hoffnung, dass ihr pupurroter Lippenstift nicht abgefärbt hatte, erwiderte er lächelnd: »Und ich habe dafür die beste Mieterin der Welt.«
»Könnten Sie sie nicht anrufen, Roarke?« Sie legte ihre ebenfalls purpurrot lackierten Fingernägel auf den Ärmel seines Jacketts. »Und ihr ein bisschen Dampf machen?«
»Klar. Kümmern Sie sich weiter um Ihre Gäste und machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich hier ist. «
»Danke.« Auf glitzernden, rothackigen Schuhen schwebte sie davon.
Roarke wollte sich gerade auf die Suche nach einer ruhigen Ecke machen, um dort zu telefonieren, als er plötzlich blinzelte: »Peabody?«
Sie verzog enttäuscht ihr sorgfältig angemaltes Gesicht. »Sie haben mich erkannt.«
»Aber kaum.« Mit einem leichten Lächeln trat er einen Schritt zurück und musterte sie von oben bis unten.
Lange blonde Haare wogten über ihre Schultern und einen winzigen, muschelförmigen BH. Von der Hüfte abwärts trug sie einen schimmernd grünen Schlauch.
»Eine reizendere Meerjungfrau habe ich selten gesehen.«
»Danke.« Ihre Miene erhellte sich. »Für diese Kostümierung habe ich eine Ewigkeit gebraucht.«
»Wie in aller Welt können Sie sich in dem Ding bewegen?«
»Unter dem Rock des Fischschwanzes habe ich zwei Löcher für die Füße ausgeschnitten.« Sie machte zwei winzige Schritte zurück. »Trotzdem ist die Bewegungsfreiheit in dem Ding reichlich begrenzt. Wo ist Dallas?« Sie sah sich suchend um. »Ich bin gespannt, was sie zu der Verkleidung sagt.«
»Sie ist noch nicht da.«
»Nein?« Da sie keine Uhr trug, warf sie einen Blick auf das Gerät an seinem Arm. »Es ist beinahe zehn. Sie wollte nur zwei Stunden auf Isis warten, und sich dann auf den Weg machen.«
»Ich wollte sie gerade anrufen.«
»Gute Idee.« Peabody versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie beunruhigt sie plötzlich war. »Wahrscheinlich versucht sie nur Zeit zu schinden. Sie verabscheut Feste dieser Art. «
»Ja, Sie haben Recht.« Doch Mavis und ihm selbst zuliebe wäre sie normalerweise trotzdem längstens aufgetaucht.
Als sie nicht ans Link ging, wählte er die Nummer ihres Handys. Das leise Summen zeigte, dass es eingeschaltet war, doch trotz mehrmaligen Läutens kam keine Reaktion.
»Etwas ist da nicht in Ordnung«, sagte er an Peabody gewandt. »Sie geht nicht dran.«
»Lassen Sie mich meine Tasche holen, dann piepse ich sie an.«
»Das habe ich bereits getan«, erklärte er ihr knapp. »Aber sie reagiert nicht. Sie war beim Spirit Quest?«
»Ja, sie wollte mit Isis sprechen…. ich ziehe mich schnell um und dann fahren wir los und gucken, wo sie ist.«
»So lange kann ich nicht warten.« Während Peabody mühsam aus ihrem Kleid stieg und sich auf die Suche nach Feeney machte, machte er sich bereits im Laufschritt auf den Weg.
Als sie wieder erwachte, dachte sie zuerst, sie hätte einen Traum. Ihr war schwindlig und als sie versuchte, eine Hand an ihren Kopf zu heben, konnte sie sich nicht bewegen.
Panik wogte in ihr auf. Sie war gefesselt. Er hatte sie oft gefesselt, als sie ein Kind gewesen war. Hatte sie ans Bett gebunden und ihr, während er sie vergewaltigt hatte, den Mund zugehalten, damit niemand hörte, dass sie schrie.
Sie zerrte an den Seilen, spürte den vagen, irgendwie entfernten Schmerz, als ihr die raue Faser in die Handgelenke schnitt, und begann zu schluchzen. Auch ihre Knöchel waren irgendwo mit Seilen festgebunden,
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